Auch in der Nationalelf spielt Hamburg keine Rolle mehr

Eine viel schlechtere Nachricht konnte es für den HSV vor den alles entscheidenden Spielen gegen den Abstieg kaum geben. Mit Marcell Jansen strich Bundestrainer Joachim Löw den einzigen HSV-Profi aus seinem vorläufigen WM-Aufgebot.

Kein Fußballer vom einstigen deutschen Renommier-Club, dekoriert mit sechs Meisterschaften, drei Pokalsiegen und zwei Europacup-Titeln, war also gut genug, um wenigstens in die Vorqualifikation für Brasilien zu rutschen. Noch vor vier Jahren war das Bild ganz anders. In Südafrika vertraute der Bundestrainer bei der WM mit Jansen, Piotr Trochowski, Heiko Westermann und dem dann zu Manchester City wechselnden Jerome Boateng gleich vier HSV-Profis. Und während man über die Nicht-Berücksichtigung von Max Kruse (Mönchengladbach) oder Stefan Kießling (Leverkusen) trefflich streiten kann, liefert Löws HSV-Streichliste wenig Stoff für Diskussionen. Jansen ist noch nicht wirklich fit, hat in dieser Saison zudem selten überzeugt. Und René Adler und Heiko Westermann eint der fatale Hang zu verhängnisvollen Patzern.

Dass Djourou, Badelj, Ilicevic und van der Vaart für ihre Länder wohl zur WM reisen werden, ist nur ein ganz schwacher Trost. Denn aus Sicht eines großen deutschen Talents lässt diese WM in Sachen HSV nur einen Schluss zu: Der Club aus der zweitgrößten deutschen Stadt, mit einem großartigen Stadion, taugt nicht mehr als Sprungbrett. Denn auch in den deutschen Nachwuchsteams spielen HSV-Kicker kaum noch eine Rolle, kleinere Clubs wie der SC Freiburg haben dem Bundesliga-Dino mit ihrer exzellenten Nachwuchsarbeit auch hier längst den Rang abgelaufen. Und in dieses Bild passt, dass der Berater des türkischen Nationalspielers Hakan Calhanoglu, 20, seinem Mandanten jüngst einen Wechsel zu Bayer Leverkusen nahelegte. Dort sei die Perspektive besser – und das Gehalt natürlich. Trotz eines langfristigen Vertrags droht dem HSV der Verlust des letzten großen Juwels.

Dem HSV mag es noch gelingen, den GAU Abstieg abzuwenden. Doch auch dann gibt es für ausgedehnte Feierlichkeiten keinen Grund. Dafür ist die Lage viel zu ernst.