Die Sparpläne des “Spiegels“ alarmieren die Medienbranche. Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner
Wenn es eines Belegs bedurft hätte, wie ernst die Krise im Printmarkt ist, hat ihn Geschäftsführer Ove Saffe auf der "Spiegel"-Mitarbeiterversammlung geliefert. Seine Ankündigung, dass der Umbau der "Spiegel"-Gruppe ohne einen Personalabbau kaum möglich sei, markiert einen Einschnitt in der Geschichte des Nachrichtenmagazins.
Dass auch dort - und nicht nur bei "Spiegel"-Töchtern - Stellen abgebaut werden müssen, galt bisher als undenkbar. Doch die wirtschaftliche Entwicklung der Gruppe lässt der Geschäftsführung keine andere Wahl: Der Gewinn brach um 30 Prozent ein. Besserung ist nicht in Sicht.
Dies ist ein weitaus bedrohlicherer Krisenindikator als es die Einstellung der "Financial Times Deutschland" (FTD) und die Insolvenz der "Frankfurter Rundschau" (FR) waren. Die Probleme beider Blätter sind untypisch: Die 2000 gegründete "FTD" hat nie auch nur einen Cent verdient. Und die "FR" verlor bereits in den 90er-Jahren viele ihrer Leser durch eine unerklärliche Modernisierungsverweigerung. Auch der gestern beim Berliner Verlag ("Berliner Zeitung", "Berliner Kurier") verkündete Abbau von bis zu 86 Stellen ist nur in Teilen durch die Krise zu erklären: 46 dieser Stellen sind in der Redaktionsgemeinschaft angesiedelt, mit der die "Berliner Zeitung" die defizitäre "FR" stützen sollte. Beide Blätter gehören dem Zeitungshaus M. DuMont Schauberg.
Wenn aber einem Blatt wie dem "Spiegel", das von Missmanagement verschont wurde, ein Stellenabbau droht, kann das nur an der Krise liegen. Sie besteht darin, dass immer mehr Leser und Werbekunden sich ins Internet verabschieden. Ihren Niedergang können die Verlage nur abwenden, wenn es gelingt, funktionierende Geschäftsmodelle für Online und mobile Medien zu entwickeln. Es ist also kein Zufall, dass Saffe nun öffentlich darüber nachdenkt, "Spiegel Online" künftig auch kostenpflichtige Angebote entwickeln zu lassen.