Rösler kommt, doch die FDP bleibt vorerst Westerwelle-Partei.
Die Parteigremien haben eine Entscheidung getroffen, die fasziniert. Philipp Rösler verkörpert das Gegenbild nicht nur seines Vorgängers, sondern des Parteivorsitzenden schlechthin. Der zurückhaltende Stil des neuen Mannes an der Spitze der FDP ist selten in der deutschen Politik. Ungewöhnlich sind auch seine persönlichen Pläne. Der Niedersachse, der aus Vietnam gekommen war, will spätestens mit 45 Jahren aus der Politik ausscheiden.
Philipp Rösler wird es schwerer haben als die meisten seiner Vorgänger, besonderer Eigenschaften und der besonderen Lage wegen. Er muss die Freien Demokraten aus ihrer Existenzkrise befreien und den Beweis antreten, dass eine liberale Partei in Deutschland unentbehrlich ist. Dazu gehört, die FDP unverwechselbar zu halten in einer grün getünchten Parteienlandschaft. Dazu gehört aber genauso, die Liberalen programmatisch, strategisch und personell zu öffnen.
Rösler steht für einen mitfühlenden Liberalismus, für eine sympathischere FDP. Er weiß, dass eine reine Steuersenkungspartei in Zeiten der Schuldenkrise auf verlorenem Posten steht. Er kann Fragen von Integration und Bildung mit persönlicher Glaubwürdigkeit beantworten. Und er gehört einer Generation an, der politisches Lagerdenken fremd ist. Fraglich ist allerdings, ob er sich mit dieser Haltung behaupten kann.
Rösler muss sich fürs Erste damit begnügen, Vorsitzender der Westerwelle-FDP zu sein. Das Amt des Vizekanzlers, das auf Rösler übergeht, ändert daran wenig. Westerwelle sitzt als Außenminister, den viel mit Angela Merkel verbindet, weiter am Kabinettstisch. Rösler ist es nicht einmal gelungen, das Gesundheitsressort loszuwerden, das ihn zu einer besonderen Zielscheibe macht. Wirtschaftsminister bleibt Rainer Brüderle, der für eine Energiepolitik vergangener Tage steht.
Rösler ist nicht der natürliche Nachfolger Westerwelles. Niemand wäre das. Westerwelle hat sich um seine Nachfolge nicht gekümmert. Rösler, der andere Parteivorsitzende, muss jetzt seine Führungsfähigkeit beweisen. Er muss zeigen, ob er die Instrumente der Macht zu nutzen weiß. Es geht darum, den Liberalen in der Koalition, vor allem gegenüber der CSU, wieder zu größerem Gewicht zu verhelfen - und den Generationswechsel in seiner Partei zu vollenden. Der Umbau der FDP hat erst begonnen.