Ein Schulabschluss muss als Grund für ein Bleiberecht reichen.
Kate Amayo darf vorerst in Hamburg und in Deutschland bleiben. Sie wird bald ihr Studium beginnen wie Tausende andere junge Menschen in diesem Land. Aber wie demütigend war der Weg der jungen Frau aus Ghana dorthin, wie unmenschlich und wie entsetzlich bürokratisch. Erst im allerletzten Moment, kurz vor der vom Gesetz vorgesehenen Abschiebung, hat die Härtefallkommission in Hamburg diesen Automatismus mit einem mutigen Entschluss gestoppt und damit Amayos weitere berufliche Karriere legalisiert.
Aber eben nur in diesem Fall. Dabei ist die 20-Jährige ein Beleg dafür, dass vielen anderen Zuwanderern, die im Lande nur geduldet werden, großes Unrecht geschieht. Der Spitzen-Abiturientin wurde wie vielen anderen zum Verhängnis, dass sie als 15-jähriges Mädchen einst illegal ins Land reiste. Wer will ihr vorwerfen, dass sie zu ihrer Mutter wollte, die sich hier als Putzfrau durchschlägt? Allen widrigen Umständen zum Trotz lernte Kate schnell Deutsch, die für sie fremde Sprache, und machte ihr Abitur mit dem beachtlichen Notendurchschnitt von 1,8.
Mit der überfälligen Entscheidung, dass Kate bleiben darf, ist der Fall aber längst nicht abgehakt. Ein Super-Notendurchschnitt im Abgangszeugnis wird immer die Ausnahme bleiben, unter deutschen wie ausländischen Schülern. Kates Fleiß und ihre Intelligenz dürfen nicht allein zum Maßstab für ähnliche Fälle werden. Ihr Schicksal zeigt mit erschreckender Deutlichkeit: Unsere Ausländergesetze stammen noch aus einer Zeit, in der beharrlich geleugnet wurde, dass Deutschland überhaupt ein Einwanderungsland ist.
Wir sind nicht nur ein Einwanderungsland. Wir müssen es sogar sein. Denn weil uns der eigene Nachwuchs fehlt, sind wir auf Fachkräfte aus dem Ausland dringend angewiesen.
Schon allein deshalb muss auch ein erfolgreicher Schulabschluss als Grund ausreichen, im Lande bleiben zu dürfen, wenn die Betroffenen das wünschen. Dabei dürfen wir aber nicht vor einem angemessenen Leistungsbegriff zurückschrecken. Erst wenn wir das verwirklicht haben, wird die Bundesregierung ihrem eigenen Anspruch gerecht. Der Weg in die Integration funktioniere nur mit "Bildung, Bildung, Bildung", hat Kanzlerin Angela Merkel mal gesagt. Jetzt muss sie nur noch für die passenden Gesetze sorgen.