Schwerin/Hamburg. Kampfsportler aus Kiel, Schwerin und Hamburg geraten abseits des Rings aneinander. Vereine berichten, was bei dem Jugendturnier passierte.
Nachdem es bei einem internationalen Jugend-Boxwettkampf der Altersklassen U17 und U19 in Schwerin abseits des Rings zu einer Schlägerei gekommen war, melden sich nun die beteiligten Vereine zu Wort. Im Fokus stehen Mitglieder des Hamburger SV Eidelstedt (SVE). Zeugen behaupten, dass die Trainer des Clubs bereits während des letzten Kampfes ihre Kontrahenten provoziert hätten.
Einer der Hamburger Coaches sowie ein „neutraler Zeuge“ bestreiten dies jedoch, heißt es in einer MItteilung. Viel mehr sei ein Zuschauer oder fremder Sportler der Aggressor gewesen. Die übrigen Beteiligten des Handgemenges gehörten laut Polizei zu Vereinen aus Schwerin und Schleswig-Holstein.
Boxkampf in Schwerin eskaliert: Kampfsport-Clubs äußern sich zu Schlägerei
Zu dem Vorfall in Mecklenburg-Vorpommerns Hauptstadt kam es gegen 14.15 Uhr. Zunächst hätten die Boxer in der Palmberg Arena nur verbal gestritten, heißt es im Polizeibericht. Doch dann ließen sie ihre Fäuste sprechen. Der Streit entwickelte sich zu einer „körperlichen Auseinandersetzung, in die zahlreiche Personen verwickelt waren“, erklärte Polizeisprecher Nils Tiede.
Die Polizei rückte mit zahlreichen Beamten an, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es sei „ein hoher Kräfteansatz“ erforderlich gewesen, hieß es weiter. Wie viele Menschen bei dem Vorfall mitgemischt haben, ist laut Polizei noch unklar. Zwei Personen wurden bei der Schlägerei verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht.
Der Vorsitzende des Boxclubs Kiel, Józef Orwat, war vor Ort. Er betont: „Unser Verein hat maßgeblich dazu beigetragen, den Konflikt zwischen anderen Beteiligten aus Hamburg, Schwerin und Schleswig zu schlichten, indem Schlagende weggezogen und aus der Halle gebracht wurden. Dies geschah noch vor dem Eintreffen der Polizei.“
Boxer aus Kiel gewinnt gegen Hamburger Sportler – danach kommt es zum Handgemenge
Grund für den Streit soll eine Entscheidung während des letzten Kampfes gewesen sein, bei dem ein Jugendsportler aus Kiel gegen einen Hamburger Boxer gewonnen hatte. Orwat berichtet von einer Situation, die den Kontrahenten des SV Eidelstedt gar nicht gepasst hätte.
Bereits während des Kampfes habe es Provokationen gegeben, sagt der Kieler. Er und sein Team hätten anschließend das Gespräch gesucht. „Einer jedoch ließ sich nicht beruhigen“, berichtet Orwat. Und dann kam es zu einer Schubserei zwischen einem Hamburger Trainer und einem Schleswiger Sportler, die in eine Schlägerei ausgeartet sei.
Ein Video, das dem Abendblatt vorliegt, zeigt die angespannte Stimmung nach dem Kampf deutlich.
BC Traktor Schwerin distanziert sich ausdrücklich von „übergriffiger Gewalt“
Auch Frank Kleinsorg, Vorstandsvorsitzender des gastgebenden BC Traktor Schwerin, äußerte sich zu dem „nicht tolerierbaren Zwischenfall“. Nach der körperlichen Auseinandersetzung, bei der mehrere Personen beteiligt gewesen seien, habe sich der Schweriner Boxclub gezwungen gesehen, die Polizei einzuschalten.
Kleinsorg teilte mit: „Der BC Traktor Schwerin distanziert sich ausdrücklich von jeder Art übergriffiger Gewalt. Gerade durch unsere sozialen Projekte wie Boxen statt Gewalt wollen wir Werte wie Fairplay und Respekt vermitteln. Dieses Handeln beschmutzt unsere Arbeit und das, wofür wir stehen. Wir werden prüfen, wie wir die Verantwortlichen für die Konfliktentstehung zur Verantwortung ziehen können und die entsprechenden Maßnahmen einleiten.“
SV Eidelstedt bezieht zu Prügelei Stellung: Unser Trainer hat nach Schlag besonnen reagiert
Eidelstedts Vorstand Martin Hildebrand erklärte in einer Stellungnahme, dass die Gewalt von einem „Zuschauer oder fremden Sportler“ ausgegangen sei. Einer der Hamburger Trainer, der in das Handgemenge verwickelt gewesen sein soll, und der Vorsitzende des Boxclubs Lübeck, Tolga Tanriverdi, hätten dies schriftlich bezeugt. Tanriverdi sei ein neutraler Zeuge, heißt es in der Mitteilung.
Aus Eidelstedter Sicht habe der Hamburger Trainer mehrfach versucht, die Situation „zu deeskalieren“. Zunächst habe der Coach das Gespräch mit seinem Kieler Trainerkollegen gesucht. „Dabei war aber keine Form der Gewalt oder Aggression zwischen den Trainern erkennbar“, heißt es in der Stellungnahme der Eidelstedter. Plötzlich habe dann der besagte Unbekannte den SVE-Trainer „ohne Vorwarnung“ ins Gesicht geschlagen.
Polizei Mecklenburg-Vorpommern sucht Zeugen für den Vorfall
Der Hamburger Coach, dessen Name dem Abendblatt vorliegt, habe sich daraufhin „besonnen“ verhalten, beteuerte Hildebrand in seiner Mitteilung, und er habe sich „schützend zwischen seinen Kollegen und den Angreifer“ gestellt. Name und Vereinszugehörigkeit des Schlägers seien dem SVE bekannt.
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Die Polizei Schwerin ermittelt nun wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch gegen die Beteiligten. Zeugen der Tat werden gebeten, sich an die Polizeiinspektion Schwerin zu wenden. Die Beamten sind unter der Telefonnummer 0385/51 80 22 23, über die Onlinewache der Landespolizei M-V unter www.polizei.mvnet.de oder über jede andere Polizeidienststelle erreichbar.