Berlin. Wilder Genre-Mix über die leidenschaftliche Begegnung einer Polizistin mit einer Meisterdiebin, mit Slashermördern und reichlich Sex.

Schwäbin trifft Sächsin. Das klingt eher nach einem Kabarett-Sketch der 1960er-Jahre als nach deutschem Indie-Kino von 2024. Andreas Kröneck, der Regisseur von „Raub ihren Atem“ meint es aber durchaus ernst. Weshalb er seinen völlig außerhalb des deutschen Filmfördersystems entstandenen Genre-Krimi hochtrabend mit einem Zitat von Friedrich Schiller (einem Schwaben) und einem von Gotthold Ephraim Lessing (einem Sachsen) beginnen lässt. In beiden Sprüchen geht es um die Liebe – „Wer sieht so scharf, so tief, wer anders, als der Falkenblick der Liebe“, sagt Schiller. „Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!“, sagt Lessing.

Polizeidienst an Silvester - mit dem unbeliebtesten Kollegen

Mit dem in den Zitaten zum Ausdruck kommenden „Clash of temperaments“ fängt Kröneck in seinem Film dann leider viel zu wenig an. Stattdessen erleben wir die schwäbische Polizistin Maxine (Christina Lopes), eine mit ihrem Leben unglückliche Frau unter der Dusche, wie sie darüber stöhnt, dass die eigene kleine Tochter sie keine fünf Minuten in Ruhe lassen kann. Parallel dazu wird die sächsische Meisterdiebin Laura (Luisa Binger) vorgestellt, die „eenen letzten Job“ plant. Bis die Frauen sich dann leibhaftig begegnen, kommt noch einiges an Plot hinzu.

Auf der Seite von Maxine ist das eine Herkunft aus einer angeblich stadtbekannten – Ort der Handlung ist Heilbronn! – „Verbrecherfamilie“, aus der die junge Frau durch ihre Berufswahl entkommen wollte. Eine Außenseiterin ist sie geblieben, weshalb sie ihren Dienst in dieser Nacht vor Silvester an der Seite von „Joggl“ (Harald Hauber) verüben muss, dem unbeliebtesten Kollegen von allen, bekannt für seine Feigheit und Korruption.

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Illustriert wird letzteres dadurch, dass er mit seinem Döner im Auto sitzenbleibt, als direkt vor ihm eine Frau fast vergewaltigt wird – vom Sohn des Stadtrats. Maxine natürlich schreitet ein und wird vom Chef dafür abgemahnt, weil im Genrefilm nun mal den Vorgesetzten die Rolle zukommt, ihren Untergebenen die Arbeit schwer zu machen.

Film noir + Tarantino-Nachahmer + Erotikstreifen

Was wir über Lauras Hintergrund erfahren, ist kaum weniger überladen. Nachdem sie sich als sturzbetrunkene, angeblich verlassene Braut in ein Edelhotel geschmuggelt hat, erbittet sie für ihren letzten Job die Hilfe von „Onkel Dirk“ (Raik Singer), der sie, so wird in Rückblenden erzählt, einst vor dem sadistischer Mörder ihre Eltern rettete. Als wäre all das nicht Stoff genug, gibt es noch eine unterentwickelte Intrige um eine Liste mit V-Männern, die verschiedenen Parteien einander abjagen, und einen sadistischen Slasher, dessen Interessen und Motive Gottseidank ohne große „back story“ bleiben.

Als Maxine und Laura sich dann endlich begegnen, nutzt der Film das für ausführliche Sexszenen, die diesen Film endgültig zum Genre-Mix von „Film noir plus Tarantino-Nachahmer plus Erotik-Streifen“ machen. Wie heißt es so schön: „Wir können alles außer Hochdeutsch“.

Drama, D 2024, 109 min., von Andreas Kröneck, mit Christina Lopes Luisa Binger, Florian Wünsche, Harald Hauber