Berlin. Im neuen Fall beißen sich antike Mythen mit moderner Weihnachtstradition. Und ein One-Night-Stand macht eine Kommissarin liebesblind.
- Am 22. Dezember läuft die neue Folge aus Zürich, der achte Fall für das Frauen-Duo
- Diesmal geht es um Serienmorde mit antiken Anklängen - und eine Altlast für Kommissarin Grandjean
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Er war doch ein Guter! Von 2015 bis 2022 hat Lucas Gregorowicz im „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg ermittelt. Jetzt aber ist er beim großen Bruder, dem „Tatort“, als Mörder zu sehen. Und das ist kein Spoiler. „Fährmann“, die neue Folge aus Zürich. fängt gleich so an, dass er sich lächelnd über sein Opfer beugt, das sein Leben aushaucht. Kurz darauf aber stellt er auf einem Weihnachtsmarkt der Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Peri Zuercher) nach. Und, hui, schon vergnügen sie sich, das geht recht schnell, gemeinsam im Bett. Ist sie etwa sein nächstes Opfer?
Nein. Stattdessen erhält die Ermittlerin ein anonymes Schreiben mit Koordinaten, die sie an einen Tatort führen, wo die Leiche jenes Mannes liegt, den wir anfangs sterben sahen. Der Mörder hat ihm eine Münze in den Mund gesteckt. Was Grandjean panisch macht. Bevor die Kollegen von der Spurensicherung eintreffen, unterschlägt sie die Münze als Beweismittel. Verhält sich danach höchst sonderbar. Und gibt schließlich vor, krank zu sein. Weshalb ihre Kollegin Tessa Ott (Carol Schuler) allein ermitteln muss.
Ein One-Night-Stand macht die Kommissarin liebesblind
Grandjean dagegen fährt in die französische Schweiz, wo einst ihre Karriere begann mit der Lösung eines identischen Mordfalls: Ein Opfer, das mit Schierling vergiftet wurde und eine Münze im Mund hatte. Hat sie damals etwa einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht? Und, wie sie jetzt erfährt, in den Selbstmord getrieben? Panisch ermittelt sie in eigener Sache. Und ist gar nicht so selbstgewiss wie sonst.
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Das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Kollegin Ott war schon immer jojo-mäßig mal unten, mal oben. Zuletzt schien es stabil. Jetzt ist es wieder auf dem Tiefpunkt. Weil Ott ganz allein darauf kommen muss, dass es schon mehrere Fälle mit Schierlingsvergiftungen gab. Und dort immer Münzen im Mund gefunden wurden. Weshalb sie sich auch in der griechischen Antike schlau machen muss. Was ein Schierlingsbecher ist und dass die Münze der Lohn für den Fährmann Charon war, der die Toten über den Hades übersetzte ins Todesreich.
Nur: Warum Frau Grandjean ihre Kollegin nicht ins Vertrauen setzt, wohl aber den One-Night-Stand, den sie doch gerade erst kennen gelernt hat, darüber darf man sich schon ein bisschen wundern. Ist es Mitleid, weil der alerte Mann an einem Hirntumor leidet und nicht mehr lang zu leben hat? Oder macht da die Liebe sprichwörtlich blind, dass die Kommissarin nicht eins zu eins zusammenzählen kann, warum der Mörder, der sich immer wieder anonym bei ihr meldet, so viel von ihr weiß?
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„Fährmann“ heißt die Folge. Und führt tief in die Sagenwelt. Ein Fährmann ist denn auch wirklich zu sehen, der die Opfer holen kommt. Gleichzeitig spielt dieser „Tatort“ in der Weihnachtszeit. Eben noch hatten die beiden Ermittlerinnen sogar überlegt, Heiligabend zusammen zu verbringen. Ein neuer Rekord an Annäherung. Und dann diese Entzweiung.
Michael Schaerer hat schon beim letzten Zürcher Fall „Von Affen und Menschen“ Regie geführt, Stefan Brunner und Lorenz Langenegger haben auch wieder das Drehbuch geschrieben. So bekommen die beiden Ermittlerinnen mehr Hintergrund und Tiefe. Und es geht um die ganz großen Fragen: Um Vertrauen und Gewissensbisse, um Liebe und Verrat. Früh ahnt man, dass der Fährmann kommen und auch Frau Grandjean holen will. Sagen-hafte altertümliche Umstände. Die dann aber von modernen Weihnachtstraditionen gebrochen werden.
„Tatort: Fährmann“: ARD, 4. Advent, 20.15 Uhr