Berlin. Bei Sandra Maischberger geraten sich Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger (Freie Wähler) und der Grüne Al-Wazir in die Wolle.
Es hatte doch alles so friedlich angefangen. Natürlich habe man schon mal ein Bierchen zusammen getrunken, plauderte Tarek Al-Wazir gleich zu Beginn von Sandra Maischbergers Mittwochabendsendung aus dem politischen Nähkästchen. Und auch
Hubert Aiwanger
, sein Konterpart des Abends, betonte mit breitem Lächeln: „Es gibt schlimmere Grüne als den Tarek Al-Wazir. Mit ihm konnte man ganz vernünftig reden.” Das versuchten sie auch in den folgenden 20 Minuten und stritten sich dann eigentlich über alles und das heftig.
Al-Wazir zur Atomenergie: Das Pferd ist tot - steigt einfach ab
Ein Thema: Energieversorgung. Sowohl Al-Wazir als auch Aiwanger sind Jahrgang 71 und wegen der Atomkraft in die Politik gegangen. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und der Umgang der bayerischen Staatsregierung damit hätten sein Vertrauen „in die da oben” zerstört, erklärte der junge Aiwanger in einem Video. Im Studio betonte er, dass er noch immer kein „Atomfetischist” sei. Doch als Pragmatiker hätte er es sinnvoll gefunden, wenn die Regierung die Laufzeit der verbleibenden Kraftwerke wegen des russischen Angriffskrieges verlängert hätte. Anders sieht es natürlich der Grüne Al-Wazir. Er ist „froh, dass wir jetzt draußen sind”. Auch deshalb wundere er sich über so manche Debatte um den Atomkraftausstieg, gestand er. „Alle diese Voraussagen, die damals gemacht worden sind, es ist alles nicht eingetreten”, erklärte er. Mit einem Blick auf die Fakten und die Kosten für neue Atomkraftwerke sei deswegen für ihn ganz klar: „Das Pferd ist tot. Steigt ab!”
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Wer ist schuld an der Verrohung der politischen Debatte?
Besonders hitzig wurde es jedoch beim zweiten Teil der Sendung. Maischberger wollte von Al-Wazir wissen, warum die Leute eigentlich alle „auf dem Baum” sind und welche Verantwortung die Ampel- und Grünenpolitik bei der aufgeheizten Stimmung im Land trage. Damit spielte die Moderatorin auch auf die zunehmenden Gewalttaten gegen Politiker und Politikerinnen an, die besonders in den letzten Tagen die Presse dominiert hatten. Ihm sei bewusst, dass die Politik der Ampel keinen „Schönheitspreis” gewinne, gestand Al-Wazir, allerdings müsse man auch schauen, „wo das eigentlich begann und wer am Ende dafür sorgt, dass das politische Klima sich so verändert hat und so vergiftet worden ist”. In seinen Augen passiere dies besondere durch Rechtsradikale sowie Populisten, „die denken, den Rechtsradikale hinterherlaufen zu müssen”. In diesem Zuge kritisierte er auch Aiwangers Rede bei der Demo gegen das Heizungsgesetz vergangenes Jahr in Erding. Dort hatte der Chef der Freien Wähler dazu aufgefordert, dass „die schweigende Mehrheit sich die Demokratie zurückholen muss”. Eine Aussage, die Aiwanger eigentlich zurücknehmen sollte, meinte Tarek Al-Wazir.
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Für Aiwanger sind alle Extremisten, auch die Grünen
Doch daran dachte Aiwanger gar nicht. Extremisten – von links und rechts – hätte es schon immer gegeben. Es sei doch nicht seine Schuld, „wenn die Grünen in den Bierzelten und sonst wo ausgepfiffen werden.” Viele Menschen hätten auch ohne ihn und seine Aussagen die „Nase voll” von der Politik der Ampel. Durch seine Kritik würde er versuchen, die „ideologischen Auswüchse” der Grünenpolitik einzudämmen.
Auch auf Al-Wazirs Einwurf, dass es aber doch wichtig sei, die politische Stimmung nicht zusätzlich durch Witze auf Kosten anderer oder überzogene Aussagen weiter anzuheizen, zeigte sich Aiwanger vollkommen einsichtslos und redete sich in Rage. „Die Grünen heizen an, seit Jahrzehnten”, ruft er, bevor er seine Aufgabe betont, „die Grünen oder andere Extremisten” einzubremsen. Dabei bringt er ganz selbstverständlich die Grünen, Islamisten, Rechtsradikale und Linksextremisten in einem Satz zusammen, so als wäre sie alle auf einer Ebene.
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