Hamburg. Am 25. Mai geht der neue Online-Sender in Hamburg an den Start – und will „mit vielen Gewohnheiten des klassischen Radios aufräumen“.

Nach einer langen Zeit der Stagnation verändert sich die Hamburger Radiolandschaft seit einigen Jahren stetig. Neue Sender steigen ein, alte verschwinden oder ändern Namen und Formatprogramm. Es ist einiges in Bewegung, sei es auf den UKW-Frequenzen, den digitalen DAB+-Kanälen oder im Netz. Gerade Letzteres bietet viel Freiräume und Unabhängigkeit von Marktanalysen und Sendebereichen. Hier ist vom 25. Mai an ein ambitionierter Neuling zu finden: Ahoy Radio.

Hinter dem digitalen Radioprojekt, das 24 Stunden auf Sendung sein wird, steckt Kulturmanager, Unternehmer und PR-Profi Lars Meier mit seinen Netzwerken Gute Leude Fabrik und Mensch Hamburg e. V., die zum Beispiel mit den Benefizfestivals „Keiner kommt, alle machen mit“ in der Pandemie viele Kräfte zur Unterstützung Not leidender Kulturmenschen gebündelt haben.

Radio vom erfahrenen Dreier-Team

„Wir wollen mit vielen Gewohnheiten des klassischen Radios aufräumen und sie neu denken“, verspricht Meier, der im Prinzip der Intendant von Ahoy Radio ist. Er vertraut dabei auf ein übersichtliches, festes Dreier-Team und Volontäre sowie bekannte Kulturmarken. Das Programm leiten Chef vom Dienst Hannes Erdmann, Direktor Gunnar Astrup und Musikchefin Maike Holzhaus, die alle jahrelange Radioerfahrungen mit Stationen von Radio Hamburg über Rock Antenne bis 917XFM mitbringen.

„Musikalisch bewegen wir uns sehr stark im internationalen und regionalen Indie-Bereich“, erklärt Maike Holzhaus, und Gunnar Astrup ergänzt:. „Dabei wollen wir kein nerdiges Spezialistenprogramm gestalten, sondern gut hörbar für alle bleiben, von der Familie in Klein Flottbek bis zu den Studierenden in Eimsbüttel.“

Von der Schanze in die App oder den Stream

Der Fokus liegt besonders auf Hamburg-Themen. „Gesendet“ wird aus dem Ahoy-Radio-Hauptquartier in der Schanze, empfangbar mit der entsprechenden App oder als Stream auf der Ahoy-Webseite. Allerdings wird der Großteil des Programms vorproduziert, „wir machen keine Morningshows, Nachrichten oder Blitzerwarnungen“, so Astrup. Stattdessen gibt es „Noise“, wie der Song von Die Ärzte heißt, mit dem Ahoy Radio an den Start gehen will: Musik abseits der Mainstream-Charts und der Megahit-Rotationen, von Indie-Rock über Hip-Hop bis Soul und Folk. Am besten sowohl von Lieblingsbands als auch Newcomern aus Hamburg und dem Umland. „Mit Überraschungseffekten von Jazz bis Electro kann natürlich auch gerechnet werden“, sagt Holzhaus.

Begleitet wird das von wechselnden Moderatorinnen und Moderatoren mit Album-Rezensionen, Neuvorstellungen, Sonderbeiträgen zu anstehenden Festivals und Konzerten, Bandporträts und Berichten aus der Hamburger Kulturszene. Zahlreiche Hamburger Medien – darunter auch das Abendblatt – bis zu Initiativen wie Clubkombinat Hamburg e. V., Rock City Hamburg e. V. wie auch Online Marketing Rockstars (OMR) sind mit an Bord. „Ein weiterer Schwerpunkt sind unsere Podcasts, die ab 20 Uhr und zu ausgewählten Zeiten zu erleben sein werden“, sagt Meier.

Radiosender setzt auf Audio-Trend

Der seit Jahren anziehende und in der Pandemie geradezu eskalierende Trend zu diesen Audioformaten kommt Meier und seinem Team mehr als gelegen. So bekommen bereits bekannte Podcast-Hausmarken der Gute Leude Fabrik ihren Platz wie „Das Hamburg Gespräch“, „Wie ist die Lage?“, „Kirschbier & Tomatensalat“ und „2Retter1Mikro“.

„So verrückt das klingt, so seriös ist das auch geplant. Eine schwarze Null zu erreichen ist wirtschaftlich das Ziel“, sagt Meier. Finanziert wird Ahoy Radio neben den Kooperationspartnern der gegründeten GmbH auch durch – kuratierte – Werbung: „Wir wissen aber, welche Partnerschaften die Hörerinnen und Hörer extrem nerven würden, bei uns werden wir das stets organisch passend zu den Programminhalten einbinden“, so Meier.

Ein ehrgeiziger Ansatz. „Ich starte seit 30 Jahren Projekte und beschäftige mich mit Markenaufbau, und natürlich bin ich auch schon auf die Nase gefallen. Aber wir probieren in vielen Bereichen neue Ideen aus, was immer wieder honoriert wird. Und das wird auch für das Thema Musik und Programm bei Ahoy gelten.“

Ein längerfristiges Ziel ist, bei einer Neuausschreibung einen der Hamburger DAB+Kanäle zu übernehmen, aber die nächste Zeit ist Netz-Funk angesagt, wo die Konkurrenz durch viele weitere Internetsender und Musik-Streamingdienste groß ist. Trotzdem glaubt Gunnar Astrup an das Potenzial von Ahoy: „Auch der feinste Algorithmus lässt dich in deiner gewohnten Musikblase. Wir wollen als Trüffelschweine neue Impulse und Inspirationen geben und das mit der Hamburger Musik-, Live- und Kulturszenen bündeln.“ Für ein volles Programm bietet diese Stadt da ja mehr als genug.

Ahoy Radio Ab 25.5. auf www.ahoyradio.de