Hamburg. Miese Quoten: Nur ein Bruchteil der Menschen, die Zervakis mit der “Tagesschau“ erreichte, schauen ihre neue Show auf ProSieben.
Linda Zervakis ist der Wechsel von der "Tagesschau" zu ProSieben ziemlich schwergefallen. "Ich war am Anfang, als das Angebot kam, gar nicht so begeistert, muss ich ehrlicherweise zugeben", sagt die Hamburgerin in der neuen Ausgabe von "Max". Sie habe sich gefragt, warum sie das alles aufgeben soll: "Die 'Tagesschau' hat ein wahnsinnig hohes Ansehen. Ich lasse auf sie überhaupt nichts kommen. Sehr nette und kompetente Kolleginnen und Kollegen, deren Nachrichtensprecherin ich war."
Trotzdem hätte sie im Verlauf der Gespräche mit dem Privatsender das Gefühl gehabt, noch einmal ins kalte Wasser springen zu müssen: "Obwohl es mir, wie gesagt, nicht leichtgefallen ist. Ich glaube, in zwei, drei Jahren hätte ich mich nicht mehr getraut." Außerdem habe sie sich, so Zervakis, eine weitere "journalistische Austobefläche" gewünscht.
Linda Zervakis' neue Show: Kritiken sind gut, Quoten nicht
Angebote für die dritten Programme der ARD habe es immer mal wieder gegeben, allerdings hätten sie sich zum Schluss nicht mehr mit ihren Interessen gedeckt. Kam hinzu, dass die von Reinhold Beckmann produzierte TV-Reihe „Alles auf Anfang“, in der Linda Zervakis jeweils zwei Prominente in ihrer Heimatstadt traf, trotz starker Szenen (die Moderatorin ging unter anderem nachts mit FDP-Vize Wolfgang Kubicki baden) eingestellt wurde.
In ihrer neuen ProSieben-Sendung Zervakis & Opdenhövel live versucht die ehemalige "Tagesschau"-Moderatorin nun, "komplizierte Sachverhalte so einfach und verständlich wie möglich darzustellen. Das ist nicht so einfach, wie es klingt." Die ersten Kritiken der Nachrichten-Show waren ganz gut, die Quoten sind es noch nicht. Die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bewegt sich zwischen 450.000 und 470.000, das ist ein Bruchteil der Menschen, die Zervakis mit der "Tagesschau" erreichte.
- Als Linda Zervakis das Bier rausholte, wurde es albern
- Zervakis: Froh, nicht mehr im Schichtdienst zu arbeiten
- Pinar Atalay wechselt von den "Tagesthemen" zu RTL
Aber: Ein Stammpublikum scheint gefunden, auch wenn das ProSieben bei weitem nicht reichen dürfte. Schließlich hat der Privatsender viel Geld in die Hand genommen, um Zervakis und Matthias Opdenhövel von der ARD wegzulocken, in der Branche spricht man von Summen, die deutlich im oberen sechsstelligen Bereich liegen. Die Nachrichtensprecher der "Tagesschau" bekommen für die 20-Uhr-Ausgabe ein Honorar von 260 Euro.
ProSieben will mit Zervakis journalistischer werden
ProSieben will, wie Konkurrent RTL, der die ARD-Gesichter Pinar Atalay und Jan Hofer verpflichtet hat, journalistischer und ein bisschen wie die öffentlich-rechtlichen TV-Sender werden. Dass das gelingen kann, hatte Linda Zervakis bei ihrem Triell der drei Kanzlerkandidaten bewiesen, das sie strukturierter und besser moderierte, als etwa Maybritt Illner vom ZDF es zuvor getan hatte.
Zervakis ist ausgebildete Journalistin und will in ihrer neuen Rolle auch gegen Vorurteile kämpfen: "Leider gibt es einige Spinner, die den Begriff Lügenpresse durch die digitalen Kanäle verbreiten und immer mehr verunsicherte Userinnen und User damit infiltrieren. Aber warum sollten wir lügen, wenn die Fakten da sind. Man muss aber leider sagen, dass die andere Gruppe taktisch gut unterwegs ist", sagte sie "Max".
Linda Zervakis: Corona-Leugner machen ihr Angst
Dass in Deutschland Menschen auf der Straße unterwegs seien, die Corona für eine Erfindung aus China halten, mache ihr Angst, so Zervakis: „Zumal die Informationen von vermeintlich journalistisch aufgebauten Seiten stammen, auf denen nur Quatsch steht und nichts recherchiert wird.“