Hamburg. Beim dritten TV-Triell waren die Themenfelder klar definiert. ARD und ZDF waren weniger professionell. So reagiert das Netz.
Das dritte und letzte TV-Triell auszurichten, ist undankbar: Eigentlich ist alles von jedem gesagt, die Streitereien sind vorhersehbar und irgendwie hat man auch als Zuschauer allmählich keine Lust mehr, sich das anzusehen.
Wenn man das trotzdem tut, erwartet man von Sat.1, Kabel 1 und ProSieben nicht besonders viel, auch, wenn dort seit kurzem Linda Zervakis (politische) Gastgeberin ist. So gesehen hatte die ehemalige „Tagesschau“-Sprecherin zusammen mit der eher blassen Claudia von Brauchitsch nur eine kleine Chance, aber die hat sie genutzt. Was auch daran lag, dass man Themenfelder klar definierte und mit dem zentralen, der sozialen Gerechtigkeit, begann.
TV-Triell: Ein Moderator ist umso besser, je weniger er auffällt
Das auf konkrete Beispiele herunterzubrechen, wie bei den anderen Bereichen auch, und die Spitzenkandidaten damit zu konfrontieren, war nicht besonders originell, tat aber der Diskussion gut, die streckenweise nahezu ohne Einmischung der Moderatorinnen verlief.
Was wiederum kein Zeichen von Schwäche, sondern von Souveränität war: ein Moderator ist umso besser, je weniger er auffällt, da hat er etwas mit einem Fußball-Schiedsrichter gemeinsam. Das beste Triell wäre eines gewesen, bei dem die Politiker mehr oder weniger die ganze Zeit mit sich selber sprechen – an dieses Idealbild kamen Zervakis und von Brauchitsch zeitweise nah dran an.
Linda Zervakis bringt persönliche Note in ihren Auftritt
Trotzdem wurde man bei Letzterer den Eindruck nicht los, dass sie in den Themen, über die sie sprach, selbst nicht tief drin steckte und sich deshalb oberflächlich von Frage zu Frage hangeln musste, ohne auf Aussagen von Scholz, Laschet und Baerbock reagieren zu können.
Da war Zervakis deutlich enger an den Themen dran, fragte kurz und an den richtigen Stellen nach, und brachte auf charmante Weise eine persönliche Note in ihren Auftritt. Mit Letzterem konnte man rechnen, mit ihrer selbstbewussten Gesprächsführung mit drei Top-Politikern nicht unbedingt. Klar ist spätestens jetzt: Mit dem bloßen Vorlesen von Nachrichten war Zervakis bei der „Tagesschau“ unterfordert.
ARD und ZDF waren am wenigsten professionell
Nach drei Triellen bleibt eine Erkenntnis: Je öfter Spitzenkandidaten vor Wahlen aufeinandertreffen, desto mehr verlieren diese Treffen ihren Reiz. Vergleicht man die Ausrichter, kommt man zu dem unerwarteten Ergebnis, dass es ausgerechnet ARD und ZDF am wenigsten professionell gemacht haben, obwohl das natürlich ihr Anspruch sein musste. Dass die Privaten nahezu aus dem Stand zwar nicht die gleichen Einschaltquoten, dafür aber vergleichbar interessante und deutlich besser strukturierte Diskussionsrunden präsentierten, sollte den Öffentlich-Rechtlichen zu denken geben.
Interessant war übrigens, dass Armin Laschet am Sonntagabend nicht ansatzweise so aggressiv war wie vor einer Woche bei ARD und ZDF. Lag es an der vermutet kleineren Bühne – oder an der Erkenntnis, dass dieser Stil zu einem Politiker, der sich einen Ruf als Versöhner erarbeitet hat, nicht so richtig passt?