Hamburg. In „Tödliche Flut“ muss Franziska Weisz den Tod eines Anwalts aufklären. Ein Interview über Kollege Möhring und die Liebe zur Nordsee.

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) sind diesmal reif für die Insel. Auf Norderney laufen illegale Immobiliengeschäfte. Nach anfänglichem Zögern nehmen beide die Ermittlungen auf, als ein Anwalt und Makler tot aufgefunden wird, der offenbar in die Deals verwickelt war. Die gebürtige Wienerin Weisz spielt zum neunten Mal an der Seite von Möhring. Das Team funktioniert immer besser. Der alpine Humor der 39-Jährigen, die so gern rockt, ist sogar mit dem von Nordlicht Detlev Buck kompatibel.

Hamburger Abendblatt: Waren Sie vor diesem Film schon mal auf Norderney?

Franziska Weisz: Meine angeheiratete Familie hat eine große Bindung zur Insel. Ich war also schon einmal da, und es hat mir dort total gut gefallen. Ich komme ja aus dem Binnenland. Wir haben im November auf Norderney gedreht. Es war unfassbar kalt. Es gab waagerechten Eisregen. Aber danach mit Tee und Kluntjes vor dem Kamin zu sitzen, fand ich super. So hätte ich den ganzen Winter verbringen können.

2015 sind Sie das erste Mal im „Tatort“ an der Seite von Wotan Wilke Möhring angetreten. Seitdem haben Sie schon neun gemeinsame Fälle abgedreht. Das ist sportlich. In welche Richtung entwickelt sich Ihr Charakter Julia?

Franziska Weisz: Wir stellen nicht das Schicksal der Kommissare in den Vordergrund, sondern bleiben eng am Fall. Das finde ich ganz gut, denn so lernen wir die beiden anhand ihres Berufs kennen. Bei Julia gibt es noch unfassbar viel zu entdecken. Es geht in der Hinsicht in jedem Fall darum: Welche Nuance lüftet man diesmal, welches Geheimnis kann man zeigen? Ich glaube, da kann noch einiges entblättert werden, ohne sie jemals ganz zu erklären. Über die private Julia wissen wir momentan noch so gut wie gar nichts.

Werden Sie miteinbezogen, wenn es neue Drehbücher gibt? Sie kennen die Charaktere ja oft besser als die Autoren.

Franziska Weisz: Da gibt es oft große Diskussionen. Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Motivationen stimmig sind: Wer macht was warum? Es ist uns trotz aller Fiktion wichtig, dass wir so nah an der Polizei-Realität bleiben wie möglich. Also ja, wir haben ein Mitspracherecht.

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Kannten Sie Wotan Wilke Möhring schon, bevor Sie dieses Duo gebildet haben?

Franziska Weisz: Wir kannten uns, weil wir dieselbe Managerin haben. Sie hat mal ein Eisstockschießen organisiert. Wotan und ich waren in einem Team. Wir haben einfach alle anderen weggeballert. Schon damals waren wir ein unschlagbares Team. (lacht) Ein oder zwei Jahre später ging es mit dem „Tatort“ los. Für mich ist das eine wunderschöne Bereicherung. Ich drehe zweimal im Jahr mit Wotan und kann mich jedes Mal darauf freuen.

Als Sie im vergangenen Jahr den „Tatort: Die goldene Zeit“ in Hamburg vorstellten, haben Sie anschließend das Haus noch ziemlich gut mit der Band Jawoi gerockt. Wie oft stehen sie mit dieser Band auf der Bühne?

Franziska Weisz: Wir treten eigentlich jedes Jahr kurz vor Weihnachten in Wien in einer größeren Konzerthalle auf. Da passen so ungefähr 1000 Leute rein. Es macht irrsinnigen Spaß. Im vergangenen Jahr ist das natürlich flachgefallen. Das Konzert und die Zeit davor sind für mich eigentlich das wahre Weihnachtsfest. Seit ich da mitmache, würde ich niemals eine Bandprobe freiwillig sausen lassen. Musik zu machen gibt so viel Kraft, macht so glücklich!

Das Programm ist ziemlich rockig …

Franziska Weisz: Das ist die Ansage!

Welche Ihrer Rollen abseits vom „Tatort“ waren Ihnen wichtig?

Franziska Weisz: Jede! Jede Rolle, die ich annehme, ist eine Herausforderung, die ich bewusst suche. „Kreuzweg“ von Anna und Dietrich Brüggemann war für mich aber eine ganz besondere Arbeit. Da konnte ich auf eine ganz andere Weise Grenzen überschreiten und mir zeigen, was möglich ist.

Sie haben auch „Bibi & Tina – Die Serie“ mit Detlev Buck gedreht. Wie sind Sie mit ihm klargekommen?

Franziska Weisz: Das war so ein lustiger Dreh! Da habe ich fast ein schlechtes Gewissen bekommen, dafür Geld zu nehmen, weil es so eine schöne Arbeit war. Ich bin ja so ein Ponymädchen, hatte früher auch eins im Garten, als ich klein war. Die Kollegen und das Team waren zauberhaft, sodass ich dachte: Das Leben ist ja doch ein Ponyhof.

Haben Sie eigentlich Brüder?

Franziska Weisz: Ja. Und einer davon, Stefan, hat mich sehr geprägt. So kam es, dass ich schon mit unter zehn Jahren „Police Academy“, „Die nackte Kanone“, „Platoon“ und „Full Metal Jacket“ gesehen habe. Kriegs- und Horrorfilme, auch ,schlechte’ Komödien. Auch die meisten meiner Freunde waren Jungs. Ich war das, was man einen „Tomboy“ nennt. Ich bin lieber auf Bäume geklettert, als mit Puppen zu spielen.

„Tatort: Tödliche Flut“ Sonntag, 20.15 Uhr, ARD