Henstedt-Ulzburg. Donald Kraemer Redakteur ist verantwortlich für die „Tatort“-Folgen mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar Falke.
Wenn Donald Kraemer sonntagabends den Fernseher einschaltet, wird die Couch in seinem Wohnzimmer praktisch zu seinem Arbeitsplatz: Homeoffice in der ersten Reihe. Er verfolgt den „Tatort“ und zieht daraus seine Schlüsse. Anders als die vielen Millionen „normalen“ „Tatort“-Zuschauer hat sein Urteil Gewicht und möglicherweise auch Folgen: Der 58 Jahre Henstedt-Ulzburger ist als Redakteur verantwortlich für die vom NDR produzierten „Tatort“-Folgen mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar Falke.
Seite 50 Jahren gibt es den „Tatort, da ist Donald Kraemer natürlich nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Populär sind die weiblichen und männlichen Darsteller der Kommissare – wer dagegen hinter den Kulissen steckt und die sonntäglichen Krimis erst möglich macht, wissen nur Insider. Es sind aber wichtige Mitglieder der „Tatort“-Community, auch wenn ihre Namen nur die wirklichen Fans kennen. Immerhin wird der NDR-Redakteur aus Henstedt-Ulzburg auf der Internet-Plattform tatort-fundus.de erwähnt und mit den Hauptdarstellern der NDR-„Tatorte“ auch auf Fotos gezeigt. Die in Hamburg und Umgebung produzierten Bundespolizei-„Tatorte“ gehören zu den derzeit beliebtesten der langlebigsten Krimireihe im deutschen Fernsehen.
Mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz stehen zwei bekannte Darsteller für die Kommissarrollen Thorsten Falke und Julia Grosz vor der Kamera. Als Redakteur betreut Donald Kraemer die „Tatorte“ von der Stoffidee bis zum fertigen Film. „Das beginnt bei der Auswahl der Themen und Kreativen, geht über die Stoffentwicklung und Koordinierung der Drehvorbereitungen, bis zur Abnahme des fertigen Filmes und der folgenden Pressearbeit“, skizziert der Henstedt-Ulzburger seine Tätigkeit. „Als Redakteur einer Krimi-Reihe bin ich das Bindeglied zwischen den Mitwirkenden einer Filmproduktion und stehe im engen Kontakt mit Produzenten, Autoren, Regisseuren und Darstellern.“ Darüber hinaus gehört es zu seinen Aufgaben, über den einzelnen Film hinaus die gesamte Entwicklung der „Tatort“-Reihe und ihre Figuren im Auge zu behalten.
Kraemer hält Ausschau nach Drehorten in seiner Heimat
Seit 2012 betreut Donald Kraemer als Redakteur die „Tatort“-Reihe mit Wotan Wilke Möhring. „Seitdem haben wir 14 Filme produziert.“ Der aktuelle Fall „Tödliche Flut“ führt Kommissar Falke und seine Kollegin Julia Grosz auf die Insel Norderney. Der Tatort wird am 24. Januar 2021 ausgestrahlt.
Als Henstedt-Ulzburger hält Kraemer natürlich auch Ausschau nach Drehorten in seiner Umgebung: So war die Alsterbrücke in Henstedt 2014 Schauplatz einiger Szenen im „Tatort“ „Die Feigheit des Löwens“. Die 924. Folge wurde am 30. November 2014 gesendet.
Im Kreis Segeberg ist Donald Kraemer kein Unbekannter: 2009 und 2010 war er Regisseur der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Die Inszenierung von „Der Schatz im Silbersee“ von 2009 gilt bei Fans als eine der besten in der Geschichte der Karl-May-Spiele. Außerdem war er als Regisseur für TV-Filme und -Serien tätig. Auch als Drehbuchschreiber hat sich der Henstedt-Ulzburger einen Namen gemacht.
Schon 1971 wurde in Henstedt-Ulzburg gedreht
Schon ganz früh in der „Tatort“-Geschichte führten Spuren nach Henstedt-Ulzburg: 1971 wurden in einer ehemaligen Apotheke im Henstedt-Ulzburger Ortsteil Henstedt Sequenzen der Folge „Blechschaden“ gedreht. Ermittler war der vornamenlose Kieler Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf). Der Film wurde am 13. Juni 1971 als achter der „Tatort“-Reihe gesendet. Eine Besonderheit am Rande: Erstmals war der damals schon sehr populäre Götz George in einer „Tatort“-Rolle zu sehen. Zehn Jahre später begann er als Horst Schimanski, „Tatort“-Geschichte zu schreiben.
So populär wie die „Tatorte“ mit dem inzwischen verstorbenen Norderstedter Schauspieler Werner Schumacher waren die „Tatorte“ mit Henstedt-Ulzburger Beteiligung jedoch nicht: Als Kommissar Lutz klärte Schumacher von 1971 bis 1986 in 16 Folgen Fälle auf. Höhepunkt von Schumachers Wirken als Eugen Lutz war die „Tatort“-Folge Nummer 83, der achten mit Kommissar Lutz. Unter dem Titel „Rot-rot-tot“ erreichte sie am 1. Januar 1978 einen Marktanteil von 65 Prozent. Rekord. 26,5 Millionen Zuschauer – nie wieder hat ein „Tatort“ eine derart hohe Zuschauerzahl erreicht. Als junger Schauspieler gehörte damals übrigens Christian Berkel in einer seiner ersten Rollen zum Schauspieler-Team. Auch Curd Jürgens war dabei.
Norderstedter Kommissar Lutz hält „Tatort“-Rekord
In seiner letzten „Tatort“-Folge geriet Eugen Lutz zunehmend in die Enge, da alle Indizien auf ihn selbst als Mörder hinwiesen. Letztlich konnte er das Komplott gegen ihn aufdecken, aber er kehrte dem Kommissarberuf den Rücken. „Einer sah den Mörder“ war am 23. Februar 1986 Schumachers letzter Auftritt als damals dienstältester „Tatort“-Kommissar. Noch einmal verfolgten mehr als 20 Millionen Zuschauer den Film.
Nach 50 Jahren „Tatort“ führen einige Spuren also tatsächlich nach Norderstedt und Henstedt-Ulzburg: Ein bisschen Glanz und ein paar Eintragungen als Randnotizen in das TV-Geschichtsbuch – das ist mehr als viele andere Orte zu bieten haben.