Hamburg. Alle Jahre wieder hinreißend: In „Frust – Das Magazin“ parodiert Olli Dittrich Tierfilmer und anderes TV-Personal.
Mit „Dittsche“, seiner Paradefigur, war Humorist Olli Dittrich zuletzt sogar auf Tour durch die Republik. Live-Aufritte des Bademantel-Stylers gab es bislang nicht vor Publikum. Und dennoch, die Aussage wird erlaubt sein, ist der Imbissbudenphilosoph in der Produktpalette des großen Olli Dittrich nur das Standardmodell. Auf allerhöchstem Satireniveau, versteht sich. Die De-luxe-Version seines Komikschaffens liefert Dittrich stets am Jahresende aber mit seinen TV-Persiflagen.
Der Zyklus ist nun bei der zehnten Ausgabe angelangt. „Frust – Das Magazin“ heute Abend in der ARD ist, nachdem sich Dittrich zuletzt allein seiner Schlagerqueen Trixie Dörfel widmete, eine Rückkehr zum multiplen Dittrich. Der „Menschendarsteller“ (Dittrich über Dittrich) ist in dem einmal mehr brillanten Halbstünder in sechs Rollen zu sehen. Nicht alle von ihnen sind neu. Andreas Baesecke, „Deutschlands bekanntester Tierfilmer“, trat bereits 2014 in „Das Talk-Gespräch“ auf.
Dittrich holt den Zuschauer direkt beim Geist der Zeit ab
„Frust – Das Magazin“ ist nach Talkshow und Frühstücksfernsehen das nächste Format, das sich Dittrich in seinem Fernsehparodie-Reigen vornimmt. In der TV-Infotainment-Realität dürften die Vorbilder von „Frust – Das Magazin“ ihren Platz in der Halb-bis-gar-kein-Promi-Sendeschiene des Vorabends haben. Indem er das gesellschaftliche Großthema „Frust“ ins Zentrum seiner Geschichten stellt, holt Dittrich den Zuschauer direkt beim Geist der Zeit ab.
Wie gut, dass wenigstens hier alles Fiktion ist. Womit man beim ersten Thema ist, in das Moderator Sören Lorenz (er war bereits in „effeff – Das Frühstücksfernsehen“ zu sehen) einführt: den Fall des tief gefallenen Tierfilmers Baesecke („Faszination Elch“), des angeblichen Entdeckers des Polarzebras und der Luftqualle. Als herauskommt, dass die lediglich dank Fantasie und Photoshop existieren, fliegt der rot gelockte Naturbursche („Es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden, ich bin nicht nur Täter, sondern auch Opfer“) auf.
Zärtlichkeit des alles Verstehenden
Er kam vom rechten Weg ab, als er den kanadischen Mützenbär in einem Kalender verewigen wollte, ihn aber nur achtmal vor die Linse bekam, „das gibt es manchmal in der Natur, Herdenflucht“. Also musste viermal ein Fake her, es war der Anfang vom Ende. Allein der melancholisch auf die Elbe blickende Dokumentarfilmer in Allzweckjacke ist eine herrliche Nahaufnahme des Scheiterns.
Dittrich versagt auch diesmal wieder keiner seiner Figuren die Zärtlichkeit des alles, alles Verstehenden: Es ist schwer, im Licht der Öffentlichkeit eine glänzende Rolle zu spielen. Weitere Schicksale, die in „Frust – Das Magazin“ im Mittelpunkt stehen, sind die des vergessenen Popstars Platzhirsch (Tophit: „Chillin’ Con Carne“), der nach einem gefloppten Album Bademeister in Bad Oeynhausen ist, der Boxlegende Butsche Roni, die eine revolutionäre neue Boxvariante entwickelt hat, und des verkannten Genies und Erfinders des WLAN, Winfried Fischer, dessen Leben nun im Kinofilm „Fischers Netz“ erzählt wird.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Olli Dittrich: Der Mann, der Dittsche und Trixie ist
- Arnd Zeiglers neuer Podcast mit Olli Dittrich und Bela B.
- Solo in der Laeiszhalle: „Dittsche“ ätzt gegen Dieter Bohlen
Zu Gast im Studio: „Fundamentalmediziner“ Dr. Gregor Holz („Der Umbau von einer Fußbodenheizung zur Fußbodenkühlanlage ist grundsätzlich möglich“), der Zuschauerfragen zum Thema Klimawandel beantwortet. Starauftritte gibt es auch wieder, unter anderem von Sibel Kekilli, Marius Müller-Westernhagen, Axel Schulz und Ranga Yogeshwar. Sie sind die Sidekicks der famosen Olli-Dittrich-Show, in der so liebevoll wie entlarvend von der Medienwelt berichtet wird.
Ein Schmuckstück, leider wie immer im Spätprogramm.
„Frust – Das Magazin“ 23.45 Uhr, ARD