Hamburg. Die Moderatoren Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt haben zum Jubiläum prominente Gäste eingeladen.
40 ist kein Alter für eine große Dame der deutschen Fernsehunterhaltung. Und die NDR Talkshow aus Hamburg hat sich am Freitag zu ihrem kleinen Jubiläum, das live mit 20 Gästen über zweieinhalb Stunden gefeiert wurde, sogar ein bisschen aufgehübscht. Dabei lebt sie ja nicht nur von den aktuellen Moderatoren Barbara Schöneberger (45) und Hubertus Meyer-Burckhardt (63) und den Gästen.
Die NDR Talkshow lebt als eines der letzten Fernseh-Lagerfeuer der TV-Zuschauer von der warmen Temperatur der Gespräche, von überraschenden Bekenntnissen – und kleinen Zwischenfällen und Skandalen. Und die Livesendung lebt weiter in der NDR Mediathek.
So ist in die Geschichte der Sendung ein Auftritt der inzwischen verstorbenen Schriftstellerin Karin Struck aus dem Jahr 1992 eingegangen. Sie diskutierte auch mit der damaligen Familienministerin Angela Merkel über Abtreibung und riss sich wütend ihr Mikrofon vom Körper und warf es ins Publikum, ein Glas Rotwein hinterher. Dieser Abgang war legendär. Ebenso erinnerungswürdig: Regisseur Klaus Kinski, der Alida Gundlach sagte, sie habe einen bemerkenswerten Po, einen "so tollen".
NDR Talkshow auch in der ARD beliebt
In der Sendung ergrifffen ehemalige Moderatoren wie Dagmar Berghoff (ehemalige Tagesschau-Sprecherin) und Carlo von Tiedemann das Wort, dazu gesellten sich Alice und Ellen Kessler. Katharina Thalbach erzählte, dass sie gerade in Rente gegangen sei. "Ich muss nicht mehr arbeiten, das ist doch toll. Ich mache nur noch was ich will." – und schwärmte dann von ihrem neuen Film. Die Ehrlich Brothers sorgten mit Zaubertricks für Verblüffung. Atze Schröder und Konrad Stöckel erzählten ihre Witzchen. Kabarettist und Moderator Wolfgang Trepper plauderte über den deutschen Schlager und gab Anekdoten zum Besten, die für allgemeine Heiterkeit sorgten.
Zu Gast waren auch zwei Klimaschützer, der Stand-Up-Paddler Michael Walther und die 15 Jahre alte Raina Ivanova aus Hamburg, die zusammen mit Greta Thunberg und 14 weiteren Jugendlichen eine Kinderrechtsbeschwerde zum Klimawandel bei der UN einreichte. Zu Greta sagte sie: "Ich bewunder Greta sehr, weil sie klar ihre Meinung sagt". Das tue sie auch unabhängig davon, welchen Status ihr Gesprächspartner habe.
Auch für ernste Themen war Platz. Die junge Marlene Bierwirth erzählte, wie sie mit 18 an einem Hirntumor erkrankte, von der Zeit der anstrengenden Chemotherapie, wie sie mit der Hilfe von Familie und Freunden gegen den Turmor kämpfte. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch niedergeschrieben.
Dann ging es um vier Jahrzehnte Genuss. Wie war das Essen in den 70er-Jahren? Cornelia Poletto erinnerte sich an saure Nierchen mit Spätzle, an Schokokuss-Brötchen und Butterbrot mit Salami. Rainer Sass schwärmte von Schmalzbrot mit Grieben.
Im Video: Skandal um Karin Struck
Der NDR kündigte die Jubiläumssendung so an: "Fest verankert und in der Blüte des Lebens – ein Résumé zum 40 ... 40 Jahre, in denen am runden Tisch einiges mitgemacht, durchgemacht und am Ende weggelacht wurde – es ist die Erfolgsgeschichte des guten Gesprächs, die bis heute Bestand hat."
"Ein wunderbares Geschenk des Publikums"
Seit die NDR Talkshow auch in der ARD gezeigt werde, habe ihre Popularität noch zugenommen. Schon bei der ersten Sendung im Ersten habe der Marktanteil 11,6 Prozent betragen. Bei der Jubiläumssendung schauten trotz später Stunde 1,40 Millionen Menschen bundesweite zu – der höchste Wert seit 2010, wie der NDR betont.
Auch NDR-Intendant Lutz Marmor freut sich über die Zahlen: „Der große Erfolg der Jubiläumsausgabe ist ein wunderbares Geschenk des Publikums zum 40.Geburtstag. Der Zuspruch zeigt, dass die Beliebtheit der 'NDR Talk Show' über den Norden hinaus ungebrochen ist."
Fragt sich, wie hoch die Einschaltquoten wären, wenn man nur ein "Best of" zeigen würde; eines mit dem Nasenbiss von Sängerin und Schauspielerin Eartha Kitt bei Rudi Carrell, dem Lachen von Barbara Schöneberger oder den Wortbeiträgen der heutigen Bundeskanzlerin Angela Merkel aus der Skandalsendung 1992. In der Deutschen Presse-Agentur wird Barbara Schöneberger mit dieser Aussage zitiert: „Ein gutes Gespräch ist meiner Meinung nach nicht planbar und hat auch nichts mit besonders guter und gründlicher Vorbereitung zu tun.“