Der Hamburger Humorkünstler, Musiker und Autor Heinz Strunk erhält die Auszeichnung für seinen Film „Jürgen – heute wird gelebt“.

Männerkomödien sind, wenn sie aus Hollywood stammen, oft eine wahre Pest, man denke an „Hangover“ und ähnlich unwitzige Hervorbringungen. Guter Humor ist keine allzu leichte Übung, er ist sicher noch nicht einmal grundsätzlich massentauglich. Und eines steht fest: Der Hamburger Humorist, Musiker und Autor Heinz Strunk versteht sich auf das Komische.

Zu besichtigen ist das nicht nur bei den Bühnenprogrammen von Studio Braun, dem Komödiantentrio mit Strunk, Jacques Palminger und Rocko Schamoni, sondern auch in Strunks Bestsellern „Fleisch ist mein Gemüse“ und „Der Goldene Handschuh“; und auch der Leinwandadaption seines bislang letzten Romans „Jürgen“, der Ende vergangenen Jahres in der ARD lief.

Der Film ist eine typische Heinzer-Arbeit

Ganz korrekt heißt der Film „Jürgen – Heute wird gelebt“ und ist eine typische Heinzer-Arbeit. Unbedingt von einer humanen Weltsicht durchdrungen, erzählt er von einer grotesken Erscheinung, der des Mannes auf der Balz nämlich. Der gibt sehr oft eine traurige Figur ab und das erst recht, wenn er eh ganz grundsätzlich eine Lusche ist – zumindest nach den gängigen Maßstäben der Leistungsgesellschaft. Jürgen Dose ist Parkhauspförtner und hat zu Hause alle Hände mit seiner bettlägerigen Mutter zu tun. Sein Freund Bernd Würmer sitzt im Rollstuhl, auch das nicht unbedingt ein Killer-Argument bei Frauen. Dose und Würmer sind, in einem Wort, zwei arme Würstchen. Eine Freundin wollen sie trotzdem, normal.

Gespielt werden die zwei verhinderten Don Juans von Charly Hübner und Strunk selbst, und das Auftreten von Letzterem in diesem Film ist, na klar, eine besondere Pointe. Strunks Lebensthema sind die Schwachheit des Mannes, die Hardcore-Tristesse seines Deklassiertseins und die Würdelosigkeit des Daseins auf der Schattenseite des Tanzballs. Mittanzen darf man nur mit Status. Wenn man den nicht hat, ist man auf professionelle Flirt-Unterstützung, Ratgeberliteratur oder Dating-Reisen angewiesen. Genau diese Angebote veräppelt Strunk in seinem „Jürgen“-Stoff.

Ein Witz über den notgeilen Mann

Gedreht hat den Film Lars Jessen, der Mann also, der auch schon für die Musiksatire „Fraktus“ verantwortlich zeichnete. Jessen und Strunk gelingt es mit „Jürgen“, einen Witz – es ist der über den notgeilen Mann und seine erotische Aussichtslosigkeit – mit auch mal leisem Ton zu erzählen. An den schönsten Stellen des Films läuft die Musik der Flaming Lips, auch hier: alles richtig gemacht.

Als „Bester Fernsehfilm“ waren bei der Goldenen Kamera neben „Jürgen – Heute wird gelebt“ zwei ZDF-Produktionen – der Psychothriller „Angst: Der Feind in meinem Haus“ mit Anja
Kling und Heino Ferch und der Krimi „Ein Kommissar kehrt zurück“ mit Uwe Kockisch und Sylvester Groth.

Leipziger Buchpreis und Deutsches Schauspielhaus

Für Heinz Strunk ist die Goldene Kamera für „Jürgen“ ein weiterer Erfolg. Vor zwei Jahren war er mit seiner literarischen Mörderballade „Der Goldene Handschuh“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. In der Hochkultur ist der Deuter degoutanter Lebenswelten sowieso schon längst zu Hause: Die Studio-Braun-Bühnenadaption des „Handschuhs“ läuft derzeit sehr erfolgreich im Deutschen Schauspielhaus.

Da ist eine Literaturverfilmung, die zur besten Sendezeit in der ARD läuft, die perfekte Vervollständigung des Strunk-Triumphzugs. Über mangelnde Aufmerksamkeit und Anerkennung kann sich der 1962 in Harburg geborene Strunk wahrlich nicht beklagen.

Und das ist so verdient wie rätselhaft, zumindest, was das Strunk’sche Stilmittel des Durchkalauerns angeht. Nur der große und einmalige Heinz Strunk, der Agent des nie flach genug sein könnenden Wortwitzes, darf Sentenzen wie „Paris, Athen, auf Wiedersehen“ und „Ladies First, James Last“ raushauen.