Hamburg . Ina Müller moderiert heute die Jubiläums-Ausgabe ihrer Kneipen-Show. Wir gratulieren mit einem Ina-Müller-Glossar zur Sendung.

Norddeutschlands blondeste Sabbelschnute Ina Müller feiert an diesem Sonnabend (23.10 Uhr, ARD) die 100. Folge von „Inas Nacht“, der Talkrunde in der Hamburger Hafenkneipe Schellfischposten. Mit dabei sind Schauspielerin Annette Frier, Satiriker Lutz van der Horst, die Hip-Hop-Band Beginner und die Shanty-Rocker Santiano. Wir gratulieren völlig nüchtern mit einem Ina-Müller-Glossar zur Sendung.

"I" wie Indiskretion: Die Fragen aus dem Publikum, die Ina Müller beim „Bierdeckel-Verhör“ stellt, sind beliebt-berüchtigt. Erst gab es Whiskey-Cola, dann wurde Nora Tschirner ausgequetscht: „Hatte ein Schauspielkollege bei dir schon mal eine Latte bei einer Bettszene?“ Tschirner zitierte durchaus geschickt – angeblich – Marlon Brando: „Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich eine Erektion habe, und bitte verzeihen Sie mir, wenn ich keine Erektion habe.“ Aber auch Müller erzählt gerne bei ihren Konzerten Dinge, die Mann gar nicht wissen will. Stichwörter: Menopause, erschlaffende Haut, Wanderfett.

"N" wie Nebenwirkungen. Früher war es gang und gäbe, bei Unterhaltungs- und TV-Shows zu bechern und zu paffen, was Leber und kiloschwere Glas-Aschenbecher aufnehmen konnten. Zwar ist „Inas Nacht“ in diesem Sinne nicht so politisch korrekt wie zum Beispiel der Spielfilm „Pearl Harbor“ (eine Marinebasis im Jahr 1941 und niemand raucht?), und doch wirkt das Ambiente touristisch und folkloristisch. „Ob jung oder alt, ob arm oder reich, im Schellfischposten sind sie alle gleich“, steht auf einem Schild, das Astra-Logo daneben wird bei den Aufzeichnungen (Schleichwerbung) abgeklebt. Unser Vorschlag: Mal eine Staffel lang von Kneipe zu Kaschemme wandern, vom Elbschlosskeller über die Mutter bis zur Capri Stube. Idee?

"A" wie Abseits: Kann Ina erklären, mit Fußball kennt sie sich aus. Und da sie gern was zu feiern hat, schlägt ihr Fanherz für den FC Bayern. Ist ja klar: Gerd, Thomas, Ina, Hauptsache Müller. Die Wirtin des Schellfischpostens heißt übrigens Ulla Müller. Ihren Verein zu wechseln käme für Ina einer Geschlechtsumwandlung gleich, vielleicht auch ein Grund, warum Uwe Seeler im Gegensatz zu Thomas Schaaf, Mehmet Scholl oder Robert Dekeyser (vergessener Ersatztorwart der Bayern und der Löwen) noch nicht zu Gast bei „Inas Nacht“ war. Allerdings gibt es Vermutungen, dass Bodo Strehl, einer der Sänger des Wilhelmsburger Shantychors De Tampentrekker, die zu „Inas Nacht“ gehören wie Möwenschiss auf Hafenpoller, eigentlich Uwe Seeler mit falschem Bart ist. Schauen Sie mal genauer hin.

"M" wie Musik: Ina Müller macht Musik, sie liebt einen Musiker – Johannes Oerding –, und so ist auch „Inas Nacht“ eigentlich eine Musiksendung. Die Kleine-Ina-Müller-Band in der Kneipe und die 20 Sänger der Tampentrekker vor der Tür gehören zum festen Inventar der Sendung. Mit den Talkgästen wird ebenfalls gesungen, dazu kommen Auftritte von jeweils zwei interessanten Newcomern oder bekannten Bands und Künstlern. Auszug aus der musikalischen Gästeliste: Jamie Cullum, Skunk Anansie, Lana Del Rey, Casper, Beatsteaks, BAP, Wanda, AnnenMayKantereit, Madsen, Gossip, Alabama Shakes, Fettes Brot – und an Cäthe hat Ina einen Narren gefressen, die Berliner Röhrgöre war schon dreimal da.

"Ü" wie überall: Wenn Ina gerade nicht auf Tour war, ein Album aufnahm oder für „Inas Nacht“ drehte, begegnete man ihr als Gast in diversen TV-Serien und Shows von „Großstadtrevier“ über „Lafer! Lichter! Lecker!“ (Ina verstand das wahrscheinlich als „Laber! Lieber! Lauter!“) bis zum Kinofilm „Bibi & Tina: Voll verhext!“. Übrigens: Erst als sie 2012 gemeinsam die Echo-Verleihung moderierten, verstummten die Gerüchte, dass Ina Müller und Barbara Schöneberger ein und dieselbe Person wären. Und das obwohl Schöneberger bereits 2009 den Schellfischposten besuchte.

"L" wie Labertasche: Das Wort Kodderschnauze mag Ina Müller nicht so gern. Aber das macht nichts. Quasselstrippe, Schnatterente, Klatschbase, Plapperliese, Rappeltasch, Quetelmoors, Vorspultaste, das passt alles. Schließlich steht ihr Erfolg auf drei tragenden Säulen: „Singen, saufen, sabbeln.“

"L" wie Loddelhosen: Früher trugen sie Loddel (Luden, Zuhälter) gern, heute eigentlich nur noch Ina Müller dann und wann: weit geschnittene, flatternde, bunt gemusterte Stoffhosen. Was sie damit kaschieren will, erzählt sie bei ihren Shows. Sie steht dazu, trotz des Gemeckers von Karl Lagerfeld, von dem überliefert ist: „Wer eine Loddelhose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Oder so ähnlich.

"E" wie Enge. Man kommt sich automatisch näher: Mit Ina, den Prominenten, dem Drehteam und der Band ist der Schellfischposten in der Carsten-Rehder-Straße 62 in Altona schon so gut abgefüllt, dass nur knapp ein Dutzend Gäste Platz in der Pinte haben, der Rest steht mit dem Shantychor bei Wind und Wetter (Hamburg!) vor der Tür. Und mittlerweile wollen schon fast so viele Menschen angeblich bei „Inas Nacht“ im Posten gewesen sein wie einst bei den Beatles im Kaiserkeller.

"R"wie rundes Jubiläum. 100 Sendungen seit 2007, das ist eine bemerkenswerte Leistung für ein Format, in dem schon mal Wörter wie „Penisfondue“ (Jenke von Wilmsdorff) oder „Hammer-Latte“ (Thomas D) fallen, in der hemmungslos gezecht wird und wo man nie weiß, was man bekommt. Verona Pooth oder Heike Makatsch, Die Amigos oder Lukas Graham, Jan Böhmermann oder Alice Schwarzer? Ina Müller und ihr Team haben bei der Auswahl der Gäste und Themen überhaupt keine Berührungsängste, und so wird weiterhin mit Erfolg gesungen, gesoffen und gesabbelt. „Hooray, and up she rises!“

„Inas Nacht“ Sa 13.8., 23.10, ARD;
www.daserste.ndr.de/inas_nacht