Berlin/Hamburg. 17-jährige Hannoveranerin beschert Smudo und Michi Beck das Double. Schwächste Finalquote aller Staffeln, Kritik von den Fans.
Das hätten Michi Beck und Smudo anfangs wohl selbst kaum für möglich gehalten: Die Rapper von den "Fantastischen Vier" haben ihren Titel als Coaches bei "The Voice of Germany" am Ende tatsächlich verteidigt. Ihr Schützling Jamie-Lee Kriewitz überzeugte das TV-Publikum am Donnerstag im Finale der gemeinschaftlichen Castingshow von ProSieben und Sat.1 mit 38,29 Prozent der Stimmen am meisten und sicherte sich den Sieg vor den Konkurrenten Ayke Witt und Tiffany Kemp (beide Andreas Bourani) und Isabel Ment (Stefanie Kloß). Coach Rea Garvey konnte die Live-Show ganz entspannt genießen, der Ire hatte bei der Entscheidung kein Eisen mehr im Feuer.
Talente, Tränen und eine Gewinnerin beim „The Voice“-Finale
Dafür hatte Garvey etwas zur Gewinnerin zu sagen. "Du hast uns geehrt mit dieser Performance. Du bist einmalig", sagte er über Kriewitz, die Smudo und Michi Beck für ihren Gewinnertitel "Ghost" in Manga-Klamotten steckte. Damit übertrug die 17-jährige Hannoveranerin ihren flippigen Style auf ihre 30 Jahre älteren Mentoren. "Isch wätt verrückt", bekannte Smudo nach der Show via Twitter. Für die "Fantas" ist es der zweite Sieg bei ihrer zweiten "Voice"-Teilnahme. 2014 hatten die Stuttgarter mit Charley Ann Schmutzler triumphiert. Dabei hatte sich ein erneuter Erfolg der Sprechsänger nicht unbedingt angedeutet - in den ersten Blind Auditions der fünften Staffeln ging das Duo bei der Wahl der Talente reihenweise leer aus.
Quote als Wermutstropfen
Nun dürfen sich die Altmeister des Deutschraps also über die bis dato jüngste Siegerin der Castingshow freuen, die gleichzeitig auch die Frauen in Führung bringt. Vor Kriewitz und Schmutzler hatte mit Ivy Quainoo - der ersten Siegerin überhaupt - ebenfalls schon eine Sängerin das Rennen gemacht. Die einzigen "Herrentitel" gingen bislang an Nick Howard und den späteren ESC-Kandidaten Andreas Kümmert (der dann doch nicht für Deutschland starten wollte). Jamie-Lee konnte ihr Glück kaum fassen und sank nach der Bekanntgabe des Ergebnisses auf die Knie. Aus Jugendschutzgründen durfte sie zwar keine Interviews mehr geben, zuvor hatte sie aber bereits betont: „Wenn ich gewinne, will ich ganz viel feiern, aber erstmal meine Schule fertigmachen, um eine Absicherung zu haben.“
Welchen Karriereweg die 2015er-Königin einschlagen wird, bleibt abzuwarten. Ihr Finalsong "Ghost" stürmte zumindest schon einmal vom Fleck weg an die Spitze der iTunes-Charts. Die britische Chartstürmerin Ellie Goulding, zu Gast beim Finale, erteilte der Siegerin gleich Ratschläge: „Bleibe auf dem Boden, umgebe dich mit den richtigen Leuten und höre nicht auf, Texte zu schreiben. Das ist die Basis“, sagte die 28-Jährige. Beck und Smudo wollen die Karriere ihres Schützlings weiter beobachten. „Unsere Aufgabe als Coaches ist es jetzt, aufzupassen auf die Kleine. Nachzugucken und nachzufragen, dass da nicht zu viel Unfug mit ihr getrieben wird.“
Zuschauer kritisieren massenhaft Werbung
Einen Wermutstropfen gibt es derweil schon jetzt für die Macher der Show. Die letzte Folge sahen mit 2,92 Millionen Zuschauern (10,2 Prozent) so wenige wie in keiner Staffel zuvor. Im Vorjahr waren es an einem Freitagabend auf Sat.1 noch 3,15 Millionen. Vor allem in der Finalshow hagelte es in den sozialen Netzwerken Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung. 2016 wagt sich "The Voice of Germany" dennoch an eine sechste Staffel, wahrscheinlich wieder mit einigen Änderungen. Auch Smudo und Michi Beck wollen dann wieder dabei sein. Nach dem Finale richteten die euphorisierten Coaches direkt schon einmal eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Wir sind bereit für den Hattrick!"