Berlin/Hamburg. Angela Merkel erklärt die Flüchtlingskrise bei Anne Will – und spottet über ihre Kritiker. Einige Gesprächsauschnitte hier im Video.

Sie läuft sich wieder warm für den besten Platz aller Talkshows im deutschen Fernsehen: Anne Will, die Günther Jauch auf dem Platz nach dem "Tatort" in der ARD beerben wird, hat mit dem Einzelgespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen kleinen Coup gelandet. Obwohl sich offenbar auch andere um ein intimes Interview mit der Kanzlerin bemüht haben, hat Merkel bei Will zugesagt.

3,45 Millionen Zuschauer (Marktanteil 13,8 Prozent) bedeuten für Anne Will im Kampf um die TV-Quote einen für sie vergleichsweise guten Wert. Zumal das Gespräch in der Woche geführt wurde und die Konkurrenz-Sendungen auch sehr publikumsaffin waren. Doch was die Kanzlerin zu sagen hat, interessiert offenbar das Fernsehpublikum. Zumal, wenn Merkels Popularität in der Flüchtlingskrise und der Rückhalt in der eigenen Partei sinken.

Merkel hatte ja zuletzt die Flüchtlingspolitik zur Chefinnensache gemacht und ihren Kanzleramtsminister Peter Altmaier als Koordinator eingesetzt. Bei Anne Will hat sie Forderungen nach einer sofortigen Begrenzung der Flüchtlingszahlen eine Absage erteilt. „Es gibt den Aufnahmestopp nicht“, sagte Merkel bei Will. Merkel sprach von der humanitären Verpflichtung bei der Aufnahme Schutzsuchender. Ein Aufnahmestopp sei nur möglich, wenn man entlang der Grenze einen Zaun errichten würde. In Ungarn habe man gesehen, dass sich die Flüchtlinge dann andere Wege suchen.

Merkels Mantra „Wir schaffen das“ kam ebenso wie die Warnung, dass natürlich der Flüchtlingsandrang die vielleicht schwierigste Aufgabe für Deutschland seit der Wiedervereinigung sei. Sie stelle sich dieser Aufgabe, wolle aber keine falschen Versprechungen machen, so Merkel.

Vehement widersprach sie dem Eindruck, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) entmachtet zu haben, indem die Flüchtlingspolitik nach einem Kabinettsbeschluss nun stärker im Kanzleramt gebündelt werden soll. Auf die Frage, ob sie ihren Minister entlassen werde, sagte Merkel: „Natürlich nicht."

Und Merkel hatte natürlich auch ihren Spott für CSU-Vorturner Horst Seehofer und Anverwandte im im Gepäck, die glauben, die Kanzlerin locke durch die vielen Bilder mit Flüchtlingen nur noch weitere Menschen nach Deutschland, die das Land nicht verkraften könne: „Glauben Sie, dass Flüchtlinge ihr Land verlassen wegen eines Selfies mit der Kanzlerin?"