Hamburg. Hamburg ist Schauplatz der World Publishing Expo – die Messe für eine der wichtigsten Branchen der Stadt.
Egal, welche der beiden Hallen man zuerst betritt, ein wichtiger Teil der Medienlandschaft scheint jeweils zu fehlen. Zumindest auf den ersten Blick bei der World Publishing Expo, die von Montag bis Mittwoch Fachbesucher aus aller Welt in die Hamburger Messehallen bringt. In Halle A4 stehen Druckmaschinen und anderes Gerät. Papierhersteller, Produzenten von Druckfarben und weiterer Hard- und Software rund um das gedruckte Wort stellen ihre Produkte aus. Digital sind allenfalls die Konsolen der Maschinen und die Bildbearbeitungslösungen für Zeitungen und Magazine.
Gegenüber in Halle A1 hingegen stehen die Stände der Unternehmen, die das digitale Geschäft mit den Nachrichten um- und ausbauen oder gleich umkrempeln wollen. Die damit werben, dass sie völlig neue Wege gefunden hätten, Inhalte und Werbung im Netz an den Mann zu bringen, die Analyse- und Marketingtools für den Desktop- und den mobilen Markt verkaufen oder den Redaktionen neue Königswege anbieten, um noch mehr Menschen noch schneller zu erreichen. So strikt wie die Aussteller trennen die Vortragenden beim International Newsroom Summit, der ersten von drei Tageskonferenzen, zwischen den Medien, Print und online nicht.
Allein 10.000 Angestellte arbeiten in Hamburg für Zeitungen und Magazine
Chefredakteure wie Wolfgang Krach von der „Süddeutschen Zeitung“ und Doug Wilks aus Utah, von den „Deseret News“, erläutern, wie sie ihre Newsrooms umgestellt haben, um Print und Online zu verbinden. Alison Gow, verantwortlich für digitale Innovationen bei den Regionalzeitungen des britischen Verlegers Trinity Mirror und Anders Refnov, Digitalchef der dänischen Zeitung „Ekstra Bladet“, erklären, wie sie mithilfe von sozialen Medien um Leser und User werben.
Es hat seinen Grund, warum die von der World Association of Newspapers and News Publishers ausgerichtete Messe in diesem Jahr in Hamburg und nicht in Berlin, München oder Köln stattfindet. Denn Hamburg, so zeigt es das ebenfalls am Montag veröffentlichte Analysepapier der Handelskammer „Medienstandort Hamburg – Bestandsaufnahme 2015“, ist weiterhin der wichtigste Standort in Deutschland für Presseerzeugnisse. Rund 10.000 Angestellte arbeiten allein im Bereich Presse, weitere 20.000 im Bereich Werbung und Design.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz betonte in seinem Grußwort zur Eröffnung der World Publishing Expo ebenfalls, dass der Bereich Medien und Kreativwirtschaft nicht nur aufgrund seiner wirtschaftlichen Signifikanz für Hamburg wichtig sei. Er spiele darüber hinaus eine Schlüsselrolle dabei, öffentliches soziales und kulturelles Leben herzustellen und sei somit grundlegender Teil von Hamburgs Selbstwahrnehmung als Stadt.
Dass die Stadt die Herausforderungen im Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft angenommen hat, beweist auch der Messestand, an dem sich Hamburg auf der World Publishing Expo präsentiert. Die Hamburg Media School zeigt, wie man sich journalistische Ausbildung im und für das 21. Jahrhundert vorstellt. Die Standortinitiative nextmedia.Hamburg präsentiert gleich daneben sechs Hamburger Start-up-Firmen aus dem Medienbereich, die ihre ganz eigenen Ideen zu Gegenwart und Zukunft der Branche vorstellen.
So vergleicht sich der Web-Kiosk Pocketstory so charmant wie ambitioniert mit dem Musikdienst Spotify und dem Videoanbieter Netflix, beide Weltmarktführer in ihrem Bereich. Mit dem geschriebenen Wort will das Unternehmen, das momentan in der Testphase ist, in die gleiche Liga aufsteigen: Ähnlich wie der Konkurrent Blendle will Pocketstory die Online-Generation mit geringen Preisen für einzelne Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften wieder davon überzeugen, dass es sich lohnt, für Journalismus Geld auszugeben.