Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit ermitteln im „Polizeiruf 110: Wendemanöver“ die Teams aus Rostock und Magdeburg in Doppelfolge.
Hält doppelt wirklich besser? Spätestens am 4. Oktober gegen 21.45 Uhr werden die Zuschauer es wissen. Dann endet der zweite Teil von „Polizeiruf 110: Wendemanöver“. Aus Anlass des 25. Jahrestages des Mauerfalls haben sich die Programmplaner etwas Besonderes ausgedacht. Der Fall der Sonntagskrimis erstreckt sich nicht nur über zwei Folgen, es ermitteln darin auch zwei „Polizeiruf“-Teams. Die Magdeburger Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Jochen Drexler (Sylvester Groth) arbeiten mit ihren Rostocker Kollegen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) zusammen.
Passenderweise geht es in „Wendemanöver“ um zwei rätselhafte Todesfälle, deren Ursachen weit in die Vergangenheit bis zum Beginn der 90er-Jahre und in die wirtschaftlichen Umbrüche im Osten Deutschlands zurückreichen. In einem Hotel in Rostock findet man die Leiche eines Wirtschaftsprüfers. In Magdeburg stirbt bei einem Brandanschlag auf ein Unternehmen die Frau des Juniorchefs. Langsam wird deutlich, dass beide Fälle etwas miteinander zu tun haben.
Regie führt in beiden Folgen Eoin Moore. Er musste zwei Teams und zwei Städte unter einen Hut bekommen. „Mit den Rostockern ging es wie von alleine, weil ich sie gut kenne. Die Magdeburger musste ich mir, auch in Gesprächen mit den Schauspielern, erst einmal ein bisschen ranholen.“ Er musste jedem Team seine Eigenheiten lassen und trotzdem Gemeinsamkeiten finden. „Die Rostocker sind lauter und schneller, die Magdeburger ein bisschen umständlicher und ruhiger.“ Offenbar hatte das Quartett aber seinen Spaß. Es wurde am Set gerade in den Revierszenen manchmal so turbulent, dass Moore dazwischengehen musste und er sich vorkam „wie ein Lehrer auf Klassenfahrt“.
Vier große Schautafeln hatte das Team vollgeschrieben, um den komplexen Fall mit all seinen Verästelungen grafisch darzustellen und um zu verdeutlichen, wer gerade wo ist. Mal sehen, wie die Zuschauer sich im Labyrinth zurechtfinden.
Moore ist ein erfahrener Krimi-Regisseur. Er hat schon neun „Polizeirufe“ inszeniert, fünf davon aus Rostock, aber auch zwei „Tatorte“. Wie sieht er die Differenzen zwischen den ursprünglich sehr unterschiedlichen ost- und westdeutschen Krimi-Reihen? „Gar nicht so groß, es waren ja jeweils meine Filme. Wie man sie dann nennt, ist nicht mehr entscheidend. Bei den ,Polizeirufen’ sind wir relativ freigeistig. Vielleicht ist gerade das momentan besonders gefragt. Die Macher der US-Serien machen ja auch gerade das und haben damit große Erfolge. Man würde wohl den Unterschied gar nicht mehr erkennen, wenn man beide deutsche Reihen zusammenlegen würde.“
Gerade weil Moore relativ regelmäßig den Rostocker „Polizeiruf“ dreht, hat er häufig in Hamburg zu tun. Denn viele Szenen des Films werden in der West-Hansestadt gedreht. Die Innenaufnahmen des Rostocker Reviers, aber auch Außenaufnahmen. Der Grund ist das Budget. Das Team besteht aus bis zu 45 Leuten, dazu kommen noch die Schauspieler. „Deswegen können wir es uns pro Folge eigentlich nur leisten, zwei bis sieben Tage tatsächlich in Rostock zu verbringen. Wenn es keine optischen oder inhaltlichen Verluste gibt, machen wir es in Hamburg.“
Ein Drehtag hier ist billiger, denn in Rostock bekommt er kein komplettes Team zusammen. „Die Fachleute und die Ausrüstung, die man braucht, sind in den Großstädten. Der Unterschied beträgt bestimmt hunderttausend Euro pro Folge“, sagt Moore und weist auf Unterschiede der Sender hin. „Der MDR, der für den Magdeburger Polizeiruf verantwortlich ist, hat andere Ansprüche. Die verlangen, dass man mehr Zeit in der Stadt verbringt.“
Angefangen hat Moore als Regisseur von Spielfilmen wie „Pigs Will Fly“ und „Conamara“. Was ist aus seiner Kinoleidenschaft geworden? Sie sei nicht verschwunden, sagt er. „Jetzt hat mich die Fernsehkrimi-Welt aufgesaugt, vielleicht sogar mehr, als mir lieb ist. Aber gerade seit ich die Rostocker drehen kann, macht es viel Spaß. Die Kreativität, die ich da austoben kann, ist groß.“
„Polizeiruf 110: Wendemanöver“
So, 27.9., So, 4.10., jeweils 20.15 Uhr, ARD