Köln. Die Neuauflage der Diskussion um Gleichberechtigung bringt wenig Erhellendes. Miese TV-Quote, aber Frank Plasberg zeigt Größe.

Da stand das Alpha-Männchen Frank Plasberg im Büßerhemd, das erlebt man auch nicht alle Tage. Aber am Montagabend war es so weit. Noch nie sei eine „Hart aber fair“-Sendung „so verhauen worden“ wie jene vom 2. März zum Thema Gleichberechtigung, räumte der Talkshow-Moderator gleich zu Beginn der Neuauflage ein. Seine Konsequenz daraus: einfach noch mal probieren.

Gleiche Gäste, gleiches Thema, zweiter Anlauf. Ob er denn wirklich so schlimm gewesen sei, erkundigte er sich zu Beginn bei Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Der schonte ihn nicht: „Sie wissen selber, wie Sie aufgetreten sind!“ Das Thema Gender habe in der Sendung einen „albernen Touch“ bekommen.

Der Einschaltquote hat das alles nichts gebracht. Plasbergs Sendung am Montag sahen nur 1,94 Millionen Menschen, was einem Marktanteil von 6,2 Prozent entsprach, der Hälfte dessen,was die ARD sonst hat. Aber das war auch kein Wunder. Denn ironischerweise lief als Gegenprogramm zur Gender-Debatte das Fußball-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft. Das sahen bei RTL über 12 Millionen Zuschauer.

Schuldbewusst dokumentierte Plasberg anfangs die Fehlleistungen anhand kurzer Rückblicke: So hatte etwa ein Einspielfilm ausschließlich bizarre Auswüchse der Gender-Debatte vorgestellt, aber keine positiven Beispiele: „Ein redaktionelles Versäumnis von uns.“ Die Folge waren so viele kritische Zuschauerreaktionen wie noch nie und zudem offizieller Protest von Frauenverbänden.

Zum Aufmacher-Thema für die „Bild“-Zeitung wurde die Sache allerdings erst, als der Westdeutsche Rundfunk die Sendung Monate später aus seiner Mediathek nahm. Zuvor hatte auch der Rundfunkrat bemängelt, die Auswahl der Gäste und die Gesprächsleitung seien der Ernsthaftigkeit des Themas nicht angemessen gewesen. Nach Zensur-Vorwürfen stellte der WDR die Sendung wieder online. Fernsehdirektor Jörg Schönenborn - der diesmal selbst mit am Tisch saß - stellte klar: „Es war ein Fehler, die Sendung aus der Mediathek zu nehmen.“ Hofreiter drückte es vielleicht noch ein wenig treffender aus: Eine „ungewöhnlich ungeschickte Entscheidung“, fand er.

Nachdem die Diskussion über die vorangegangene Sendung beendet war, räumte Schönenborn seinen Platz - offenbar um den Eindruck zu vermeiden, diesmal wache der Chef persönlich darüber, dass es nicht wieder schiefgehe.

Die Diskussionen verlief dann in den bekannten Mustern und Bahnen: auf der einen Seite Netzfeministin Anne Wizorek und die neu dazu gekommene Frauenratsvertreterin Sybille Mattfeldt-Kloth, flankiert von Hofreiter, auf der anderen Seite der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki, Buchautorin Birgit Kelle („GenderGaga“) und Schauspielerin Sophia Thomalla, der nach der letzten Sendung mangelnde Fachkompetenz vorgeworfen worden war. Sie blieb jedoch dabei: „Auch ich als ,doofe Frau' (...) hab' das Recht, meine Meinung kundzutun.“

Der Erkenntnisgewinn des neuerlichen Austauschs war erwartbar gering. Dennoch hat Plasberg gepunktet: Die Offenheit, mit der er sich der Kritik stellte und sie großenteils annahm, hat Seltenheitswert in den Medien - und nicht nur dort.