Hamburg . „Sie gehen mir auf den Sack“, erklärte der Schauspieler bei „Maischberger“ CSU-Politiker Andreas Scheuer. Eine hitzige Debatte.
Schauspieler Til Schweiger hat in der Diskussion um die aktuelle Flüchtlingspolitik erneut verbal ausgeteilt. Nachdem der Hamburger „Tatort“-Star in den vergangen Wochen mehrfach auf seiner Facebook-Seite seiner Wut über anonyme Anfeindungen im Netz freien Lauf gelassen hatte, geriet er nun in der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“ mit dem CSU-Politiker Andreas Scheuer aneinander.
Thema der Talkshow, in der CSU-Generalsekretär zu Gast und der Schweiger per Video zugeschaltet war, war am Dienstagabend, wie Politik und Gesellschaft der derzeitigen Flüchtlingswelle begegnen sollten. Schon nach wenigen Minuten nahm die Debatte an Fahrt auf. Schweiger kritisierte, die Politik unternehme nicht genug gegen Rassismus gegen Flüchtlinge. Dabei wurde sein Ton immer lauter.
„Wo ist das Mitglied in unserer Regierung, das sich hinstellt und sagt: Nein, dafür werdet ihr bestraft?“, fragte der Schauspieler. „Jeden Tag, Herr Schweiger. Wir akzeptieren keine rechtsfreien Räume“, wies Scheuer die Kritik zurück. „Ach, ich habe Sie noch nie gehört“, entgegnete Schweiger. Scheuer: „Jedes Mitglied einer Partei geht gegen diese Hetze vor und sagt ganz klar, wir dulden so einen Fremdenhass nicht!“
Darauf antwortete Schweiger: „Ich werde Sie beobachten, Herr Generalsekretär!“ Im weiteren Gesprächsverlauf dann platzt Schweiger schließlich der Kragen. „Sie gehen mir auf den Sack, echt“, sagte Schweiger, nachdem Scheuer Schweigers Vorschlag, den Solidaritätszuschlag zur Finanzierung von Flüchtlingsunterkünften zu nutzen, als „albern“ bezeichnete. Der Höhepunkt in der hitzigen Debatte.
Schweiger will nun Flüchtlingsheim in Osnabrück unterstützen
Scheuer sprach Schweiger daraufhin auf dessen geplante Flüchtlingsunterkunft in Osterode an. Der Schauspieler reagierte weiter gereizt und beklagte, dass der „Herr Generalsekretär“ ihn mit einem „süffisanten Lächeln“ nervös machen wolle. Dann konkretisierte Schweiger sein Engagement.
Er werde am Freitag dieser Woche eine Stiftung gründen, sagte Schweiger. Statt wie zunächst angekündigt in Osterode werde die Stiftung eine Flüchtlingsunterkunft in Osnabrück unterstützen.
Til Schweiger hat sich bei dem von ihm angekündigten Flüchtlingsheim in Osterode mit Partnern eingelassen, an deren Seriosität es wachsende Zweifel gibt: Wie das Hamburger Magazin "stern" in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass Schweiger seinen ursprünglichen Plan umsetzen kann, ein "Vorzeigeheim" für Asylbewerber aufzubauen.
Schweiger selbst räumte gegenüber dem "stern" ein, dass er den an dem Projekt beteiligten Immobilienunternehmer Wolfgang Koch persönlich überhaupt nicht kenne. Koch hatte die ehemalige Kaserne in Osterode gekauft, in der das Flüchtlingsheim eingerichtet werden soll. Der Geschäftsmann aus Stade hat sich in den vergangenen Tagen mit der Aussage zitieren lassen, er sei seit Jahren mit dem Schauspieler bekannt.
Schweiger sagte dem "stern", dass er von dem in Osterode geplanten Flüchtlingsheim erst vor einigen Wochen von seinem Personenschützer Jan Karras erfahren habe, der wiederum mit Koch verbunden ist. Zu Karras hat der Filmemacher nach eigenen Worten ein sehr enges Verhältnis.
In Osnabrück gibt es seit Ende 2014 eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Niedersachsen für Asylsuchende. In Osterode am Harz verhandelt die Landesregierung noch mit dem Eigentümer der als Wohnheim vorgesehenen Kaserne.
„Viel Kohle einsammeln“
In Osnabrück werden „wir Sachen machen wie W-Lan, eine Rad-Werkstatt und eine Holzwerkstatt“, kündigte Schweiger an. Um diese Vorhaben umzusetzen, werde die Stiftung „viel Kohle einsammeln“, auch er selbst werde sich mit einem größeren Geldbetrag beteiligen. Dem Beirat der Stiftung sollen Schweiger zufolge unter anderem der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der Schauspieler Jan Josef Liefers angehören.
Am Ende der Diskussion entschuldigte sich Schweiger übrigens noch für seine verbale Attacke auf den CDU-Politiker. „Mein kleiner Ausraster tut mir leid“, sagte der Schauspieler.