Lausanne. Bach: Die Öffentlich-Rechtlichen hätten die Chance gehabt, ihr Angebot für die Übertragung der Olympischen Spiele nachzubessern.
IOC-Präsident Thomas Bach hat die Vergabe der europäischen Fernsehrechte für die Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 an das US-Unternehmen Discovery Commercial gerechtfertigt und als gelungen bezeichnet. In einer „Ausschreibung nach europäischem Wettbewerbsrecht“ habe das Internationale Olympische Komitee die Rechte für 1,3 Milliarden Euro an den bestbietenden Bewerber vergeben. Dafür habe es ein „qualitativ sehr hochstehendes Angebot bekommen“, mit einer großen Breite auf vielen Plattformen. Sowohl die Europäische Rundfunk-Union (EBU) als auch ARD/ZDF hätten sich in einer Befragung außerstande gesehen, ihre Angebote nachzubessern.
Nach Bachs Angaben ist die EBU am 23. Juni in einem „persönlichen Gespräch“ über den Stand der Ausschreibung informiert worden. Diese habe zugesagt, die Informationen auch mit ARD und ZDF zu besprechen. Der EBU-Vertreter habe aber bereits in diesem Gespräch zum Ausdruck gebracht, dass eine Besserung des Angebots „schwierig oder unmöglich“ sei. Einen Tag später sei dann die Bestätigung von der EBU gekommen, dass kein erhöhtes Angebot zu erwarten sei. „Daraufhin haben wir am 29. Juni den Vertrag mit Discovery Commercial unterschrieben“, sagte der IOC-Präsident. Die Erklärung des Ablaufs sei wichtig, „um Legendenbildungen vorzubeugen“.
"Discovery orientiert sich an Olympia-Agenda"
Der erste Blick des IOC auf die Angebote habe den Inhalten gegolten, „und da haben wir gesehen, dass sich das Discovery-Angebot mit seinem Tochterunternehmen Eurosport exakt an der Olympischen Agenda 2020 orientiert. Auf der einen Seite der besondere Fokus auf jugendliche Zielgruppen mit sehr klaren Angeboten, wie man die Spiele auf den Bereichen transportieren kann, auf denen sich diese Zielgruppen bewegen“, erklärte Bach.
Zudem sei eine „klare Vorstellung und ein Angebot enthalten, zwischen den Olympischen Spielen olympischen Sportarten eine erhebliche Bildschirmpräsenz einzuräumen“. Im Ergebnis sei das mehr olympischer Sport auf den Sendern des Unternehmens. Dazu gebe es die „klare Zusage“ sich noch verstärkt um Übertragungsrechte zu bemühen, „sie haben ja schon im letzten Jahr erhebliche Rechte erworben“.
IOC investiert in Olympia-Channel
Als weiteres starkes Argument für den Abschluss mit Discovery Comercial sieht der IOC-Präsident eine Zusammenarbeit mit dem von ihm initiierten Olympia-Kanal, der im kommenden Jahr starten soll und in den das IOC in den ersten sieben Jahren 500 Millionen Dollar investieren will. „Er soll den olympischen Sportarten 356 Tage im Jahr eine Bühne bietet.“
Auch hier gebe es die Zusage, Beiträge des Olympia-Kanals in den frei empfangbaren Sendern von Eurosport zu übertragen. Zum Vertrag zählt die Bedingung, mindestens 200 Stunden im Free-TV von den Sommerspielen und 100 Stunden von den Winterspielen zu berichten. Das Vertragspaket umfasst Exklusivrechte für alle Plattformen, einschließlich Bezahlfernsehen, Internet und mobile Endgeräte in 50 europäischen Ländern.
Bach: ARD und ZDF haben nicht nachgebessert
Bei diesen Angebot habe man „eine Identifikation und ein Kommitment zu Olympischen Spielen und zu der Agenda 2020 gespürt“. Beim Vergleich der inhaltlichen und finanziellen Angebote habe Discovery herausgeragt. Und das gelte auch im Vergleich zu dem Angebot von ARD/ZDF. „Es ist ihnen die Gelegenheit gegeben worden, noch einmal nachzubessern. Das haben sie nicht gemacht“, sagte Bach.
Er erkenne deren „qualitativ exzellente Berichterstattung in der Vergangenheit“ an, doch jetzt sei Zukunft mit den vielen neuen Möglichkeiten. Nach dem Vertragsabschluss mit Discovery besteht noch die Chance für ARD/ZDF, Zusatzrechte von dem US-Unternehmen zu kaufen. Bach sagte, in Deutschland sei weitaus mehr Platz als 200 Stunden TV von den Olympischen Spielen.
ARD und ZDF reagieren mit Verwunderung
ARD und ZDF haben unterdessen mit Verwunderung auf die Aussagen Bachs reagiert. "Die ARD und ZDF haben sich separat und nicht über die EBU an der Ausschreibung beteiligt und über ihre Sportrechteagentur SportA ein entsprechendes eigenes Angebot ausschließlich für den deutschen Markt abgegeben", teilte das Erste in einer Pressemitteilung mit: "Ferner gab es zu keinem Zeitpunkt nach Angebotsabgabe eine Kontaktaufnahme des IOC mit Vertretern von ARD, ZDF oder SportA. "
(dpa/HA)