Berlin. Die Kandidaten des Reality-Formats erhalten Regieanweisungen. Unter den wenigen verbliebenen Fans macht das Wort „Faketopia“ die Runde.
Eine Panne beim Sat.1-Realityformat „Newtopia“ hat dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Eine Besprechung zwischen den Kandidaten und einer Produzentin wurde versehentlich im Internet veröffentlicht. Die Aufnahmen erwecken den Anschein, dass die Kandidaten im Gegensatz zum Konzept der Show Regieanweisungen erhalten.
In einem Statement von Sat.1 bei Facebook hieß es, die Aktion sei nicht mit dem Sender abgesprochen gewesen: „Trotzdem entschuldigen wir uns aufrichtig dafür. Solche Gespräche sind nicht im Interesse von Sat.1. Wir, das Team von Sat.1, klären gerade auf, wie es zu diesem Vorfall hat kommen können.“ Der Sender bestätigte damit Angaben von dwdl.de zum Vorfall in der Nacht auf Montag. Der Branchendienst hatte berichtet, den Kandidaten sei unter anderem der Verkauf der Kühe und die Eröffnung eines Restaurants nahegelegt worden.
Baumhaus und Tätowierungen
Auf dem Mitschnitt spricht eine Vertreterin der Produktionsfirma: „Ich telefoniere wirklich täglich mit (Produzent) John de Mol.“ Und weiter: „Es geht immer darum: noch mehr mehr mehr. Natürlich gibt es immer wieder Wünsche.“ Gefragt seien „große Projekte“, etwa dass Bewohner ein Baumhaus bauen oder Tätowierungen anbieten.
Sat.1 warb immer damit, dass nichts gestellt sei. Unterhaltungschef Taco Ketelaar hatte gesagt: „Das Programm ist echt, es ist authentisch.“
Im nächtlichen Gespräch melden sich auch Kandidaten zu Wort. Einer wirft den Machern vor, sie würden Entscheidungen nur mit manchen Bewohnern treffen. Das sei intransparent. „Warum werden einzelne Leute in so eine Geschichte eingeweiht? Wenn der Sender Regie-Anweisungen hereingibt, warum schickt er dann nicht jemanden Verantwortlichen herein und wir setzen uns zusammen und diskutieren das aus?“
Sinkende Einschaltquote
Seit Februar übertragt Sat.1 sein „TV-Experiment“ aus einem Camp in Königs Wusterhausen bei Berlin, bei dem 15 Aussteiger nach eigenen Regeln leben sollen. Die Zusammenschnitte von gut 100 Kameras werden werktags am frühen Abend ausgestrahlt. Der Live-Stream im Internet ist 24 Stunden am Tag zu verfolgen. Die schöne neue Welt der 15 Aktivisten ist über den Zeitraum von einem Jahr geplant. Die Quote ist aber im Sinkflug. Waren es anfangs deutlich über zwei Millionen, guckten in der vorigen Woche noch etwa 1,4 Millionen zu.
Fans sauer wegen „Faketopia“
Fans reagierten sauer, bei Twitter hat das Hashtag #Faketopia bereits Hochkonjunktur. „Da das Lügenmärchen nun endgültig aufgeflogen ist und es niemand mehr leugnen kann - ist eine sofortige Absetzung von Newtopia das Beste“, schrieb ein Facebook-User. Die „Newtopia“-Macher betonten in einer Antwort: „Eine Absetzung der Sendung wird es aber nicht geben, denn Sat.1 und wir glauben weiterhin an das Format und unsere Pioniere.“ Eine andere Nutzerin mahnte: „Zur Erinnerung das Konzept von „Newtopia“: 15 Pioniere sollen unbeeinflusst und aus eigener Kraft eine neue Gesellschaft aufbauen.“ In einer Antwort der Produzenten darauf hieß es, die „doofe Aktion“ sei „in dieser Art und Weise (...) einmalig gewesen.“
Mitarbeiterin war betrunken
In einem Statement bei Facebook hielt Sat.1 fest: „Heute in der Nacht war eine Mitarbeiterin der „Newtopia“-Produktionsfirma Talpa Germany offensichtlich bei den Pionieren in der „Newtopia“-Scheune. Sie hat von sich selbst gesagt, dass sie betrunken sei, und dann mit den Pionieren über die Zukunft von „Newtopia“ gesprochen. Dieses Gespräch konnte man über die 360-Grad-Kamera verfolgen.“
Weiter: „Diese Aktion war nicht mit dem Sender Sat.1 abgesprochen. Trotzdem entschuldigen wir uns aufrichtig dafür. Solche Gespräche sind nicht im Interesse von Sat.1. Wir, das Team von Sat.1, klären gerade auf, wie es zu diesem Vorfall hat kommen können. Wir werden euch so schnell wie möglich über die Hintergründe informieren.“