ZDF plant Sendung à la “Literarisches Quartett“. Und wem außer TV-Lästerbacke Harald Schmidt wird sonst zugetraut, an MRR heranzureichen?
Mainz/Hamburg. Ist das jetzt das Comeback für Harald Schmidt ("Dirty Harry") im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf einem anderen Sendeplatz als der leichten Muse auf dem ZDF-Traumschiff? Das Lästermaul mit dem Migrationshintergrund durch zahlreiche TV-Sender (WDR, Sat.1, ARD, Sky u.a.) könnte dank seiner zumindest gespielten Bildungsbürgerlichkeit eine alte Sendung wiederbeleben. Denn das ZDF bringt eine neue Literatur-Talksendung an den Start und weckt damit Erinnerungen an den Fernsehklassiker „Das Literarische Quartett“. Es werde wahrscheinlich ein Gesprächsformat sein, teilte ein Sprecher des Senders am Freitag mit und bestätigte einen Bericht des "Spiegel“.
Die Sendung sei Nachfolgerin von „Das blaue Sofa“ mit Moderator Wolfgang Herles, die im Herbst auslaufe. Das Format sei noch in der Konzeptphase. Teilnehmer stünden noch nicht fest. Laut „Spiegel“ ist Ex-Talkmoderator Harald Schmidt, 57, ein möglicher Kandidat.
Die Diskussionsrunden des „Literarischen Quartetts“ hatte von 1988 bis 2001 der mittlerweile gestorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki geleitet. Mit ihm in der Runde saß neben Abendblatt-Autor Hellmuth Karasek (früher "Spiegel") bis kurz vor Ende des Formats Sigrid Löffler, dann Iris Radisch. In der Frühphase waren erst Jürgen Busche, dann Klara Obermüller dabei. Von 1990 an kam stattdessen ein Gast.
Insgesamt wurden im „Literarischen Quartett“, das durchschnittlich von etwa 700.000 Zuschauern gesehen wurde, 380 Bücher besprochen. Legendär waren die scharfzüngigen Kommentare Reich-Ranickis. Eine Besprechung in der Sendung heizte den Verkauf eines Buches enorm an, ganz gleich, ob es verrissen oder in den Himmel gelobt wurde.
Ein Streit zwischen Ranicki und Löffler läutete schließlich das Ende des Klassikers ein. Die Nachfolgesendungen „Lesen!“ mit Elke Heidenreich (2003 bis 2008) und „Die Vorleser“ mit Amelie Fried und Ijoma Mangold (2009 bis 2010) hatten ebenso wenig an die Strahlkraft Reich-Ranickis herangereicht wie „Das blaue Sofa“, das 2011 anlief. (HA/dpa)