Am 27. Februar werden die Fernsehpreise zum 50. Mal verliehen – und zum ersten Mal seit fast 40 Jahren wieder in Hamburg.

Hamburg. Über ihre aus heutiger Perspektive bescheidenen Anfänge ist die Goldene Kamera schon lange hinausgewachsen. Dafür ist sie ihrem Ziel, „eine Art Fernseh-Oscar“ werden zu wollen, seit der ersten Verleihung 1966 stetig näher gekommen. Die Idee des Counterparts zu den Hollywood-Trophäen stammt vom damaligen Chefredakteur der „Hörzu“, Hans Bluhm. Und der fand einen so festlichen wie hanseatischen Rahmen für die erste Verleihung.

Vor 100 Gästen im „Hotel Vier Jahreszeiten“ an der Alster wurden im Januar 1966 die ersten Preise übergeben – unter anderem an Harry Valérien, Wim Thoelke und Rainer Günzler für „Das aktuelle Sport-Studio“, an Hans-Joachim Kulenkampff und Inge Meysel als Gewinner der Zuschauerwahl und an Caterina Valente als „Königin der leichten Muse“. 1973 berichtete erstmals auch das Fernsehen nur zwei Stunden nach der Verleihung der Preise über die Goldene Kamera, und bei der zehnten Verleihung 1974 – der letzten bis 2014, die in Hamburg stattfand – feierte man den runden Geburtstag vor 4000 Menschen in der Sporthalle Hamburg. Und heute kommt nicht mehr nur die nationale, sondern stets auch die internationale Prominenz zur Verleihung. 2014 waren unter anderem Gwyneth Paltrow und Matthew McConaughey dabei. Und auch für 2015 hat sich bereits ein weltweit bekannter Schauspieler angekündigt: Arnold Schwarzenegger.

Der war, als sich die Goldene Kamera für fast vier Jahrzehnte aus Hamburg verabschiedete, noch Bodybuilder. Von Millionengagen in Hollywood und einem Posten als Gouverneur in Kalifornien wird er damals nicht einmal geträumt und von den Goldenen Kameras noch nichts gehört haben. Die waren in den 1970er-Jahren noch eine nahezu ausnahmslos national besetzte Veranstaltung. Und eine, der die Hanseaten nur noch von Ferne zuwinken konnten. Die Hauptstadt Berlin hatte nach einem kurzen Abstecher in die Dortmunder Westfalenhalle 1975 die Goldene Kamera fest in der Hand. 2014 war nun das vorerst letzte Mal, dass die Preise für Fernsehfilme, Schauspielleistung und das Lebenswerk an der Spree ihren neuen Besitzern übergeben wurden.

Pünktlich zum Jubiläum, zur 50. Verleihung der Goldenen Kameras, kehrt die große Gala zurück an Alster und Elbe. In den Messehallen entsteht der Rahmen für die Geburtstagsshow vor 1500 Gästen, die mit so vielen Überraschungen und Highlights aufwarten wird, dass man im Unterschied zu den Vorjahren auf eine Live-Übertragung verzichten wird. Das ZDF sendet die zum zwölften (!) Mal von Thomas Gottschalk moderierte Gala einen Tag später, am 28. Februar um 20.15 Uhr.

Drei Preisträger der Gala 2015 sind bekannt

689 der 800 Gramm schweren Goldenen Kameras, die doch eigentlich aus vergoldetem Sterling-Silber bestehen, sind seit 1966 verliehen worden, die Anzahl der Kategorien variiert von Jahr zu Jahr. Und auch 2015 ist noch nicht genau bekannt, wer die Preise erhalten wird. Der „Golden Club“, 144 ehemalige Preisträger, die als Jury fungieren, hat aber immerhin schon einmal durchblicken lassen, wer sich Hoffnungen auf die Auszeichnung als „Bester deutscher Fernsehfilm“ machen kann.

Die Auswahl dürfte der Jury nicht leicht fallen, alle drei Kandidaten sind auch von der Kritik hoch gelobt worden: Das gilt für den „Tatort: Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur genauso wie für die Wende-Tragikomödie „Bornholmer Straße“ (in der Hauptrolle Charly Hübner als von den Ereignissen überforderter DDR-Grenzer) und die TV-Fassung der „Spiegel-Affäre“ mit Sebastian Rudolph als „Spiegel“-Chefredakteur Rudolf Augstein und Francis Fulton Smith als Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. Das Votum der Jury, wer sich mit dem Titel „Beste deutsche Schauspielerin“ und wer mit dem des „Besten deutschen Schauspielers“ schmücken kann, steht noch aus. Aber es sind ja auch noch einige Tage Zeit bis zum 27. Februar.

Nicht mehr rätseln müssen die drei bereits bekannten Preisträger: Arnold Schwarzenegger wird die Goldene Kamera für sein Lebenswerk entgegennehmen. Laut „Hörzu“ hat der ehemalige kalifornische Gouverneur nicht nur „eine bewundernswerte Erfolgsgeschichte geschrieben, indem er eine der weltweit größten Karrieren im Bodybuilding zu einem gigantischen Erfolg in Hollywood aufgebaut hat“. Er habe darüber hinaus den Typus des ­Action-Helden geprägt wie kein anderer.

Für Herbert Grönemeyer, der in Hamburg mit der Goldenen Kamera für die „Beste Musik National“ geehrt wird, findet die TV-Zeitschrift ebenso lobende, aber etwas wärmere Worte: Grönemeyer sei „ein musikalischer Poet mit ganz eigenem Rhythmus“, der immer „den Ton der Zeit träfe“. Bis zu solch überzeitlichen Elogen muss sich Olly Murs noch etwas gedulden. Aber der Mann, der die „Beste Musik International“ macht, ist ja auch erst 30 Jahre alt, seine Pop-Karriere begann vor gerade einmal sechs Jahren, als er den zweiten Platz bei der britischen Casting-Show „The X-Factor“ belegte. Im Gegensatz zum damaligen Sieger hat sich Murs aber schnell vom Stigma des Casting-Pops befreien können und füllt inzwischen selbst die ganz großen Hallen in Deutschland und seiner Heimat.

Die Rückkehr des „Fernseh-Oscars“ nach Hamburg hat der 2009 gestorbene Hans Bluhm zwar nicht mehr erlebt. Aber den Aufstieg von einer fast familiären Veranstaltung zur großen Preis-Gala.