150 Leichen in 36 Filmen: So lautet die „Tatort“-Bilanz für das Jahr 2014. Fans errechneten Erstaunliches zu der ARD-Krimireihe. Noch nie töteten so viele Ermittler in Notwehr selbst.
Berlin. So oft wurde noch nie gestorben am Sonntagabend nach der „Tagesschau“ – also auf dem wohl besten Sendeplatz, den das deutsche Fernsehen jetzt noch vorzuweisen hat. Nach dem Aus der Sonnabendabendshow „Wetten, dass..?“ unkten viele, jetzt gebe es in der TV-Unterhaltung nur noch den „Tatort“ als Lagerfeuer der Nation. Der beliebte ARD-Sonntagskrimi zeigte jedenfalls im Jahr des Todes vom ZDF-Klassiker „Wetten, dass..?“ so viele Todesfälle wie nie zuvor in seiner 44-jährigen Geschichte.
150 Leichen zählte die Fan-Seite „Tatort-Fundus“ für die diesjährigen 36 „Tatort“-Erstausstrahlungen. Auch in diesem Jahr war „erschossen“ wieder die häufigste Todesart in dem Krimiklassiker. In mindestens 46 Fällen wurde ein Mensch erschossen, weitere Todesarten waren zum Beispiel „erwürgt“, „erschlagen“, „erstochen“, „vergiftet“ oder „verbrannt“.
Im Jahr 2013 gab es 73 Tote in ebenfalls 36 Krimis, 2012 sogar 88 Tote in 35 Filmen. Im Gegensatz zur anderen ARD-Sonntagskrimireihe „Polizeiruf 110“ (etwa die Folge „Hexenjagd“ vom 14. Dezember) kam 2014 kein einziger „Tatort“ ganz ohne Leiche aus.
Tukur-„Tatort“ hatte die meisten Leichen
„Wir zählen die Leichen, die während der Handlung entstehen und nicht die, die in der Geschichte Erwähnung finden oder früher gestorben sind“, erklärte François Werner von „Tatort-Fundus.de“ in Mannheim, die Leichen-Zählweise seines Teams.
Absolut leichenreichster „Tatort“ war demnach die Folge „Im Schmerz geboren“ (12. Oktober) vom Hessischen Rundfunk (HR). 51 Leichen zählte „Tatort-Fundus.de“ in dem experimentellen Film mit Ulrich Tukur als Ermittler Felix Murot. Der HR hatte zuvor 47 Leichen angekündigt, was sich jedoch bei genauerer Zählung als untertrieben herausstellte. Manch Zählender kam auch auf andere Zahlen um die 50. Die Mitverantwortliche Liane Jessen vom HR hatte schon vor der Ausstrahlung betont, die genaue Zahl sei eigentlich egal, die vielen Toten seien dem Genre geschuldet. Der Film sei eine Mischung aus Italo-Western, Quentin-Tarantino-Film und Shakespeare-Drama.
Auf Platz zwei kam mit 19 Getöteten der Hamburg-Krimi „Kopfgeld“ (9. März) mit Til Schweiger. Platz drei belegte mit 5 Toten der ebenfalls vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) gemachte Krimi „Kaltstart“ (27. April) mit Wotan Wilke Möhring.
Noch nie töteten so viele Ermittler in Notwehr selbst
Die Statistik 2014 zeigt laut „Tatort-Fundus“ auch: Noch nie haben so viele Ermittler in Notwehr selbst getötet. Der Hamburger Ermittler Nick Tschiller (Til Schweiger) tat es beispielsweise dreimal. Sein Kollege Yalcin Gümer (Fahri Yardim) ebenso wie der Stuttgarter Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und der norddeutsche Ermittler Thorsten Falke (Möhring) töteten je einmal.
Wie oft Felix Murot (alias Tukur) in dem Rekord-Film tötete, bleibt indes unklar. In einer Szene etwa ballerte der LKA-Beamte mit einer Maschinenpistole und schusssicherer Weste in eine Menge von Männern, die im Drogenrausch mitten in Wiesbaden die Polizei angriffen.
Außerdem ungewöhnlich an diesem „Tatort“-Jahr: Es gab zwei Sonntagskrimis, in denen Ermittlerfiguren lebensgefährlich verletzt wurden und den Zuschauer am Ende des Films im Unklaren darüber ließen, ob sie getötet worden waren. Mitgezählt wurden sie nicht. So lag in der Folge „Am Ende des Flurs“ (4. Mai) der Münchner Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) regungslos am Boden. Er war jedoch im nächsten Film des Teams wieder quicklebendig. In der Folge „Vielleicht“ (16. November) blieb völlig unklar, ob der Berliner Kommissar Felix Stark (Boris Aljinovic) seinen letzten Fall überlebt.
Tot ist jedenfalls die Kölner Assistentin „Franziska“ in der gleichnamigen Folge vom 5. Januar. Die von Tessa Mittelstaedt dargestellte Figur Franziska Lüttgenjohann wurde in einem Gefängnis als Geisel genommen und am Ende vom Geiselnehmer erdrosselt.
Die früheste „Tatort“-Leiche des Jahres gab es im Schweizer „Tatort“ aus Luzern, in der Folge „Zwischen zwei Welten“ (21. April) – und zwar bereits nach einer Minute und sechs Sekunden. Die „späteste Leiche“ kam im Saarbrücker „Tatort“ mit dem Titel „Adams Alptraum“ (26. Januar) vor, in dem ein Flashmob-Opfer seinen Verletzungen „bei Minute 80 und 22 Sekunden“ erlag.
Die wohl prominenteste Leiche war im Münster-„Tatort“ mit dem Titel „Der Hammer“ (13. April) zu sehen: Zuhälter Bruno Vogler, gespielt von Sänger Frank Zander, wurde im Parkhaus von einem als Superhelden maskierten Täter erschlagen – natürlich mit dem titelgebenden Hammer.