Urgestein Gabriele Metzger spricht im Interview über ihre Serienfigur Charlie Schneider, die Gründe für das Aus der Vorabendserie und den Kampf um den Erhalt von „Verbotene Liebe“.

Berlin. Seit fast 20 Jahren spielt Gabriele Metzger die Charlie Schneider in der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“. Natürlich hat die promovierte Literaturwissenschaftlerin auch mal an einen Ausstieg gedacht, sagt die 54-Jährige im Interview mit Britta Schultejans. Aber sie habe einfach immer wissen wollen, wie es weitergeht. Jetzt liegt das Schicksal ihrer Serienfigur aber nicht mehr in ihren Händen. Die ARD wirft die „Verbotene Liebe“ wegen zu schlechter Quoten Anfang 2015 aus dem Programm. Dabei hätte die Serie auch heute noch Potenzial, meint Metzger. Wenn die ARD nur aufhören würde, der Jugend hinterher zu rennen.

Frage: Die „Verbotene Liebe“ steht nach fast 20 Jahren vor dem Aus. Sind Sie geschockt?

Gabriele Metzger: Nein, geschockt bin ich nicht, weil schon lange über eine mögliche Absetzung spekuliert wurde und auch klar war, dass spätestens Ende des Jahres eine Entscheidung fallen wird. Also wussten wir, dass uns das Aus droht, wenn sich an den Quoten nicht sprunghaft etwas ändert. Wir sind auch etwas versöhnt, weil wir keine Häme spüren, sondern Anerkennung dafür, dass wir Fernsehgeschichte geschrieben haben. Dafür, dass es uns schon so lange gibt und wir auf die doppelte Länge aufgebläht wurden, haben wir mit 1,2 Millionen Zuschauern noch eine sensationell respektable Quote.

War das „Aufblähen“ von 20 auf 45 Minuten ein Fehler?

Metzger: Wir haben uns atemlos gemacht mit diesem Produkt und schon seit zwei Jahren darauf gedrängt, wieder zu unserer Ursprungslänge zurückzukehren, weil wir gemerkt haben, wie schwer es ist, die doppelte Länge in einem solchen Format zu stemmen und wie abträglich das auch der Dramaturgie der Geschichten ist. Außerdem sind 20 Minuten am Vorabend für viele Menschen viel besser integrierbar. Mit 20 Minuten waren wir ja wesentlich erfolgreicher, und das muss Gründe haben. Die Geschichten lassen sich viel knackiger erzählen.

Frank Beckmann erwägt unter Umständen ein anderes Format für die „Verbotene Liebe“ zu einem späteren Zeitpunkt. Was könnten Sie sich da vorstellen?

Metzger: Das ist natürlich Spekulation, aber man könnte über ein wöchentliches Format nachdenken oder eine Internet-Serie. An den Reaktionen der Fans sieht man ja, dass „Verbotene Liebe“ ein Gigant ist, den man so leicht nicht wegdenken kann. Als sich die tägliche Serie im deutschen Fernsehen etablierte, waren wir Pioniere, vielleicht könnten wir auch im Internet Pioniere sein.

Vergleicht man die ersten Folgen der „Verbotenen Liebe“ mit denen von heute, muss man sagen: Sie sahen längst nicht so schön aus. Trotzdem hatten sie im Gegensatz zu denen von heute einen riesigen Erfolg. Worauf führen Sie das zurück?

Metzger: Die Sehgewohnheiten haben sich natürlich geändert, und damals war der Zuschauer vielleicht auch leichter zufriedenzustellen. Aber ich glaube, dass wir uns trotzdem ein Beispiel an den ersten Folgen nehmen sollten, weil sie viel einfacher erzählt waren. Das Produkt war vielleicht vom Look nicht so hochwertig, aber die einfach konstruierten Geschichten, denen man auch folgen konnte, wenn man die ein oder andere Folge verpasst hatte, haben den Zuschauern gefallen. Es war mit etwas leichterer Hand gemacht und womöglich goutiert der Zuschauer so etwas viel eher. Vielleicht denken wir da ja um und kehren zu dieser großen Ursprungsqualität zurück – wir haben ja noch ein paar Monate. Und vielleicht legen wir eine so fulminante letzte Strecke hin, dass die ARD uns doch behalten will.

Es klingt so, als habe Ihnen diese mit leichter Hand erzählte Anfangszeit, in der Charlie noch böse war und mit Clarissa von Anstetten Intrigen geschmiedet hat, am meisten Spaß gemacht ...

Metzger: Ja, absolut! Jetzt bin ich als Charlie meinem tatsächlichen Charakter wahnsinnig ähnlich geworden. Heute bin ich mit der Rolle eine doppelte Gabriele, damals durfte ich in der Serie frecher, mutiger und intrigant sein und Charakterzüge spielen, die mir privat fremd sind.

Merken Sie im Kontakt mit den Fans, dass sich die Zuschauerstruktur geändert hat?

Metzger: Früher waren die Zuschauer insgesamt schon jünger. Die Interessen der jungen Menschen haben sich da sehr verlagert und es ist ein müßiges Unterfangen, zu versuchen, sie einzufangen, wie wir das auf Wunsch des Senders versuchen sollten. Das ist ein bisschen wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, weil die jungen Leute einen Sender wie die ARD nicht häufig schauen. Die klicken dann in die Mediathek, was man an den hohen Zugriffszahlen sieht. Dadurch hat man dann vielleicht viele treue, ältere Fans im Fernsehen verprellt.

Haben Sie eigentlich in all den Jahren nie ans Aufhören gedacht?

Metzger: Doch, natürlich gab es Phasen in denen ich mir überlegt habe, etwas anderes zu machen. Alles andere wäre in der langen Zeit doch seltsam. Dieses Leben von Charlie läuft jetzt seit 20 Jahren wie ein Hund neben mir her und ich bin aus Treue zu meiner Figur geblieben, und weil ich immer wieder wissen wollte, was sich im Leben von Charlie noch so ereignet. Das reizte mich mehr, als sie mit einem tollen Mann in den Sonnenuntergang fahren zu lassen. Sterben lassen hätte ich sie nie.

ZUR PERSON: Gabriele Metzger (54) ist die letzte „Verbotene Liebe“-Darstellerin der ersten Stunde. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin ist seit Folge eins im Jahr 1995 als Charlie Schneider dabei. Im Laufe der Zeit wandelte sich ihre Rolle vom intriganten Luxus-Weibchen zur guten Seele der Serie. Als Charlie Schneider betreibt sie in der Serie das Nobel-Restaurant „Schneiders“.