Der „Guardian“ und die „Washington Post“ haben die Drohungen und Zerstörungen von Material ignoriert. Aus Moskau applaudierte Edward Snowden den Pulitzer-Preisträgern.
New York. Für die Enthüllung des NSA-Skandals haben die US-Ausgabe des britischen „Guardian“ und die „Washington Post“ den renommierten Pulitzer-Preis erhalten. Die beiden Zeitungen veröffentlichten Auszüge der von Edward Snowden gesammelten Geheimdienst-Dokumente. Dafür war eigens die wichtigste der 21 Preiskategorien geteilt worden, um zwei Blätter ehren zu können. Hier finden Sie alle Preisträger.
Die „Washington Post“ bekomme den Preis für „die Enthüllung der weitreichenden Überwachung durch die National Security Agency, besonders die maßgeblichen und aufschlussreichen Berichte, die der Öffentlichkeit halfen, den größeren Rahmen zu verstehen“.
Beim „Guardian“ klingt die Formulierung fast genau so. Hier wird hervorgehoben, dass die Zeitung „mit ihrer streitlustigen Berichterstattung geholfen hat, einen Funken an die Debatte um staatliche Überwachung und den Widerspruch zwischen Sicherheit und Privatsphäre zu legen“.
Edward Snowden sagte in einer schriftlichen Reaktion, die Preise erinnerten daran, dass eine freie Presse das bewirken könne, wozu kein Einzelner alleine imstande sei. „Meine Anstrengungen wären ohne Einsatz, Engagement und Können dieser Zeitungen bedeutungslos gewesen“, schrieb Snowden auf der Webseite der US-„Freedom of the Press Foundation“. Er gratulierte den Journalisten. Trotz außerordentlicher Einschüchterungen wie die erzwungene Zerstörung journalistischen Materials sowie eine unangemessene Anwendung der Terrorismusgesetze hätten sie mutig weitergearbeitet.
Die beiden Zeitungen setzten sich gegen den „Newsday“ von Long Island bei New York durch, der über Polizeigewalt berichtet hatte. Ein weiterer Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an den Journalisten Chris Hamby, der ein Kartell aus Anwälten und Ärzten aufgedeckt hat, das kranke Bergarbeiter um Entschädigungen gebracht hatte. Der „Boston Globe“ wurde für seine „eingehende und einfühlsame Berichterstattung“ über den Bombenanschlag auf den Marathon vor einem Jahr geehrt.
Donna Tartt („Die geheime Geschichte“) bekam den Hauptpreis in Literatur für ihren Roman „Der Distelfink“. Er schildert den Kampf eines Jungen, nachdem seine Mutter bei einem Bombenanschlag ums Leben kam. Dabei kommt der 13-Jährige einem Geheimnis auf die Spur. Nach Ansicht der Jury ist der Roman „wunderschön geschrieben“ und die Charaktere seien „ausgezeichnet entworfen“.
Bestes historisches Werk war für das Komitee „The Internal Enemy: Slavery and War in Virginia, 1772-1832“ von Alan Taylor über Sklaverei im Bundesstaat Virginia, der Heimat von George Washington und Thomas Jefferson. Die beste Biografie habe Megan Marshall mit „Margaret Fuller: A New American Life“ über die Schriftstellerin geschrieben. Mit dem Preis für Poesie wurde der in Indien geborene Vijay Seshadri für „3 Sections“ geehrt, der für Musik ging an John Luther Adams für sein Orchesterwerk „Become Ocean“.
Die Pulitzer-Preise werden seit 1917 vergeben und gelten als weltweit wichtigste Auszeichnung für Journalisten und Publizisten.