Boris Becker hat’s geschafft. Die Pocher-Show ist überstanden. Er hat verloren, aber das nimmt er gelassen. Es ging ihm wohl in erster Linie um etwas anderes. Den Streit mit Pocher hält er jedenfalls für „überbewertet“.
Köln. Als die Fernsehshow vorbei ist, stellt Boris Becker (45) sehr grundsätzliche Überlegungen an. Eigentlich sei der ganze Twitter-Zoff zwischen ihm und Oliver Pocher (35) „überbewertet“. Wenn man mal drüber nachdenke, sei es ganz schön verrückt, dass die Medien den nächtlichen Austausch von Kurznachrichten prompt auf die Titelseiten gehoben hätten. „Wir haben weitaus gewichtigere Probleme“, erklärt Becker. Als da wären? „Ich bin jetzt nicht Politiker. Aber wir haben noch keine Regierung. Syrienkrieg ist auch nicht ganz unwichtig. Amerika war ein paar Stunden vorm Bankrott. Ich glaube, das sind größere Themen als Pocher oder Becker.“
Also alles nur ein Hype. Merkwürdig bloß, dass Becker diese Bedenken erst formuliert, nachdem Pocher seine Show im Kasten und er selbst sein Honorar verdient hat. Denn bis dahin haben sich beide Seiten durchaus bemüht, die Spannung noch zu steigern und ihren angeblichen Streit weiter anzuheizen. Nun allerdings löst sich alles rasch in Wohlgefallen auf. Im Anschluss an die Show schütteln sich die Kontrahenten lange die Hände, und am Ende tätschelt Olli dem Boris sogar die Heldenbrust.
An warmen Worten fehlt es nicht. Pocher lobt Becker, Becker lobt Pocher. Dass er verloren hat, nimmt der einstige Tennisstar auffallend gelassen. Er sei Sportsmann genug, um zugeben zu können, dass sein Gegner an diesem Tag besser gewesen sei. „Heute bist Du ein Großer“, sagt er aufmunternd zu dem viel kleineren Pocher. Vollends versöhnt zeigt sich auch Lilly Becker, die ihren gelenkgeschädigten Mann bei einigen Spielen unterstützt hat: Sie habe den Oliver nun besser kennengelernt und finde ihn „hartstikke leuk“, richtig nett, sagt die Niederländerin. Alle stimmen darin überein: Der Streit ist vorbei.
Und nicht nur der Streit, sondern zum Glück auch die Show. Für Becker war sie eine Tortur. Der dreifache Wimbledon-Gewinner musste sich eine Mütze mit Fliegenklatschen anschnallen und damit einen kleinen Ball in ein Tor rollen. Er musste mit verbundenen Augen und wild rudernden Armen Blinde Kuh spielen. Er musste in einen Auspuff blasen und sich mit Tomaten beschießen lassen. Und noch vieles mehr, denn die Show dauerte mehr als drei Stunden.
Becker bestreitet, dass er Geldprobleme hat, so wie dies der „Focus“ neulich berichtet hat. Man fragt sich allerdings, welchen anderen zwingenden Grund es geben könnte, um sich selbst so zu erniedrigen. Geldprobleme wären noch die sympathischste Erklärung, nach dem Motto: Er macht das ja nicht freiwillig, er muss es tun - für die Familie.
Der Sender RTL hofft für seine Show „Alle auf den Kleinen“, dass Zuschauer, die nun zum ersten Mal zugesehen haben, demnächst wieder einschalten. Am Freitagabend waren 3,95 Millionen Zuschauer dabei (Marktanteil: 14,3 Prozent). Für den Quotensieg reichte das nicht: Den schaffte der ZDF-Krimi „Der Alte“ mit 5,06 Millionen Zuschauern (16,7 Prozent).
Ob das Spektakel bei unverändertem Witzniveau dauerhaft neue Zuschauerschichten erschließen kann, muss angezweifelt werden. Bei einem Ratespiel wurde Angela Merkel mit nur mit zwei Begriffen beschrieben: „Frau“ und „hässlich“. Wer darüber nicht lachen kann, ist bei Pocher falsch.
Wie aber geht es nun mit Boris Becker weiter? Reporter legten ihm nach der Show nahe, er könne als nächstes zu „Schlag den Raab“ gehen, mit dem er doch auch über Kreuz liege. Wie auch immer es um Boris Beckers Finanzen bestellt ist: Jeder, der ihm Gutes will, muss hoffen, dass er erstmal kein neues Geld braucht.