Seit 15 Jahren schalteten nicht mehr so viele Menschen bei den ungelösten Fällen ein. Zu Maddie gingen Hunderte neue Hinweise ein.
München. Emotionaler Auftritt: Die Eltern der seit mehr als sechs Jahren verschwundenen Maddie haben sich nun auch in der deutschen Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ an die Öffentlichkeit gewandt. „Wenn Sie irgendetwas wissen, bitte bitte trauen Sie sich und melden Sie sich. Wir brauchen Ihre Hilfe“, sagte Kate McCann am Mittwochabend in der ZDF-Sendung, die im Schnitt mehr als 7 Millionen Menschen verfolgten – die Ausgabe war damit die meistgesehene seit 1998. Gerry McCann glaubt an einen Durchbruch bei der Suche, er betonte: „Es gibt keinen Beweis dafür, dass Madeleine tot ist.“
Knapp eine Stunde nach dem Ende der Sendung seien bereits mehr als 500 Hinweise eingegangen, teilte das ZDF nach einer ersten Auswertung am Donnerstag mit. Nach ähnlichen Sendungen in Großbritannien und den Niederlanden waren insgesamt mehr als 1000 Hinweise bei der Polizei eingegangen.
Vor sechseinhalb Jahren verschwand die damals drei Jahre alte Maddie aus der Ferienwohnung der Familie in Praia da Luz an der portugiesischen Südküste. Die britischen Ermittler von Scotland Yard, die sich des Falls nach öffentlichem und auch politischem Druck angenommen haben, konzentrieren sich inzwischen auf zwei junge Männer, die in der Zeit vor dem Verschwinden des Mädchens in der Ferienanlage gesehen wurden und möglicherweise Deutsch oder Niederländisch sprachen.
Vor allem ein Mann, der beobachtet wurde, als er kurz nach Maddies Verschwinden mit einem Kind auf dem Arm Richtung Strand ging, steht im Fokus. Phantombilder von ihnen wurden in der Sendung gezeigt.
Im Gespräch mit Moderator Rudi Cerne gaben die McCanns einen Einblick in das, was sie durchleben, seitdem ihre kleine Tochter spurlos verschwunden ist. „Wir vermissen sie jeden Tag“, sagte Gerry McCann.
„Es ist immer noch schwer zu verstehen, dass etwas so Katastrophales, etwas so Unfassbares mit unserer Tochter geschehen ist“, sagte seine Frau. Sie versuchten, nach vorne zu schauen, auch ihren beiden jüngeren Kindern zuliebe. „Natürlich müssen wir jeden Tag damit leben und wir haben uns angepasst an das Leben ohne Madeleine.“ Aber: „Wir sind zu fünft, auch wenn derzeit nur vier von uns zusammen sind.“
Mit dem Fall hat die ZDF-Sendung ihre höchste Einschaltquote seit 15 Jahren erreicht. Im Schnitt 7,26 Millionen Menschen verfolgten am Mittwochabend den Auftritt von Madeleine McCanns Eltern, was einem Marktanteil von 24,3 Prozent entsprach. Es war die stärkste TV-Sendung des Tages.
Das zweitstärkste Format in der Primetime war der ARD-Thriller „Alaska Johansson“, den 3,66 Millionen Zuschauer (12,0 Prozent) sahen. Die Dokusoap „Christopher Posch – Ich kämpfe für Ihr Recht!“ schauten sich bei RTL 2,69 Millionen (8,8 Prozent) Menschen an, dort erreichte danach ein Special von „Raus aus den Schulden“ zum Thema „Raus aus der Rentenfalle“ 2,59 Millionen Zugucker (8,7 Prozent).
Nicht aus dem Quotenloch befreien konnte sich die ProSieben-Modeshow „Fashion Hero“ mit Claudia Schiffer. Gerade einmal 1,23 Millionen (4,1 Prozent) schalteten am Mittwoch die zweite Folge ein – immerhin eine hauchdünne Verbesserung: Das Debüt war eine Woche zuvor auf 1,21 Millionen Zuschauer gekommen.
In der Jahresgesamtwertung steht das ZDF mit 12,9 Prozent weiter auf Platz eins. Es folgt die ARD mit 12,1 Prozent.
(dpa)