Die erste Folge der siebten Staffel zog nur noch 4,80 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Juror Bruce Darnell kehrt mit bewährter Emotionalität zum „Supertalent“ zurück.

Berlin/Hamburg. „Das Supertalent“ geht in seine siebte Runde - doch vergleichsweise wenig TV-Zuschauer nehmen Notiz davon: Den Staffelstart der RTL-Castingshow sahen am Sonnabendabend nur 4,90 Millionen Zuschauer.

Bei einem Marktanteil von 16,8 Prozent blieb dem Format zur Prime Time damit nur Rang zwei hinter der ARD-Spielshow „Klein gegen Groß“ (5,19 Millionen/26,6 Prozent).

Das „Erste“ holte mit „Tagesschau“ (6,07 Millionen/24,4 Prozent) ) und „Sportschau“ (5,19 Millionen/26,6 Prozent) auch die absoluten Top-Quoten am Sonnabend.

Überhaupt bedeutet die Quote der bislang schlechteste Wert für einen „Supertalent“-Piloten. Wollten die Auftaktfolge der vierten Staffel noch 7,43 Millionen Zuschauer sehen, lag auch die Premiere für Juror Thomas Gottschalk mit 6,34 Millionen Zuschauern noch deutlich über der aktuellen Quote.

Schon die vergangene Staffel mit den Juroren Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und eben Gottschalk wurde bis zum Dezember 2012 von sinkender Akzeptanz des Publikums geprägt.

Daher hat RTL die allmächtige Jury für den siebten Durchgang gehörig durcheinandergewirbelt. Neben Leithammel Bohlen (60) nehmen dort Bruce Darnell (56), der früher schon dabei war, Model Lena Gercke (25) und Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer (48) Platz. Bruce Darnell drückte schon von 2008 bis 2010 auf den roten Buzzer, der über Wohl und Wehe der Kandidaten entscheidet.

Der kleine Gag, den der Kölner Privatsender zusätzlich einbrachte: Neben Darnell sitzt mit Lena Gercke ausgerechnet die erste Siegerin aus Heidi Klums ProSieben-Wettbewerb „Germany's Next Topmodel“ - damals, 2006, hockte Darnell noch in der ProSieben-Jury und verhalf Lena zu ihrem Triumph.

Der bescherte ihr unter anderem die Moderation des österreichischen Pendants „Austria's Next Topmodel“ und machte sie so bekannt, dass auch ihr Lebensgefährte, Nationalspieler Sami Khedira, auf sie aufmerksam wurde.

Bruce Darnell kann sich nicht beherrschen

Lena Gercke weiß, wie sehr Casting ihr Leben verändert hat. „Als ich vor sieben Jahren selbst vor einer Jury stand, war ich total nervös und mir haben die Knie geschlottert“, erinnerte sich das Model in einem RTL-Interview.

„Jetzt darf ich auf der anderen Seite hinter dem Pult sitzen und Talente bewerten! Ich fühle immer total mit den Kandidaten, weil ich das sehr mutig finde, sich vor tausenden Leuten auf eine Bühne zu stellen. Bei mir damals war das anders, da saßen nur vier Juroren, kein Publikum.“

Ihr alter Entdecker und Mentor Bruce Darnell ist bekannt für seinen Emotionsreichtum - den er bis heute nicht abgelegt hat. Er habe sich immer so gut zusammenreißen können, berichtete er im RTL-Gespräch während der Aufzeichnung der Castings in Bremen.

„Und dann kam plötzlich jemand mit so einer tollen Stimme. Das Verrückte an der Sache ist, dass ich zuerst dachte, er sei ein Angeber und kann eh gar nichts. Ich wollte schon sagen, dass er wieder nach Hause gehen kann, und dann fängt er an zu singen und da konnte ich mich nicht mehr beherrschen.“

Für Fortunato Lacovara (48) aus Nürnberg drückte Darnell in der Auftaktfolge schließlich den Goldenen Buzzer, der den Selbstständigen im Bereich Gastronomiebedarf direkt ins Halbfinale beförderte.

Lacovara sang das Duett „Miserere“ von Zucchero und Luciano Pavarotti in mehreren Stimmlagen. Der gebürtige Italiener rührte Bruce mit seinem Gesang zu Tränen.

Bruce Darnell: „Ich hasse es, wenn ich weine, und ich wollte es wirklich nicht. Aber das war so toll. O mein Gott. Ich dachte, dieses Jahr weine ich nicht - und dann kamst du.“

Dieter Bohlen buzzerte Viviana Grisafi direkt ins Halbfinale. Die 15-jährige Schülerin aus Offenbach überzeugte mit „Read all about it“ von Emeli Sandé. „Wenn du nicht völlig bekloppt bist, kommst du auch ins Finale. Du hast eine Bühnenpräsenz, die ist super“, urteilte Bohlen.

RTL gibt sich keinen Illusionen hin

Zwölf Folgen braucht RTL, um das größte Talent mit 100.000 Euro und einem Auftritt in Las Vegas zu belohnen. Neun Casting-Runden, zwei Halbfinal-Shows und das Finale kurz vor Weihnachten - lockt diese Showreihe wirklich noch die Leute hinterm Ofen hervor?

Die Quotenentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass das Interesse an Feuerschluckern, Akrobaten und Sängern abgenommen hat. RTL hat es selbst ausgerechnet: Verfolgten die vierte und beste Staffel 2010 noch durchschnittlich 7,92 Millionen Menschen pro Folge, bröckelten die Werte in den folgenden Jahren auf 6,67 Millionen und 5,25 Millionen.

„Wir machen uns bei den Quoten keine Illusionen“, sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. „Marktanteile von 30 oder sogar 40 Prozent - wie sie „Das Supertalent“ zu besten Zeiten hatte - sind in dem derzeitigen Markt nicht mehr zu realisieren. Aber wir sind von dem Erfolg des Formates überzeugt.“

Die sechste Staffel gewann der 20-jährige Jean-Michel Aweh mit seinem selbst geschriebenen Song „Raus aus dem Nebel“. Mit dem Album landete er gerade noch auf Platz elf in den Charts. Im Rampenlicht steht er aber längst nicht mehr.