Wie Gustl Mollath seine Zukunft zu gestalten gedenkt, lässt er in der ARD-Talkshow weitestgehend offen. Nur so viel sagt Deutschlands bekanntester Psychiatrie-Patient: „Ich lasse mich nicht aus Nürnberg vertreiben.“
Nürnberg. „Ich lasse mich nicht aus Nürnberg vertreiben“, sagt Gustl Mollath. Der Mann, der sieben Jahre gegen seinen Willen in der Psychiatrie untergebracht war, will wieder in seiner Geburtsstadt leben. Darüber hinaus gibt er sich in der ARD-Talkshow „Beckmann“ aber bedeckt, wann immer es etwas persönlicher wird. So belässt es der 56-Jährige bei Fragen nach seinen Zukunftsplänen bei vagen Andeutungen: „Ich muss mich noch um eine Unterkunft kümmern und schauen, wie ich meinen Lebensunterhalt sichere.“
Derzeit habe er noch ein wechselndes Obdach, verrät Mollath zu Beginn der Talkshow am Donnerstagabend: „Ich habe nette Mitbürger, wo ich unterkomme.“ Es sei auch gut, einen Freund zu haben, der ihm zumindest in den ersten Tagen „Hemd und Unterhose geliehen“ habe. Was er am meisten nach seiner Entlassung aus der Bayreuther Psychiatrie genieße? „Ab sofort wieder am freien Leben teilnehmen zu können“ – auch wenn es im Moment nur eine „Semi-Freiheit“ sei.
Zu viel mehr Persönlichem lässt sich Mollath nicht hinreißen - und enttäuscht damit all jene, die gerne ein bisschen mehr über seine derzeitige Befindlichkeit, seine ersten Tage in Freiheit erfahren wollten. Statt über den Menschen Mollath spricht er lieber über den Fall Mollath. Schon seine Kleidung - schwarzes Jackett und weißes Hemd - lassen den Maschinenbauer ausgesprochen geschäftsmäßig wirken.
Wenig neue Erkenntnisse
Mollath nutzt die von Reinhold Beckmann gelieferten Stichworte, um in der 90-Minuten-Sendung noch einmal seinen komplexen Fall Revue passieren zu lassen: der Rosenkrieg mit seiner Frau, gegenseitige Strafanzeigen, erste Psychiatriegutachten, seine leidvollen Erfahrungen in der forensischen Psychiatrie in Erlangen, Landshut und Bayreuth - und schließlich die quälende Ungewissheit darüber, jemals wieder freizukommen. Wer den Fall kennt, dem boten sich allerdings wenig neue Erkenntnisse.
Mollath wirkt trotz der Verbitterung nach sieben Jahre Psychiatrie erstaunlich kontrolliert und selbstbeherrscht. Er formuliert klar, fast druckreif. Selbst seine Empörung über das jahrelange Stillschweigen der Hypovereinsbank zu seinem Fall - trotz eines entlarvenden bankinternen Revisionsberichts - bringt seine Stimme nicht zum Beben: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass mich die Hypovereinsbank hat über die perfide Klinge springen lassen.“ Seine Kritik an den Verhältnissen in der Psychiatrie hat dennoch nicht an Schärfe verloren: „Das Unsägliche dort aufzudecken ist Verpflichtung für jeden ordentlichen Menschen.“ Deswegen wolle er darüber auch ein Buch schreiben.
Mollaths Anwalt Gerhard Strate nutzt die Talkrunde für die eine oder andere Breitseite gegen die bayerische Justiz – und versteigt sich in feiner Ironie zu einem zweifelhaften Lob für die viel gescholtene Justizministerin Beate Merk (CSU): Der Ministerin müsse man eigentlich dankbar sein, dass sie das Wiederaufnahmeverfahren angeordnet habe. Da stelle sich allerdings die Frage, ob in anderen Fällen vom Ministerium nicht auch mal angeordnet werde, auf eine Anklageerhebung zu verzichten.