Die Siegerin von 2010 kam bei der Live-Bekanntgabe der deutschen Wertung vom Hamburger Spielbudenplatz ins Straucheln und verwechselte ausgerechnet den späteren Sieger Dänemark mit Norwegen. Im Netz ist Lenas Fauxpas umgehend Thema.

Hamburg/Malmö. Eigentlich ist sie mit zwei Teilnahmen und einem Sieg ein alter Grand-Prix-Hase - vor Aufregung scheint dieser Erfahrungsschatz jedoch nicht zu schützen: Lena Meyer-Landrut spielten bei der Bekanntgabe der deutschen Wertung für das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) die Nerven einen gehörigen Streich.

Als die 21-jährige Jurypräsidentin per Live-Schalte vom Hamburger Spielbudenplatz an Position 29 die Punkte aus Deutschland verkünden sollte, verwechselte die Sängerin ausgerechnet das spätere Siegerland Dänemark mit einem skandinavischen Nachbarn.

„Zehn Punkte gehen nach Norwegen“, sagte Lena spät in der Nacht noch fröhlich auf Englisch, musste sich dann aber korrigieren: „Zehn Punkte gehen nach Dänemark“, und hielt sich den Regenschirm vors Gesicht. „Es tut mir so leid. Oh, mein Gott“, sagte sie zweimal. Und: „Ich bin so nervös“.

Der erste Spott ließ schon in der Live-Sendung selbst nicht lange auf sich warten. ESC-Moderatorin Petra Mede hakte noch einmal bissig bei Lena nach, ob sie sich wirklich sicher sei, dass Dänemark gemeint sei.

„Hauptsache Schweden“

Und auch in Deutschland wird Lenas Punkte-Patzer zum Thema und der einstige Liebling zum Lästerthema. Im Internet mischen sich augenzwinkernde mit hämischen Kommentaren zu dem Fauxpas.

„Lena. Norwegen oder Dänemark, Hauptsache Schweden“, schrieb die NDR-Satiresendung auf Twitter (@extra3). Der ZDF-Redakteur Werner Martin Doyé (@wernerdoye) meinte ironisch: „Nicht nur, dass wir offenbar keine Punkte kriegen, wir können auch keine Punkte vergeben.“ Und der Nutzer @HerbertLemming fragte süffisant: „Hat die Kanzlerin Lena schon ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen?“

Auf Lenas Facebook-Seite häuften sich die Kommentare. Bosheiten wie „einfach nur peinlich“ waren allerdings in der Minderzahl. Nutzer hinterließen vor allem tröstende Worte wie „jeder hat ein „Recht auf Fehler“ der Patzer war niedlich und ist gar kein Grund sich zu schämen!!“, „Sie war hochkonzentriert, aber dann gedanklich schon ein Satz weiter“ oder „der Versprecher war doch herrlich, x-fach besser als die teilweisen roboterhaften Vorleser, macht sympathisch“.

Und da man sich im Internet bewegt, fehlt bei Facebook natürlich auch die Verschwörungstheorie nicht: „na lena der versprecher war doch gewollt das wurde mit absicht gemacht“, argwöhnt ein Nutzer.

ARD-Unterhaltungschef schlecht gelaunt

Vor Lenas Ausrutscher rückt selbst die Bauchlandung der deutschen ESC-Delegation in Malmö ein wenig in den Hintergrund. Immerhin landete Deutschland mit dem Disco-Lied „Glorious“ von Cascada-Sängerin Natalie Horler abgeschlagen auf Rang 21 - das schlechteste Abschneiden seit den No Angels im Jahr 2008, die auf Platz 23 gekommen waren.

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Die deutschen Verantwortlichen mutmaßten, die Schlappe könne auch mit der Sparpolitik der deutschen Regierung zusammenhängen, die in Europa viel Kritik erntet.

Entsprechend schlecht gelaunt zeigte sich der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber nach dem Wettbewerb, bei dem Siegerin Emmelie de Forest 281 Punkte holte und Horler lediglich 18 Zähler bekam: „Es gibt sicher auch eine politische Lage. Ich will nicht sagen „18 Punkte für Angela Merkel“. Aber man muss eben auch sehen, da stand nicht nur Cascada, sondern da stand auch Deutschland auf der Bühne.“

Natalie Horler trinkt wieder

Sängerin Natalie Horler selbst gab sich gefasst: „Es war die geilste Woche meines Lebens, meiner Karriere“, sagte die 31-Jährige kurz vor 1 Uhr nachts in einer Live-Schaltung nach Hamburg.

„Die Halle war am Toben, ich glaube, wir sind alle überrascht und wir haben natürlich ein ganz anderes Feedback die ganze Zeit bekommen. Ich find's superschade, aber ich habe auch die ganze Woche gesagt: man steckt da nicht drin, man weiß nicht, wie die Leute voten…“

Nach Monaten ohne Alkohol habe sie jetzt erstmal Lust, Sekt zu trinken, sagte sie im Interview mit Moderatorin Barbara Schöneberger, die durch die Hamburger Grand-Prix-Party führte. Deutschland gewann den ESC erst zweimal: 1982 mit Nicole und 2010 mit Lena. 2012 hatte Roman Lob Platz acht belegt. Dem diesjährigen deutschen Beitrag wurde immer wieder eine Nähe zum Siegertitel 2012 vorgeworfen.

Emmelie siegt mit Meerjungenfrauen-Charme

Jubel dagegen beim deutschen Nachbarn aus dem Norden - nach 1963 und 2000 (Olsen Brothers) ging der Titel zum dritten Mal nach Dänemark. Emmelie de Forest gewann den ESC fast schon erwartungsgemäß den Eurovision Song Contest 2013 gewonnen. Die 20-Jährige sang sich barfuß und mit dem Charme der kleinen Meerjungfrau zum Favoriten-Sieg.

Emmelie, die mit Landsknecht-Trommlern wie aus einem Andersen-Märchen auftrat, war bereits seit Wochen als eindeutige Favoritin gehandelt worden. Damit dürfte der Grand Prix im kommenden Jahr in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ausgetragen werden, nur wenige Kilometer von Malmö entfernt.

26 Lieder konkurrierten beim ESC-Finale um den Sieg. Am Ende lag Dänemark vor Aserbaidschan und der Ukraine. Norwegen landete auf Platz vier, Russland auf fünf. Eine dicke Überraschung glückte Griechenland: Für den wilden Ska-Punk-Song „Alcohol Is Free“ gab es Platz sechs.

Bonnie Tyler abgeschlagen

An Großbritannien glaubten nicht so viele: Die 61-jährige Bonnie Tyler kam mit „Believe In Me“ auf den 19. Platz. Deutschlands „Twelve Points“ gingen nach Ungarn für den verträumten Sänger ByeAlex und dessen Indie-Popsong „Kedvesem“.

Insgesamt 39 Länder nahmen am ESC teil. 13 Teilnehmer waren bereits in den Halbfinals ausgeschieden, darunter Israel, Österreich und die Schweiz. Deutschland hat bisher nur 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und 2010 mit Lena („Satellite“) gewonnen.

Das im Vergleich zu den Vorjahren eher bescheiden gestaltete Finale in Malmö, das vor geschätzten 125 Millionen Fernsehzuschauern - davon im Schnitt 8,21 Millionen in Deutschland - über die Bühne ging, glänzte mit schwedischer Selbstironie und der witzigen Moderatorin Petra Mede.

Der 59. Eurovision Song Contest soll nach Angaben der European Broadcasting Union (EBU) am 17. Mai 2014 stattfinden, die Halbfinals am 13. und 15. Mai.