Peter Frey hält einen „Mätzchen“ machenden Moderatoren für ungeeignet, am TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück teilzunehmen. Raabs „politische Kompetenz“ sei fragwürdig.

Heidelberg/Hamburg. ZDF-Chefredakteur Peter Frey hat die Teilnahme von ProSieben-Moderator Stefan Raab am „Kanzlerduell“ scharf kritisiert. „Das Duell ist keine Showbühne für die Mätzchen von Moderatoren“, sagte Frey dem Mediendienst kress. „Nach der Sendung soll Deutschland nicht darüber diskutieren, ob Raab auch Politik kann, sondern wer die oder der bessere im Kanzleramt ist.“

Der Schlagabtausch zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück ist kurz vor der Bundestagswahl im September geplant. Beteiligt am sind ARD, ZDF, RTL und die ProSiebenSat.1-Gruppe.

Frey stellte die „politische Kompetenz“ des Entertainers Raab infrage. „Wir brauchen fürs Duell keinen Unterhaltungsmoderator, um junges Publikum zu erreichen“, sagte Frey mit Blick auf die TV-Quoten des zurückliegenden Kanzler-Duells. „ARD und ZDF hatten 2009 bei den unter 50-Jährigen einen Marktanteil von 23,7 Prozent, Sat. 1 hatte 3,4 Prozent. Das wird nicht anders werden, wenn jetzt ProSieben überträgt.“

„Keine Werbeplattform für Nischensender“

Der TV-Wahlkampf dürfe nicht als Werbeplattform für Nischensender dienen, sagte Frey. „Im Duell, das die herausragende Informationssendung des Wahljahres ist, müssen die Kandidaten und nicht die Moderatoren im Vordergrund stehen.“

Den Entertainer Raab als Co-Moderator hatte der frühere CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber vorgeschlagen, um auch jüngere TV-Zuschauer für Politik zu interessieren. Stoiber sitzt dem Beirat der Sendergruppe ProSiebenSat.1 vor.

Anders als mit dem einstigen Sat.1-Vertreter Peter Limbourg, der die Sendergruppe verlassen hat und nun Deutsche-Welle-Intendant ist, erwartet sich Frey vom „Absolute Mehrheit“-Polittalker Raab keinen echten Gewinn fürs „Kanzlerduell“. „Es muss eine solide, seriöse und von politischer Kompetenz geprägte Gesprächsführung herauskommen“, sagt Peter Frey im Gespräch mit kress.

Raab lässt über Hoeneß debattieren

Raab wird an diesem Sonntag (22.30 Uhr) mit seiner Talkshow „Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen“ die Themen „Ist Gier geil? Welche Folgen hat der Fall Hoeneß?“, „Armes Deutschland! Raus aus dem Euro? Und dann?“ sowie „Gleiche Aufstiegschancen für alle? Wie gerecht ist unser Bildungssystem?“ behandeln. Auf den Sieger seiner Zuschauerabstimmung warten 100.000 Euro.

Zu den Gästen zählen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), Linken-Fraktionschef Gregor Gysi, Bernd Lucke von der neuen Partei „Alternative für Deutschland“, SPD-Bundestagsmitglied Florian Pronold sowie die Politikerinnen Dorothee Bär (CSU), Katja Dörner (Grüne), Linda Teuteberg (FDP) und Yvonne Ploetz (Linke).

Die Steuerdebatte rund um den Fall Uli Hoeneß war bereits vergangenen Sonntag Thema des ARD-Polittalks „Günther Jauch“ und bescherte dem Moderatoren mit 6,67 Millionen Zuschauern die beste Einschaltquote seit Sendestart.