Der Leipzig-„Tatort“ ist weitgehend spannungsfreie Krimiunterhaltung mit bizarren Dialogen. Das Format ist immer noch eine Bank im deutschen Fernsehen, aber 08/15-Produktionen gefährden es.

Hamburg. „Ich verstehe kein Wort.“ – „Ich verstehe.“ – „Also ich verstehe, dass Sie mich nicht verstehen.“ Es sind Dialoge wie dieser, die den neuen „Tatort“ aus Leipzig trefflich charakterisieren. Ob die Handlung vorankommt, ob Spannung aufgebaut wird: Egal, Hauptsache die Kommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) können sich auf Autopilot durch den Fall griesgramen. Ein Fall übrigens, den Drehbuchschreiber Holger Jancke wohl im Galopp verloren hat und für den Regisseur/Kameramann Thomas Jahn lediglich tausendmal gesehene Bilder fand.

Dabei geht die Geschichte sogar recht spektakulär los: Zwei Kiffer sitzen beim Joint zusammen in der friedlichen Natur, als plötzlich ein Mann in typisch afghanischer Kleidung über die Lichtung läuft und unversehens in Flammen aufgeht. Eine Spontanentzündung, wie die Spurenermittlung bald herausfindet. Ausgelöst durch weißen Phosphor, eine Substanz, die sich durch Luftkontakt entfacht und 1000 Grad heiß brennt. Kein Wunder also, dass vom Toten wenig übrig geblieben ist.

Was folgt, sind allerlei halbherzig ausgeführte Storyschlenker: Eine Lagerhalle in der Nähe ist abgebrannt, in der große Mengen Haschisch gelagert wurden. In der Wohnung des Toten findet sich eine Phosphor-Signalrakete aus amerikanischen Beständen. Ein Spediteur und ein deutsch-afghanischer Freundschaftsverein haben auch irgendwas mit alledem zu tun. Und dann ist da noch das Fach, das das Opfer an der Uni Leipzig bei einer ihm auch in amourösen Dingen sehr zugetanen Professorin studierte – Hochfrequenzphysik. Keppler: „Verstehe.“ Aber da ist er wohl der Einzige.

Drogenhandel, Afghanistan-Krieg, Rachedurst, Vater-Tochter-Konflikt: Es ist ein bunter Themenstrauß, an dem sich das Duo Saalfeld/Keppler hier abarbeitet, ohne aber jemals den heiligen Pfad der Routine zu verlassen – wiederholtes Referieren des aktuellen Ermittlungsstandes inklusive. Doch vielleicht ist ein Jota Überraschung auch zu viel erwartet bei Dialogzeilen wie: „Wir haben den Verdacht, dass die Halle angezündet wurde. Die Frage ist, warum.“ – „Keine Ahnung. Warum?“ – „Das versuchen wir gerade herauszufinden.“

Das Format „Tatort“ ist immer noch eine Bank im deutschen Fernsehen, aber halb gare 08/15-Produktionen wie diese hier gefährden es. Dann lieber Bummknallpengnuschler Til Schweiger. Der ist zwar auch überraschungsfrei, bietet aber wenigstens Erregungspotenzial.

„Tatort – Schwarzer Afghane“ So, 20.15 Uhr, ARD