Bei Unser Song für Malmö wird heute der deutsche Beitrag für den Eurovision Song Contest gesucht. Mit dabei ist Mia Diekow aus Eimsbüttel.

Hamburg. Kein wochenlanges Casting, sondern eine Liveshow, bei der es sofort um alles geht. Keine unbekannten Talente, sondern etablierte Stars und interessante Geheimtipps der deutschen Popszene: "Unser Song für Malmö", der deutsche Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2013 am 18. Mai in Schweden, hat sich neu aufgestellt. Und so begrüßt Moderatorin Anke Engelke am heutigen Donnerstag (20.15 Uhr, ARD) ein Dutzend Bands und Künstler, die sich dem Urteil der TV-Zuschauer und der Jury um Roman Lob, Mary Roos, Tim Bendzko, Anna Loos und Peter Urban stellen. Auch die seit einer Woche laufenden Internet-Abstimmungen von neun Radiosendern fließen zu einem Drittel mit in das Endergebnis ein.

ARD, die Produktionsfirma Brainpool und verschiedene Plattenfirmen waren an der Vorauswahl der Interpreten beteiligt, die heute die Bühne der TUI Arena Hannover entern. Mit dabei ist auch die vielversprechende Hamburger Sängerin und Songschreiberin Mia Diekow, die im Juli 2012 mit dem Album "Die Logik liegt am Boden" debütierte und das Dutzend komplettiert.

"Ich weiß noch, wie ich mit meiner Mama 1998 Guildo Horn gesehen habe. Zumindest erinnere ich mich an seine Haare. Aber richtig in mein Bewusstsein kam der Song Contest erst vor drei Jahren durch Lena", erinnert sich die 26-Jährige, als wir sie auf einen Kaffee in der Schanze treffen. Für Mia Diekow ist der Vorentscheid zuerst eine Ehre ("Ich war schon überrascht, dass ich Kandidat für die Vorauswahl war.") und dann eine Möglichkeit, einfach Spaß auf der Bühne zu haben. "Hätte ich nicht den richtigen Song für diesen Abend gehabt, hätte ich nicht teilnehmen wollen", aber Mia Diekow hat Vertrauen in "Lieblingslied". Es ist ein humorvoller, kunterbunter Song im Song mit einem starken Refrain. Zum Mitklatschen und zum Mundposaune spielen.

Ein Siegertitel? Über Hannover denkt Mia Diekow noch nicht hinaus. "Wenn ich Favoriten nennen müsste, würde ich auf LaBrassBanda tippen." Tatsächlich zählt LaBrassBanda aus Übersee am Chiemsee zu den auffälligsten Teilnehmern. Eine bayerische Blaskapelle, die abgeht wie eine Punkband und auch in Hamburg Clubs und Stadtparkbühne füllt. Als Live-Künstler schwer zu toppen, dürften nur die bayerische Sprachbarriere und der überraschend undynamische Song "Nackert" eine Hürde auf dem Weg nach Malmö darstellen. Aber LaBrassBanda hat schon mehr zu bieten als die Mainstream-Stars Söhne Mannheims, die mit dem müden "One Love" antreten.

Wirklich stark ist Mia Diekows Konkurrenz nicht. Da ist das Trio Cascada mit belanglosem, aber ESC-typischem Discodance, zeitgemäßer Synthie- und Electro-Pop mit Ben Ivory und Blitzkids mvt., Klassik- und Kirchenchor-Crossover mit dem "X Factor"-Duo Nica & Joe sowie Die Priester & Mojca Erdmann und Folk-Pop mit Finn Martin und Mobilée.

Nicht uninteressant sind zwei Wahlberlinerinnen, die schon beim Hamburger Reeperbahn-Festival auftraten: Betty Dittrich aus Schweden (genauer: aus Malmö!) und Saint Lu aus Österreich. Dittrich tritt mit "LaLaLa" an, einem Lied, dessen Name Programm ist. Irgendwie total banal und doch genial, aus den Schlager-60er-Jahren in die Gegenwart gefallen. Ein lebendes Song-Contest-Zitat. Und Saint Lu, die sich mit "Craving" und ihrem Freitag erscheinenden Album "2" an modernem Soul Marke Adele oder Duffy orientiert, ist für Diekow keine Unbekannte: "Saint Lu habe ich bereits im Studio getroffen und an einem Demo von ihr geschraubt. Coole Stimme."

Aber wer letztendlich das Rennen macht, ist noch völlig unklar. Stimmen Jury, Radiohörer und TV-Zuschauer nach persönlichem Geschmack oder nach internationaler ESC-Tauglichkeit ab? Goldkehlchen oder Blechbläser? Wer auch immer nach Malmö fährt, zumindest wünscht sich das Erste bessere Quoten. Nur 2,19 Millionen Zuschauer sahen 2012 das Finale von "Unser Star für Baku" und den Sieg von Roman Lob. Aber für eine aufstrebende Künstlerin wie Mia Diekow sind Quoten natürlich egal. Ein Millionenpublikum ist und bleibt ein Millionenpublikum.

"Unser Song für Malmö" Do 14.2., 20.15, ARD; www.eurovision.de; www.ndr.de