Der einstmals “schönste Mann der Welt“ zieht heute ins RTL-Dschungelcamp ein. Ein Dramolett über ein Königsdrama der anderen Art.

Vorspiel

Bei Brisbane, im Wald 7.30 Uhr Ortszeit, 34 Grad, 120 Prozent Luftfeuchtigkeit. Vor RTL-Regie-Containern, an denen Fotos längst vergessener Dschungelkönige flattern, bereiteten australische Caterer kiloweise Spezial-Requisiten für die achte Dschungelcamp-Staffel vor: Sie schaufeln Insekten in Alkohol-Bottiche. Käfer in Rotwein, Kakerlaken in Wodka, Maden in Whisky und Tausendfüßler in Prosecco. Eine pfiffige Idee von Doctor Bob, dem Arzt, dem die Promi-Resterampe, die hier erwartet wird, ja immer wieder blind vertraut, wenn es an Eingemachtes geht. Direkt daneben ist eine Band mit dem Soundcheck beschäftigt.

Tag 1, 8 Uhr Ortszeit

Ein Kleinbus rumpelt aufs Gelände. Noch während der Motor läuft, dringt Zetern und Schimpfen aus dem Inneren, das wie bei Sträflingstransportern zum Schutz des Fahrers vergittert wurde. An den Innenseiten so ziemlich aller Fensterscheiben kleben CDs der "Hot Banditoz", signierte Möbelmarkteröffnungs-Plakate von Patrick Nuo, halbfertige Bettelarmbänder, eine nadelgespickte Voodoo-Puppe im HSV-Trikot, das Bild einer überfahrenen Katze und ähnlich drastische Nackt-Fotos von Fiona Irgendwer, Georgina Soundso und Claudelle Wernochmal. Die Insektenschaufler schnaufen nur verächtlich; neues Jahr, neue Deppen, denken sie sich. Ein Fenster jedoch, ganz hinten, ist mit einem mottenzerfressenen Hermelin-Umhang blickdicht verhängt. Auf dem fleckigen Stoff steht in Großbuchstaben aus Boulevardzeitungs-Buchstaben "Majestät soll ein ewig Rätsel bleiben!". Dahinter schnarcht es dröhnend, während The Helmut Bergers, aus Salzburg eingeflogen, ihren Hit "Is There Love Inside?" spielen.

Tag 1, 14 Uhr Ortszeit

Helmut Berger macht seine Drohung wahr und rezitiert zur Akklimatisierung seiner königlichen Einzigartigkeit die schönsten Stellen aus Viscontis "Ludwig II."-Film. Es gibt sehr viele schöne Stellen dort, und er rezitiert sie in pathetischem Italienisch, während er mit seligem Lächeln eine Schale mit Kakerlaken leer nascht. Olivia Jones weint leise in ihr Taschentuch.

Tag 3

Patrick Nuo will singen und nackt baden. Beides kann nicht verhindert werden. Fiona Irgendwer wird unwohl. Nachts hält der Typ, dessen Namen keiner weiß, im "Who the F... is Dieter?"-Pyjama alle wach, weil er endlos "Cherie Cherie Lady" pfeift. Olivia Jones weint leise in ihr Taschentuch.

Tag 9

Claudelle Wernochmal will "endlich, manno!" ihre Brüste zeigen. Helmut Berger nicht. "Man muss auch gönnen können", grummelt er, bevor er sich in seinen Hermelinmantel einwickelt.

Tag 11

Olivia Jones weint leise in die Notfall-Dessous, die ihre Busenfreundin Georgina Soundso in den Bauchfalten von Allegra Curtis ins Camp geschmuggelt hat. Sonst passiert erst mal nichts. Helmut Berger ist auf Exkursion und kommt nach einigen Stunden stolz ins Camp zurück, an seinem Gürtel baumeln blutige Känguru-Ohren. Er hat sich den Kopf kahl rasiert und raunt allen geheimnisvoll "The horror ... the horror ..." ins Ohr, während er sich mit einer unmanikürten Hand über die frische Platte streicht und die erste Nachtwache übernimmt.

Tag 18

Das Camp leert sich. Helmut Berger nascht einige Tausendfüßler weg, die er als Belohnung erhielt, nachdem er das Singen von Wagner-Leitmotiven eingestellt hatte. Alles, was die meditative Ruhe unterbricht, ist ein dumpfes Klopfen. Das ist Arno Funke, der sich in einem stillen Örtchen rhythmisch Bergers "VIP Room"-Klobrille auf den Hinterkopf schlägt, um sein restliches Denkvermögen am Leben zu halten. Olivia Jones hat keine Tränen mehr. Sie sitzt apathisch neben der glimmenden Feuerstelle, umarmt die HSV-Voodoo-Puppe und jammert leise "Hamburg, meine Perle". Niemand hat Mitleid.

Halbfinale

"Na bitte, ich will! Kinder, geht weg da, ich will! Wollt ihr wohl weg da!" Wieder einmal drängelt sich Helmut Berger vor, um eine Dschungelprüfung zu absolvieren. Die Sterne sind ihm egal, Star ist er selbst, das Voting der Zuschauer ignoriert er. Jauchzend vor Vorfreude springt er mit weit geöffnetem Mund in den Kerbtier-Cocktail. Das Letzte, was man vorm glücksseligen Versinken von ihm vernimmt, ist "Mhhh... Cognacbohnen". Der Rest ist Kauen.

Finale

Helmut Berger ist Dschungelkönig. Das Camp hat er rituell verbrannt. Nach Ende der Sendung will er dort von seiner Gage ein zweites Neuschwanstein errichten. Die Kamera filmt ihn, während er in seinem selbst geschneiderten Lohengrin-Kostüm "In einem Land unnahbar euren Schritten" singt und eins wird mit dem tropischen Grün.

Zum Start der siebten Dschungelcamp-Staffel bietet abendblatt.de heute Abend einen Liveticker an. "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", ab 11.1., 21.15 Uhr, RTL