Raabs Talkshow muss ohne politische Schwergewichte auskommen. Oppermann, Kubicki und van Aken debattieren mit Unionsfraktionsvize Fuchs.
Berlin. Premiere ohne die große Politprominenz: Nach der Absage von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) muss Stefan Raab zum Auftakt seiner Talkshow „Absolute Mehrheit“ mit Parteivertretern aus der zweiten Reihe Vorlieb nehmen. Anstelle von Altmaier wird am kommenden Sonntag (22.45 Uhr) Unionsfraktionsvize Michael Fuchs auf Raabs Couch Platz nehmen, wie der Sender ProSieben am Freitag mitteilte.
Auch die anderen Parteien schicken keine Politiker aus der ersten Riege in die Sendung. Neben Fuchs begrüßt Raab den SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann, den schleswig-holsteinischen FDP-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Kubicki, den stellvertretenden Linken-Vorsitzenden Jan van Aken sowie die Unternehmerin Verena Delius. Prominenter liest sich die Gästeliste von Günther Jauch, der am Sonntag um 21.45 Uhr unter anderen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und den Fraktionvorsitzenden der Saar-Linken, Ex-Parteichef Oskar Lafontaine, zum politischen Schlagabtausch in der ARD begrüßt.
Raab glaubt trotzdem an einen Erfolg seiner Sendung: „Sprüche wie 'Der Markt ist zu' motivieren mich total. Der Markt ist nie zu.“ Mit ARD-Talker Günther Jauch werde es „kaum Überschneidungen“ geben: „Bei uns schauen die jungen, politisch interessierten, gut gebildeten Meinungsführer zu.“ Die meisten Talkshows findet Raab ohnehin langweilig: „Da löst eigentlich gar nichts irgendeine Emotion aus.“
Raab nach Wirbel um Gästeliste um Normalität bemüht
Unter dem Motto „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ diskutieren die fünf Gäste über Soziale Netzwerke, die Energiewende und die Steuergerechtigkeit. Vom Wirbel um die Absage Altmaiers zeigte sich Raab unbeeindruckt: „Bei uns knüpft kein Gast sein Erscheinen an irgendwelche Forderungen, und die Besetzung ist natürlich eine rein redaktionelle Entscheidung“, sagte er der Tageszeitung „taz“ (Wochenendausgabe). Man wolle in seiner Talksendung „immer eine möglichst interessante Gesprächsrunde zusammenstellen“, sagte Raab der „taz“. Da würden „wie in jeder Redaktion auch mal kurzfristig Konstellationen geändert oder über den Haufen geworfen“.
So gelassen wie Raab hatten die anderen Beteiligten nicht reagiert. Altmaier und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck warfen der Redaktion der Sendung unprofessionelles Verhalten vor. Hintergrund der Debatte sind Vorwürfe, Beck sei auf Wunsch von Altmaier aus der Sendung ausgeladen worden. Ursprünglich waren beide Politiker eingeladen.
Politiker verärgert über Raab-Redaktion
Nach Angaben von Becks Büroleiter Sebastian Brux begründete eine Raab-Assistentin die Absage damit, dass es „um die Augenhöhe der Gäste ging“. Altmaier-Sprecher Dominik Geißler zufolge waren dem Minister Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft oder Generalsekretärin Andrea Nahles (beide SPD) als Gesprächspartner angekündigt. Als diese jedoch absagten, habe die Redaktion Altmaier nicht informiert und daraufhin Beck und den Abgeordneten der Linksfraktion, Jan van Aken, eingeladen.
Als Altmaier davon erfuhr, habe er gemäß ursprünglicher Vereinbarung zusätzlich um „maßgeblichen SPD-Ersatz“ bei diesem Thema gebeten. Die Redaktion habe kurz darauf SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann als neuen Gast präsentiert und Beck ausgeladen. „Nur: Gegenüber Herrn Beck hat man die Redaktionsentscheidung aber offenbar nicht als solche verkauft“, sagte Geißler. „Wir sind extrem verärgert über ein solches Vorgehen einer Redaktion, die sich nicht zu ihren Entscheidungen bekennt.“ Stattdessen sei es zu diesen „Falschaussagen“ gekommen. Geißler sprach von einem „einmaligen Vorgang“.
In Raabs Show sollen die Zuschauer abstimmen, welcher Talkgast sie am meisten überzeugt. Der Gast mit den wenigsten Anrufen oder SMS hat zwar nicht mehr die Chance auf die Siegprämie von 100.000 Euro, darf sich aber weiter an der Diskussion beteiligen. Bei Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) stößt das Konzept der Sendung auf Unverständnis. „Das ist absoluter Unfug. Wer Geld für Meinungen aussetzt, bestellt Meinungen für Geld“, sagte er dem „Westfalen-Blatt“ (Freitagausgabe). Sollte es in der Finalrunde einem der drei Finalisten gelingen, mehr als 50 Prozent der Anrufe und damit die absolute Mehrheit auf sich zu vereinen, erhält er die Siegprämie.