Bundesumweltminister ist verärgert über die Redaktion. Bundestagspräsident Lammert hält das Konzept der Show für „Unfug“.

Berlin. Moderator Stefan Raab zeigt sich vom Wirbel um seine Polit-Talksendung „Absolute Mehrheit“ unbeeindruckt. „Bei uns knüpft kein Gast sein Erscheinen an irgendwelche Forderungen, und die Besetzung ist natürlich eine rein redaktionelle Entscheidung“, sagte Raab der Tageszeitung „taz“ (Wochenendausgabe) mit Blick auf den Streit über die Gästeliste der Sendung. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte seine Teilnahme an der Sendung am Donnerstag abgesagt. Ein Ersatzgast sollte nach Angaben des Senders ProSieben noch am Freitag präsentiert werden.

Man wolle in seiner Talksendung „immer eine möglichst interessante Gesprächsrunde zusammenstellen“, sagte Raab der „taz“. Da würden „wie in jeder Redaktion auch mal kurzfristig Konstellationen geändert oder über den Haufen geworfen“.

So gelassen wie Raab hatten die anderen Beteiligten nicht reagiert. Altmaier und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck warfen der Redaktion der Sendung unprofessionelles Verhalten vor. Hintergrund der Debatte sind Vorwürfe, Beck sei auf Wunsch von Altmaier aus der Sendung ausgeladen worden. Ursprünglich waren beide Politiker eingeladen.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) lehnt die neue politische Talkshow von Entertainer Stefan Raab ab. Das Konzept der Talkshow, Geld für Argumente zu zahlen, sei „absoluter Unfug“, sagte Lammert im „Westfalen-Blatt“. „Wer Geld für Meinungen aussetzt, bestellt Meinungen für Geld.“

Viele Politiker sind verärgert über Raab-Redaktion

Nach Angaben von Becks Büroleiter Sebastian Brux begründete eine Raab-Assistentin die Absage damit, dass es „um die Augenhöhe der Gäste ging“. Altmaier-Sprecher Dominik Geißler zufolge waren dem Minister Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft oder Generalsekretärin Andrea Nahles (beide SPD) als Gesprächspartner angekündigt. Als diese jedoch absagten, habe die Redaktion Altmaier nicht informiert und daraufhin Beck und den Abgeordneten der Linksfraktion, Jan van Aken, eingeladen.

Als Altmaier davon erfuhr, habe er gemäß ursprünglicher Vereinbarung zusätzlich um „maßgeblichen SPD-Ersatz“ bei diesem Thema gebeten. Die Redaktion habe kurz darauf SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann als neuen Gast präsentiert und Beck ausgeladen. „Nur: Gegenüber Herrn Beck hat man die Redaktionsentscheidung aber offenbar nicht als solche verkauft“, sagte Geißler. „Wir sind extrem verärgert über ein solches Vorgehen einer Redaktion, die sich nicht zu ihren Entscheidungen bekennt.“ Stattdessen sei es zu diesen „Falschaussagen“ gekommen. Geißler sprach von einem „einmaligen Vorgang“.

Raab glaubt trotz des Eklats an einen Erfolg seiner Sendung: „Sprüche wie ’Der Markt ist zu’ motivieren mich total. Der Markt ist nie zu.“ Mit ARD-Talker Günther Jauch werde es „kaum Überschneidungen“ geben: „Bei uns schauen die jungen, politisch interessierten, gut gebildeten Meinungsführer zu.“ Die meisten Talkshows findet Raab ohnehin langweilig: „Da löst eigentlich gar nichts irgendeine Emotion aus.“

Die erste Ausgabe von „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ wird am Sonntag um 22.45 Uhr ausgestrahlt, direkt im Anschluss an Jauchs Sendung in der ARD.

In Raabs Show sollen die Zuschauer abstimmen, welcher Talkgast sie am meisten überzeugt. Der Gast mit den wenigsten Anrufen oder SMS hat zwar nicht mehr die Chance auf die Siegprämie von 100.000 Euro, darf sich aber weiter an der Diskussion beteiligen. Sollte es in der Finalrunde einem der drei Finalisten gelingen, mehr als 50 Prozent der Anrufe und damit die absolute Mehrheit auf sich zu vereinen, erhält er die Siegprämie.