Mit revitalisiertem Konzept, Markus Lanz und den van der Vaarts wollte Europas erfolgreichste TV-Show die Wiedergeburt schaffen.
Düsseldorf. Der ohrenbetäubende Jubel dauerte mehr als zwei Minuten, als Markus Lanz zum ersten Mal die Bühne des ZDF-Klassikers „Wetten, dass..?“ betrat. Zwischendurch bedankte sich der neue Moderator mehrfach, bis der Applaus dann endlich verstummte. Doch nach dem dicken Geklatsche und Gejohle trat noch keine Ruhe ein:
Trubel und zuweilen Hektik bestimmten zunächst die neugeformte Show, die Lanz-Vorgänger Thomas Gottschalk im Dezember 2011 abgegeben hatte.
Zumindest die Quote stimmte: 13,62 Millionen Zuschauer schalteten die Auftaktsendung im ZDF ein. Der Marktanteil betrug 43,7 Prozent. Damit lag Lanz deutlich vor seinem „Wetten, dass..?“-Vorgänger Thomas Gottschalk, der mit der dritten Ausgabe der RTL-Show „Das Supertalent“ zeitgleich auf RTL auf 4,57 Millionen Zuschauer (14,1 Prozent) kam.
Lanz landete mit seinem „Wetten, dass..?“-Auftakt auch nur etwa eine Million Zuschauer unter Gottschalks Wert bei dessen Abschied am 3. Dezember 2011. Das ZDF erwartet durchschnittlich rund acht Millionen Zuschauer von Lanz pro Show.
Mit kleinen Witzen versuchte Lanz, das Herz des Publikums zu erobern. Doch gleich in der ersten Wette hatte er mit dem Kandidaten Cihan Pech: Der hatte angekündigt, auf einem Seil stehend per Fallrückzieher einen Ball in einem hinter ihm stehenden Tor zu versenken, ohne zwischendurch den Boden zu berühren. Doch der Kandidat verlor die Kontrolle, und das niederländische Paten-Paar Sylvie und Rafael van der Vaart musste per Tandem einen Wohnwagen im Kreis durchs Studio ziehen.
Kleine Pannen dann im Interview mit dem holländischen Paar: Wie denn die Leute in den Wohnwagen in Holland genannt würden, wollte Lanz wissen. „Campers“, antwortete Sylvie van der Vaart – Lanz hingegen verstand: „Gambas?“. Lanz ist routiniert genug, um kleine Patzer zu überspielen, weil er schon viele Talks bestritten hat. Das ist ja auch seine Stärke. Doch mit dem Konzept, viele Showgäste auf dem Sofa gleichzeitig abzuklappern, kommt er noch nicht zurecht, das zeigte sich in diesem Moment.
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Mit der nächsten Wette hatte Lanz dann mehr Glück: Der Schüler Julian kannte sich im Berliner S-Bahn-Netz bestens aus und konnte Komikerin Cindy aus Marzahn, die ihn nach S-Bahnverbindungen in der Hauptstadt fragte, ausgezeichnet weiterhelfen. Zwischendurch wandte sich Lanz immer wieder mit kurzen Fragen an den Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Zum Beispiel: „Wie machen Sie einen drauf?“ Das mache er nicht, sagte der Stargast. „Ich muss 24 Stunden arbeiten.“
In die Stadtwette hatte sich Lanz gleich zu Beginn eingebracht: Wenn die Düsseldorfer es nicht schaffen, mit rot und weiß bemalten Körpern das Fortuna-Düsseldorf-Vereinsemblem nachzustellen, dann wolle er mit Fortuna-Trikot rund um den Kölner Dom laufen. Als er das sagte, verrutschte seine dunkelgraue Weste unter dem gleichfarbigen Anzug das erste Mal.
Erste Bilanz nach dem Auftakt: Das neue „Wetten, dass..?“ läuft noch nicht rund, Lanz lässt sich von dem Durcheinander zu sehr beeinflussen, er rennt zu viel, kann sich nicht genug auf einzelne Gäste konzentrieren. Der große Glamour, den einst Gottschalk verkörperte, fehlt noch. Aber Gottschalk hatte dafür auch viel mehr Zeit.