Jetzt wird ihm der Stuhl vor die Tür gesetzt: Hartmann verlässt die ARD. Gegen seinen Willen und frustriert, wie er in einem Interview deutlich macht.

München. Der Boxmoderator Waldemar „Waldi“ Hartmann sieht sich in der ARD als Opfer von Altersdiskriminierung. In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa zeigte sich der 64-Jährige am Donnerstag schwer enttäuscht von der Ankündigung der ARD, seinen Vertrag zum Ende des Jahres auslaufen zu lassen: „Die Rente mit 67 ist eingeführt; und es gibt eine Debatte über Altersdiskriminierung. Und jetzt bin ich plötzlich auch ein Opfer, was ich so schnell auch nicht erwartet hätte.“

Bisher habe niemand von den Verantwortlichen persönlich mit ihm gesprochen, kritisierte Hartmann. „Wenn man nach 35 Jahren mit einer Presseerklärung abgespeist wird, dann halte ich das – gelinde gesagt - für unsensibel.“

Die ARD hatte am Mittwoch in München mitgeteilt, dass von Januar 2013 an NDR-Moderator Alexander Bommes die „Sportschau live – Boxen im Ersten“ moderiert. „Im März 2013 erreicht Waldemar Hartmann das Alter von 65 Jahren“, heißt es in der Mitteilung.

ARD-Sprecher Burchard Röver sagte am Donnerstag: „Bei der Entscheidung der Sportchefs ging es vor allem darum, einem jungen Moderator eine Perspektive zu bieten.“ Es sei eine Entscheidung für Bommes und nicht gegen Hartmann gewesen. „Man muss eben manchmal Entscheidungen treffen – diesmal ist die Entscheidung zugunsten eines Jungen gefallen.“

Hartmann hatte zuvor schon seinen Talk „Waldis Club“ nach der Fußball-EM aufgegeben, weil er mit dem Angebot der ARD, nur um ein Jahr zu verlängern, nicht einverstanden war. Eine Rückkehr auf den Bildschirm schließt der gebürtige Nürnberger nicht aus: „Jetzt wissen ja alle, dass ich ab 1. Januar als Jungsenior am Fenster sitze und auf den Ruf von draußen warte“, sagte er. Es gebe mehr als 30 deutschsprachige Sender. „Wenn da einer dabei ist, der noch einen rüstigen Jungsenior brauchen kann im Sport oder Unterhaltungsbereich, dann kann man sich darüber durchaus unterhalten, was aber jetzt keine Stellenanzeige war.“

Hartmann wurde einem breiteren Publikum besonders nach einem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in Island im September 2003 bekannt, das mit einem mageren 0:0 endete. Damals warf ihm der enttäuschte Teamchef Rudi Völler vor, Weizenbier konsumiert zu haben und ganz „locker“ von seinem Stuhl das Spiel zu kritisieren. Kurz darauf hatte Hartmann einen Werbevertrag für Weißbier in der Tasche. (dpa)