Popsängerin Nadja Benaissa (“No Angels“) will zunächst nicht mehr gegen Veröffentlichungen über ihre angebliche HIV-Infektion vorgehen. Die für Donnerstag anberaumten Verhandlungen wurden abgesetzt.

Berlin. Die No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa will zunächst nicht mehr gegen Veröffentlichungen über ihre angebliche HIV- Infektion vorgehen. Die Popsängerin habe auf ihre ursprünglichen Anträge gegen den Verlag Axel Springer („Bild“) verzichtet, teilte eine Sprecherin des Berliner Landgerichts am Mittwoch mit. Damit sollten Berichte über Ermittlungen gegen die 27-Jährige wegen schwerer Körperverletzung sowie über den Grund für ihre Festnahme untersagt werden. Die beiden für diesen Donnerstag anberaumten Verhandlungstermine entfallen damit laut Gericht.

Benaissa war im April zehn Tage in Untersuchungshaft genommen worden. Die Sängerin war am Osterwochenende kurz vor einem Solo- Auftritt in dem Frankfurter Club „Nachtleben“ festgenommen worden. Der Vorwurf lautete auf gefährliche Körperverletzung. Bei einer Verurteilung droht Benaissa eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Der Anwalt Christian Schertz nannte „strategische Gründe“ für den Rückzug. Seine Mandantin wolle aber weiterhin keine Berichte akzeptieren, die ihre Persönlichkeitsrechte verletzen. Gegen mehrere Medien habe er bereits weitere einstweilige Verfügungen gegen bestimmte Aspekte der Berichterstattung erwirkt.

Die Staatsanwaltschaft in Darmstadt hatte ihr vorgeworfen, einen Mann bei ungeschütztem Sex mit dem Aids-Virus HIV angesteckt zu haben, obwohl sie von ihrer Infektion gewusst habe. Gleichzeitig hatten die Ermittler die Festnahme öffentlich gemacht. Diese Informationspolitik war heftig kritisiert worden. Anwalt Schertz sprach von schweren Fehlern und erwirkte eine einstweilige Anordnung gegen die Berichterstattung in der „Bild“-Zeitung. Über den Widerspruch des Verlags sollte an diesem Donnerstag entschieden werden.

„Das Verbot der Berichterstattung über den Fall Benaissa war ein gravierender Angriff auf die Pressefreiheit. Wir freuen uns, dass wir nun weiter berichten dürfen“, sagte ein „Bild“-Sprecher. Chefredakteur Kai Diekmann hatte zuvor erklärt, die No Angels, die Deutschland 2008 beim Grand-Prix vertraten, seien die erfolgreichste deutsche Pop-Band der letzten Jahre. Ein öffentliches Interesse an der Berichterstattung sei nicht zu bestreiten. Aus diesem Grund hätten Staatsanwaltschaft und Polizei den vollen Namens der Beschuldigten in der Öffentlichkeit genannt.