Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Die Staatsanwaltschaft hatte No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa als HIV-positiv geoutet und festnehmen lassen. Der Vorwurf: Sie habe einen Mann vorsätzlich mit dem Virus angesteckt.

Hamburg. Der Haftbefehl gegen die No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa ist nach Mitteilung ihrer Plattenfirma aufgehoben worden. Dies teilte Universal Music Deutschland am Freitagabend mit. Vor drei Monaten war die Sängerin wegen gefährlicher Körperverletzung festgenommen worden. Nach zehn Tagen Untersuchungshaft kam sie unter Auflagen frei. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt wirft ihr vor, einen Mann bei ungeschütztem Sex mit HIV infiziert zu haben, obwohl sie von ihrer Infektion wusste.

In der vergangenen Woche hatte die 27-Jährige in der RTL-Sendung „Stern TV“ erstmals öffentlich über ihre Situation gesprochen. Der Sprecher der Darmstädter Anklagebehörde, Ger Neuber, erklärte danach am Donnerstag vergangener Woche zum Stand der Ermittlungen: „Jedes Ermittlungsverfahren braucht seine Zeit. Wir ermittlen weiter ergebnisoffen.“ Am Freitagabend war die Staatsanwaltschaft zunächst nicht zu erreichen.

Der Fall Benaissa hatte bundesweit Aufsehen erregt, auch wegen des sogenannten HIV-Outings durch die Staatsanwaltschaft. Benaissas Infektion war zuvor nicht bekanntgewesen. Sie selbst sagte dazu bei „Stern TV“, es sei „absolute Hölle“ und „sehr bitter“ gewesen, dass ihre neunjährige Tochter erst durch die Berichterstattung von ihrer Infektion erfahren habe. „Meine Tochter wusste gar nichts über meine Infektion, bis es in der Zeitung gestanden hat.“

Das hessische Justizministerium bewertete die Informationen der Staatsanwaltschaft zum Fall Benaissa jedoch als nicht zu beanstanden. Bei der Abwägung zwischen dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Sängerin und dem Recht der Medien auf Information habe in diesem Fall der Anspruch der Medien Vorrang, hatte Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) zwei Wochen nach der Festnahme Benaissas im Landtags- Rechtsausschuss gesagt. Auch wollte Benaissa zunächst gegen einige der damaligen Presseberichte vorgehen, zog aber inzwischen entsprechende Anträge gegen den Verlag Axel Springer zurück.

Mittlerweile haben die No Angels bei Live-Auftritten wieder gemeinsam auf der Bühne gestanden, demnächst erscheint ein neues Album, dass die vier Sängerinnen am kommenden Mittwoch in Berlin vorstellen wollen. Die zunächst mit fünf Mädchen besetzte Band No Angels war im Jahr 2000 aus der TV-Castingshow „Popstars“ hervorgegangen. Sie wurde seitdem zur erfolgreichsten deutschen Frauenband überhaupt.