Pädagogin Katharina Saalfrank will das Format nicht länger mittragen. Sie beklagt die mangelnden erzieherischen Inhalte in der Reality-Doku.

Köln. Sendeschluss für die " Super Nanny“ : Die beliebte RTL-Doku wird nach Informationen des Senders eingestellt. In Zukunft wird sich Katharina Saalfrank in der Rolle der "Super Nanny" also nicht mehr um die Sorgen von Problemfamilien kümmern - zumindest nicht zur Primetime vor einem begeisterten Millionenpublikum. Nach 145 Folgen stellt RTL die Coaching-Serie ein. Am Sonnabend teilte der Sender in Köln mit, dass keine neuen Ausgaben geplant sind. Eine gemeinsame Entscheidung: Auch die Diplom-Pädagogin Saalfrank, die das Gesicht der Show war, willigte ein. Nach einem Spiegel-Bericht, sei es sogar Saalfranks eigener Wunsch gewesen, die Sendung zu beenden. In einer internen E-Mail an RTL-Verantwortliche habe Saalfrank geschrieben, dass ihre erzieherischen Inhalte in diesem Jahr "massiv in den Hintergrund“ gedrängt worden seien, berichtet das Blatt laut Vorabbericht von Sonnabend. In ihre Arbeit als Fachkraft in diesem Format sei extrem und "teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen“ worden. Dies sei sicher der Entwicklung des medialen Markts hin zu inszenierter Realität geschuldet, hieß es weiter. Das komme für sie nicht mehr infrage. 7 Jahre lang arbeite Saalfranks als Erziehungsexpertin für RTL nach sieben Jahren. Am 16. November wurde die letzte Folge der aktuellen Staffel ausgestrahlt. Seit dem 19. September 2004 war die Sendung bei RTL zu sehen.

RTL selbst formulierte das beenden der Zusammenarbeit etwas diplomatischer: "Trotz noch immer akzeptabler Quoten sind wir unübersehbar in einer Reifephase angekommen“, sagte der Bereichsleiter Comedy & Real Life bei RTL, Markus Küttner. "In keinem Land lief 'Die Super Nanny' länger als in Deutschland, fügte er hinzu. Die Wende kam überraschend: In einem Interview Ende August hatte sich Saalfrank noch sehr motiviert gezeigt, für die aktuelle Staffel als "Super Nanny“ Familien mit Problemen zu helfen. "Es ist für mich etwas ganz Besonderes im Rahmen von 'Die Super Nanny' mit Familien zu arbeiten und sie zu beraten“, sagte sie. "Die Familien zu Hause zu besuchen und im Rahmen von der Sendung über sechs bis zehn Tage alles erst selber sehen, dann zu besprechen und noch vor Ort selber aktiv zu werden, ist für mich eine große Chance, eine intensive Beziehungsarbeit leisten zu können“, fügte sie hinzu.

Die erste Staffel des Formats erreichte laut Senderangaben vor sieben Jahren im Durchschnitt 24,1 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren. Die letzte Staffel lag bei einem durchschnittlichen Marktanteil von 17,2 Prozent. Zuletzt hatte der Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) die Einstellung der Sendung gefordert , nachdem es in einer Folge über eine dreifache Mutter aus Glinde (Kreis Stormarn) nach DKSB-Ansicht zu einer deutlichen Verletzung des Kindeswohls gekommen war.

Die Real-Life-Serie war von Anfang an umstritten. Nach zunächst wütenden Protesten zum Start der „Super Nanny“ 2004, in denen RTL die Entwürdigung von Kindern vorgeworfen wurde, legte sich die Kritik in den Folgejahren allerdings etwas. Die Deutsche Kinderhilfe unterstützte das Format im Jahr 2009 dann sogar öffentlich: „Die „Super Nanny“ sensibilisiert die gesamte Gesellschaft für Erziehungsthemen.“ Zuletzt aber hatte der Deutsche Kinderschutzbund RTL aufgefordert, die Sendung einzustellen, da weder das Filmteam noch Saalfrank selbst bei Gewalt gegenüber Kindern vor laufender Kamera eingegriffen hätten.

Mit Material von dpa und dapd