Helmut Thoma plant gemeinsam mit Medienmanager Helmut Keiser nach US-Vorbild ein Netzwerk aus mehreren privaten Regionalsendern.
Berlin. Helmut Thoma ist zurück im Fernsehgeschäft. Der 72-Jährige plant zusammen mit Medienmanager Helmut Keiser ein Netzwerk aus mehreren privaten Regionalsendern in Deutschland. Kanäle wie Hamburg 1, TV Berlin und NRW TV sollen mit gemeinsamen, nationalen Programmstrecken versorgt werden. Einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigte Thoma. Das Projekt läuft unter dem Namen Volks-TV und soll noch in diesem Jahr starten.
Sein Ziel sei es, „eine merkbare dritte Kraft im deutschen Privatfernsehen zu werden“, sagte Thoma, demzufolge Volks-TV eine junge Zielgruppe anpeilt. „Wir planen ein bundesweites Mantelprogramm für die Regionalsender“, betonte Thoma, der ein Network nach amerikanischem Vorbild im Auge hat, das bundesweit, aber mit regionalen Aspekten arbeitet. Die Verhandlungen mit den Sendern seien weit fortgeschritten. „Wir starten mit einer Reichweite von elf Millionen Haushalten, im Endausbau können es bis zu 16 Millionen Haushalte sein“, fügte er hinzu.
Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) genehmigte den Sendebetrieb. Sie erteilte dem Fernsehspartenprogramm V.TV die Lizenz für die Dauer von zehn Jahren. Auch die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) gab nach eigenen Angaben bereits grünes Licht.
Thoma äußerte deutliche Kritik am deutschen TV-Markt. Dieser sei unterentwickelt und in seinen Strukturen erstarrt. Das duale System zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern funktioniere kaum noch. ARD und ZDF beschäftigten sich vor allem mit den Zuschauern ab 50 Jahren, RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 konzentrierten sich nur auf Ertragsmaximierung. „Das private Fernsehen in Deutschland wird von zwei Holdings beherrscht." Beide seien nicht am Programm, sondern nur an einer "Erhöhung des Gewinns interessiert“, so der langjährige RTL-Geschäftsführer.
Die privaten Regionalsender in Deutschland seien heilige Kühe, sie hätten eine Bestandsgarantie, „aber sie darben dahin“, sagte der gebürtige Wiener. Für sein Vorhaben sind für die ersten zwei Jahre Investitionen von etwa 30 Millionen Euro nötig. „Der Sender finanziert sich über Werbung und Sponsoren. Wir sind in Gesprächen mit Investoren, es gibt bereits erste Zusagen“, sagte Thoma. „Am Anfang wird es ein relativ einfaches Programm sein, da werden sich die Kritiker wieder darüber zerreißen“, fügte er hinzu.
Nach Angaben der ZAK ist ein 24-stündiges Spartenprogramm mit Schwerpunkt „Entertainment und Bildung“ geplant, das über Satellit und Internet, später auch über Kabel, verbreitet werden soll. Die Antragsteller wollten ein „Dialog-Fernsehen“ anbieten und die Zuschauer zur Mitgestaltung des Programms einladen. So seien interaktive Elemente wie Audio- und Video-Chats, Votings und Online-Foren vorgesehen. V.TV wird von der sich in Gründung befindlichen Volks.TV Verwaltung GmbH mit Sitz in Düsseldorf veranstaltet. Geschäftsführer sind Thoma und Keiser.
Thoma hatte sich 1998 aus der RTL-Geschäftsführung zurückgezogen. Seitdem übernahm er diverse Aufsichts- und Verwaltungsratspositionen und war als Medienberater und Referent tätig.