Dieter Bohlen zeigte seine Abneigung gegen DSDS-Kandidaten Joey Heindle. Während dessen Auftritt verließ der Chef-Juror demonstrativ das Jury-Pult. Auch nach dem Auftritt kehrte Bohlen zunächst nicht zurück. Über das noch nicht abgeschaltete Mikrofon Joeys war gleichzeitig ein Kommentar des verschmähten Sängers zu vernehmen: “Ist der jetzt schon kacken, oder wie?“

Hamburg/Köln. Geht Dieter Bohlen jetzt zu weit? Die Empörung im Internet wächst, nachdem Bohlen in der vierten Mottoshow der 9. Staffel der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) einen Eklat provozierte. Als sich Kandidat Joey Heindle mit der Interpretation des John-Paul-Young-Hits "Love is in the Air" abmühte, wandte sich der Chef-Juror demonstrativ von der Bühne ab und verließ sogar das Jury-Pult. Als Joey schließlich den letzten seiner - zugegeben reichlich schiefen - Töne gesungen hatte, war Bohlen noch immer nicht am Platz zurück. Urteile über den Auftritt des 18-jährigen Kandidaten gab es daher vorerst nur von den verdutzten Juroren Bruce Darnell und Natalie Horler.

Über das noch nicht abgeschaltete Mikrofon Joeys war gleichzeitig ein Kommentar des von Bohlen verschmähten Sängers zu vernehmen: "Ist der jetzt schon kacken, oder wie?" War er augenscheinlich nicht. Als Bohlen nach wenigen Minuten unter vereinzelten Buhrufen ins Auditorium zurückkehrte, lieferte der selbst ernannte Poptitan die Begründung seines Fernbleibens prompt nach. Seine perfide Aussage: "Ganz ehrlich, ich wollte ihm nicht weh tun."

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Eine Abkehr aus Selbstschutz? Schon in den vorangegangen Sendungen hatte Bohlen kaum ein gutes Haar an den Darbietungen des Top-Zehn-Kandidaten gelassen. "Mit Musik hat das nichts mehr zu tun", sagte Bohlen diesmal, "ich muss mir das nicht mehr geben. Ich habe Angst um meine Ohren." Angst um weitere verbale Prügel hatte denn auch Joey selbst - der 18-Jährige verließ nach seinem Auftritt ebenfalls flugs die Bühne und stieß zunächst nicht wie sonst üblich zu den anderen Kandidaten aufs Sofa, sondern verschwand erst einmal in den Katakomben. Nach der Bohlen-Demütigung wächst der Protest im Internet. "So kann man nicht mit einem Kandidaten umgehen" beschweren sich die Fans. Der Vorwurf: Bohlen habe Heindle ja selbst erst in die Mottoshows kommen lassen. Der lässt das Argument nicht durchgehen: In der BILD-Zeitung sagt Bohlen, er habe in Heindle einen Entertainer gesehen und darauf vertraut, dass dieser durch das Vocal-Coaching besser werden würde. Da habe er sich getäuscht. Weiter verteidigt sich Bohlen: „Erstens: Mit Kritik muss man leben können. Zweitens: Es wäre unglaublich unfair den anderen Kandidaten gegenüber, wenn ich diesen Auftritt schöngeredet hätte. Und drittens: Ich sage immer meine Meinung. Diesmal habe ich meine Meinung gezeigt. Wenn es um die Wahrheit geht, verbiege ich mich eben nicht.“

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Genutzt hat das Bohlensche Zu-Schau-Stellen seiner Abneigung gegen Joey letztlich wenig: Der 18-Jährige darf sich auch in der nächsten Runde auf der DSDS-Bühne beweisen. Die Koffer packen muss dagegen Hamed Anousheh. Der 25 Jahre alte Deutsch-Iraner erhielt vom TV-Publikum die wenigsten Anrufe.

Weiter im Rennen ist damit unter anderen der Hamburger Kandidat Kristof Hering - der aus dem Kleinkrieg zwischen Bohlen und Joey gar noch profitieren könnte. Denn zuvor war der 23-Jährige (sang am Sonnabend "Über den Wolken" von Dieter-Thomas Kuhn) selbst in die Schusslinie geraten, nachdem es im Internet und auch innerhalb der DSDS-Villa Angriffe gegen den homosexuellen Studenten wegen seines öffentlichen Outings gegeben hatte.

Derweil reagiert Bohlen ein bisschen trotzig auf mediale Abgesänge seiner RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. „Ich glaub’, das Problem, das die Leute mit uns haben, ist einfach, dass wir wirklich über zehn Jahre jetzt einfach erfolgreich sind“, sagte Bohlen in der Show vom Samstagabend auf die Frage von Moderator Marco Schreyl, ob „DSDS“ ein Problem habe. Medien hatten die bröckelnde Quote dahingehend interpretiert, dass in Deutschland Casting-Formate unbeliebter werden. Zurzeit läuft die neunte Staffel der Castingshow-Reihe.

Bohlen sagte: „Ich finde, solange uns doppelt so viel Zuschauer angucken, wie, sag’ ich mal, diese tolle Echo-Verleihung, die da war, ja, ich glaube, so lang haben wir kein Problem. Und so lange wir die Castingshow sind mit den meisten Zuschauern, sehe ich – ehrlich gesagt – kein Problem.“ Die Echo-Verleihung bei der ARD hatte am Donnerstag 2,58 Millionen Zuschauer erreicht. Die „DSDS“-Show vom Samstag lag mit 4,69 Millionen Zuschauern erneut unter der Fünf-Millionen-Marke. Bei den 14- bis 49-Jährigen kam sie auf 2,71 Millionen Zuschauer (23,0 Prozent Marktanteil).

Die achte Staffel (2011) hatten noch durchschnittlich 6,38 Millionen Menschen verfolgt. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die Show im Schnitt damals hervorragende 32,4 Prozent Marktanteil. Damit war die achte Staffel nach der ersten Staffel und siebten Staffel die erfolgreichste in der Geschichte von „DSDS“.