Eigentlich hatte er eine Rückkehr vor die Kamera ausgeschlossen, nun hat Wettermoderator Jörg Kachelmann sein Comeback bei main.tv gegeben.

Aschaffenburg. Acht Monate nach seinem Freispruch vom Vorwurf der Vergewaltigung ist der frühere ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann auf den Bildschirm zurückgekehrt. Beim Aschaffenburger Regionalsender main.tv präsentierte er am Freitag das Wochenendwetter mit einer Prognose für nächste Woche.

Kachelmann war im Ersten Programm der ARD ausgeschieden, nachdem er am 20. März 2010 festgenommen worden war. Er arbeitet seit 1990 für die ARD. Seit Jahresbeginn 2012 liefert Kachelmanns Firma Meteomedia nur noch die Wetterdaten für die Vorhersagen im Ersten; die Cumulus Media (eine Tochter der Münchner Bavaria Film) hat den Auftrag zur Produktion und Distribution der Sendungen erhalten. Dort sind die vier Wettermoderatoren Claudia Kleinert, Sven Plöger, Karsten Schwanke und Donald Bäcker auch unter Vertrag.

+++ Kachelmann kehrt bei Regional-TV auf Bildschirm zurück +++

Während sie in München die HD-Technik zur Verfügung haben, ist Kachelmanns Grafik handgemacht. Der 53-jährige Schweizer begrüßte die Zuschauer von main.tv gut gelaunt im dicken Winterpullover und kündigte dementsprechend auch frostige Tage an. Auf handgeschriebenen Tafeln, die er in die Kamera hielt, stand etwa „gesäßkalt“ in Großbuchstaben. Kachelmann sagte, ein „Heulen, Jammern und Zähneklappern“ werde schon am Sonntag anheben.

Die Vorhersage war für 17.30 Uhr im Fernsehen geplant, aber schon vorher auf der Homepage von main.tv zu sehen. Kachelmann wird nun jeden Freitag den Wetterbericht bei main.tv präsentieren, wie Chefredakteur Marco Maier der dapd sagte. Er hatte Kachelmann schon vor einem Jahr für Radio Primavera engagiert. Damals lief der Prozess noch. Beim Gespräch über die Verlängerung des Auftrags erklärte sich Kachelmann bereit, auch für das Fernsehen zur Verfügung zu stehen.

Der Vertrag wurde per Handschlag geschlossen, wie Maier der dapd sagte, und soll zunächst bis Jahresende gelten. Es wurde abgemacht, dass er den Wetterbericht wie auf seinem Youtube-Kanal gestaltet. Kachelmann kündigte auf seinen Tafeln etwa „Flöckeln“ an und „leicht garstigen Nordostwind“. „Es ist einfach und authentisch, genauso wie das Konzept für das lokale Fernsehen“, erklärte Maier. „Wir sind zufrieden damit.“

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Während des Prozesses hatte Kachelmann noch die Einschätzung geäußert: „Ich werde nach all dem keine Wettersendungen mehr moderieren können. Nachdem Staatsanwaltschaft und Medien mein angebliches Privatleben gewaltsam öffentlich gemacht haben, wärs mit dem Blumenkohlwolken-Onkel wohl schwierig.“ Er wollte nur noch als Redakteur bei Meteomedia arbeiten. 1990 hatte er das Unternehmen gegründet, das heute 100 Mitarbeiter in Deutschland, Kanada, den USA und der Schweiz beschäftigt.

Kachelmann hatte seine Karriere als Selfmademan beim Geografie-Studium in Zürich begonnen; er produzierte seine erste Wetterkarte für eine Zeitung. Bald brach er das Studium ab und arbeitete einige Jahre als Journalist, ehe er sich 1990 mit einer vollcomputerisierten Wetterstation in seinem Bauernhaus in Bächli bei St. Gallen selbstständig machte und die Firma Meteomedia gründete. Im Radioprogramm SWF 3 (inzwischen SWR) wurde er als „weatherman“ populär. Mit dem Start des ARD-Morgenmagazins im Jahr 1992 begann seine Fernsehkarriere. Meteomedia produzierte ab 1994 den Wetterbericht vor der 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“. (dapd)