Das ZDF engagiert Katty Salié und den ehemaligen “extra 3“-Mann Tobias Schlegl als neue Moderatoren für das Kulturmagazin.
Berlin. Totgesagte lebten keineswegs immer länger, hat Wolfgang Herles warnend gesagt, und schon gar nicht, wenn man sie "ins Sterbezimmer der Nacht" abschiebe. Damals war Herles für "aspekte" zuständig.
Inzwischen hat Christhard Läpple die Redaktionsleitung übernommen, aber aus dem Sterbezimmer konnte er das Magazin auch nicht herausholen: Gesendet wird nach wie vor freitags nachts um 23.15 Uhr. Immerhin lebt es noch. Eine Million Zuschauer schalten bei "aspekte" ein. Um vielleicht doch ein paar von denen zu erwischen, die abschalten, hat das ZDF dem Format eine Verjüngungskur verordnet.
Die neue Musik und der neue Look werden allerdings erst im März fertig sein, bis dahin muss die neue Moderatorin alleine für frischen Wind sorgen: Katty Salié, 36, die das ZDF beim WDR abgeworben hat. Salié spricht von einem "kess erweiterten Kulturbegriff". Persönlich betrachte sie "aspekte" als "ein Sterne-Restaurant, in dem die Köche wundervolle Menüs kreieren, und ich bin die Kellnerin".
+++ Kommentar: Verrückt, diese Hochkultur ... +++
Wie sie über die "Textseminare" denkt, die das ZDF in Berlin abgehalten hat, um sicherzustellen, dass das Magazin in Zukunft "origineller" und "filmischer" wirkt, hat sich Salié auf der Pressekonferenz nicht anmerken lassen. Bei "west.art", hat sie nur mit unverfänglichem Lächeln gesagt, seien ihre Moderationen 30 bis 50 Sekunden lang gewesen. "Ich habe aber im Textseminar gelernt, dass 36 Sekunden das Maximum sind." Im Übrigen sei der neue Job für jemanden, der aus dem Regionalprogramm komme, "schon eine ganz große Nummer".
Was künftig anders werden soll, lässt sich bislang nur erahnen. "Eine Prise mehr Jugendkultur" solle es geben, sagt Redaktionsleiter Läpple. Das sei auch ein Grund dafür, dass man als gelegentlichen Einspringer für Salié Tobias Schlegl engagiert habe, der bislang beim NDR "extra 3" moderiert hat. Auch Schlegl gehöre ja zu der Generation, "die in der Mitte des Lebens ist". Und sonst? Beispielhaft für die Zukunft des Magazins stehe die von "aspekte" im vergangenen Juli arrangierte Begegnung zwischen Thilo Sarrazin und Kreuzberger Türken. Bei der Gelegenheit habe sich der Buch-Autor ("Deutschland schafft sich ab") selbst demaskiert, und "von solchen Begegnungen" wünsche man sich mehr. Dass "aspekte" damals nur - und das auch noch verspätet - auf ein Skandalon aufgesprungen ist, scheint Läpple nicht bewusst zu sein. Für Salié wird die Sache dadurch jedenfalls nicht einfacher.
"aspekte" Freitag 23.15 Uhr, ZDF